Neuwaldegger Schloss
48° 14' 5.83" N, 16° 17' 17.82" E zur Karte im Wien Kulturgut
Neuwaldegger Schloss (Schloss Schwarzenberg), Sitz der Herrschaft Neuwaldegg.
Das ursprüngliche Renaissanceschloss (erbaut 1537), das 1683 durch die Osmanen zerstört worden war, wurde 1692-1697 im Auftrag von Margarethe Gräfin Strattmann (Witwe Ferdinands von Longueval Graf von Bouquoy beziehungsweise Gattin des Hofkanzlers Theodor Althet Graf Strattmann), die 1691 die Herrschaft Neuwaldegg erworben hatte, nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach in barocken Form neu erbaut; gleichzeitig wurde der Garten neu gestaltet. Spätere Umbauten (vor 1708 durch den damaligen Besitzer, den Kriegszahlmeister Johann Karl Bartolotti Freiherr von Partenfeld, der 1708 auch eine Wasserleitung aus dem Heubründl zu Dornbach errichten ließ und 1732 im Schloss eine Hauskapelle einrichtete), haben den ursprünglichen architektonischen Grundgedanken stark verwischt. Äußerlich steht ein zurückspringender, oval geschwungener Mittelteil zwischen zwei Eckrisaliten.
Im Inneren haben sich Reste der alten Einrichtung erhalten. Vorfälle unter den Erben Bartolottis Freiherr von Partenfeld führten 1735 wegen hoher Schulden zur Sequestration der Herrschaft, die käuflich an Josepha Antonia Freifrau von Aichen Edle von Mengshagen kam, die den Besitz umzäunen ließ. 1752 kaufte der niederösterreichische Regimentsrat Philipp Jakob Managetta Edler von Lerchenau um 22.000 Gulden die Herrschaft, am 14. September 1765 kam sie durch Vermittlung von Graf Dietrichstein um 30.000 Gulden an Franz Moritz Graf Lacy, der ab 1766 den seinerzeit viel bewunderten englischen Garten (Neuwaldegger Park) anlegen sowie das Schloss innen und außen adaptieren ließ.
Das Tuskulum des Grafen war die von ihm Hameau genannte Siedlung, von der aus man einen herrlichen Rundblick genoss. Als Lacy am 24. November 1801 starb, erbte den Besitz aufgrund eines Vermächtnisses (1798) die ältere Fürstlich-Schwarzenbergsche Linie (zunächst Joseph Johann Nepomuk Fürst Schwarzenberg, dann dessen Nachkommen), die jedoch aus finanziellen Gründen die Lieblingsschöpfungen des Grafen verfallen lassen musste. 1805 und 1809 waren im Schloss höhere französische Offiziere einquartiert, 1819-1822 wohnte hier als Gast der Schwarzenberg der Dichter Zacharias Werner. In der kleinen Parkkapelle (Ende 18. Jahrhundert in Form eines antiken Tempels errichtet) ruhen Franz Moritz Graf Lacy und sein Neffe Georg Graf Browne.
1938 erbte Therese, geborene Gräfin Trauttmansdorff und Witwe Johann Nepomuk Fürst Schwarzenbergs, den Besitz, der 1945 unter ihren Erben geteilt wurde: ¼ (Schloss und in Terrassen angelegter Barockgarten) kam an ihre Tochter Ida Gräfin Revertera, die diesen Teil 1946 der Erzdiözese Wien verpachtete beziehungsweise 1954 verkaufte (Einrichtung eines Lehrlingsheims, dann eines Schulungsheims für Kinder, schließlich 1975 Einrichtung des Bildungszentrums für das Vikariat Wien Stadt), die restlichen 3/4 (englischer Park mit Meierei, jedoch ohne Hameau) über Maria Benedikta Prinzessin Croy (eine Tochter der Therese Fürstin Schwarzenberg) 1956 durch Kauf an die Gemeinde Wien, als Naherholungsgebiet.
1978 bis 1986 wurden Adaptierungen im Inneren des Schlosses für die Verwendung als Bildungshaus durchgeführt; seit 2001 im Besitz einer Privatstiftung mit dem Namen "Educational Initiative for Central and Eastern Europe".
Weblinks
Quellen
Literatur
- Anton Becker: Schloß und Park in Neuwaldegg, in: Monatsblatt Landeskunde Niederösterreich 1 (1926), S. 33 ff.
- Hermine Cloeter: Häuser und Menschen von Wien. 1920, S. 176
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 413
- Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 146 f., S. 250 ff., S. 266 ff., S. 272ff.
- Hubert Kaut: Wiener Gärten. 1964, S. 32
- Anna Mader-Kratky: Der Palastbau im Oevre von Johann Bernhard Fischer von Erlach. In: Herbert Karner, Sebastian Schütze, Werner Telesko (Hg.): Johann Bernhard Fischer von Erlach (1656-1723) und die Baukunst des europäischen Barock. München: Hirmer 2022, 123-139, hier 131
- Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 177
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 247 ff.
- Anton Trnka: Zur Baugeschichte des Schlosses Neuwaldegg in Wien. Univ. Diss. TH Wien. Wien 1934