48° 14' 33.75" N, 16° 16' 34.34" E zur Karte im Wien Kulturgut
Schwarzenbergpark (17., Neuwaldegg), bedeutendste Gartenanlage des 18. Jahrhunderts in englischem Stil (Gartenanlagen, Englischer Garten).
Das Renaissanceschloss von 1537 wurde 1692-1697 durch einen Barockbau Johann Bernhard Fischers von Erlach ersetzt (Neuwaldegger Schloss), der Garten neu gestaltet. Am 14. September 1765 erwarb Franz Moritz Graf Lacy die Herrschaft Neuwaldegg und ließ 1766-1769 mit einem Aufwand von einer halben Million Gulden das 1768-1791 durch Ankäufe benachbarter Grundstücke (Roßkopf, Tiefau) vergrößerte Areal (120 Joch) durch den Gärtner Maringer zu einem "englischen Garten" (Naturpark) ausgestalten, der von den Zeitgenossen bestaunt wurde. Lacy ließ auch das Hameau errichten.
1808 wurde der Neuwaldegger Schlosspark in einer Beschreibung Wiens als "größter und schönster Naturgarten in Österreich" bezeichnet. Im Sinn seiner Zeit bestand die Anlage aus Wiesenflächen, Alleen und Wäldchen, riesige Blumenbeete mit seltenen Pflanzen, Teiche mit kostbaren Wasservögeln (Parapluiteich, gespeist vom Eckbach, benannt nach einem Regendach), künstliche Wasserfälle und Springbrunnen, ein Dianatempel (am Westende des Parks beim heutigen Zugang zum Hameau, am Fuß des Grünbergs; von acht Säulen getragene Kuppel, 1858 demoliert und durch ein Rindenhaus [Einsiedelei] ersetzt), Skulpturen (um 1775, von Johann Martin Fischer: Mars [Nachbildung des Ares Ludovisi in Rom, um 330 vor Christus; stand ursprünglich auf der Marswiese], Gladiator [Nachbildung des "Borghesischen Fechters" im Louvre, 1. Jahrhundert vor Christus], sterbender Gallier [Nachbildung des Originals im Kapitolinischen Museum in Rom, 239 vor Christus], nur der Sockel erhalten) und Säulen, künstliche Grotten, eine Ruine, vier chinesische Brücken sowie ein auf einem Hügel des Parks gelegenes Lusthaus mit schönem Fernblick (in dem Lacy seine berühmten Diners gab, an denen auch Joseph II. oft teilnahm) gehörten zum Schmuck der Gartenanlage.
Im Neuwaldegger Park ließ sich Lacy seine Grabstätte errichten (Lacy-Grabmal). Die auf einer Futtermauer des Barockschlosses aufgestellten 16 steinernen Zwerge (von Matthias Bernhard Braun, 1717) standen ursprünglich in Citoliby (Zitolib, Nordböhmen) und wurden im 19. Jahrhundert von der Familie Schwarzenberg, die Schloss und Park übernommen hatte, nach Neuwaldegg gebracht. Je eine Figur aus dem Park steht im Pfarrhaus 17., Rupertusplatz 3, und im Hof des Hauses 17, Neuwaldegger Straße 24.
Während des Zweiten Weltkriegs verwilderte der Landschaftspark zunehmend. 1957 kam der Park in den Besitz der Stadt Wien und wird seither vom Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb betreut und als Naherholungsgebiet genutzt. Durch einen Landschaftspflegeplan konnten unter anderem historisch wertvolle Parkbereiche rekonstruiert und erhalten werden.
Im Schwarzenbergpark befinden sich Gedenktafeln für Bezirksvorsteher Karl Panek (enthüllt 15. Juni 1977) und für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs (errichtet 1920 durch den Deutschen Turnverein) sowie das Lacy-Grabmal.
Das Areal des Rohrerbads wurde 1978 dem Schwarzenbergpark eingegliedert und zu einem großen Kinderspielplatz umgewandelt.
Weblinks
- Forstamt und Landwirtschaftsbetrieb (Magistratsabteilung 49): Erholungsgebiet Schwarzenbergpark [Stand: 30.06.2016]
- Wikipedia: Schwarzenbergpark
Literatur
- Alfred Auer (Hg.): Wien und seine Gärten. 1974, S. 43 ff.
- Friedricke Candico-Kubin: Im Dornbacher Park, in: Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 250 ff.
- Geza Hajos: Romantische Gärten der Aufklärung. 1989, S. 143 ff.
- Hernals. Ein Heimatbuch für den 17. Wiener Gemeindebezirk. Hg. von Hernalser Lehrern. Wien: Österr. Schulbuchverlag 1924, S. 136 ff.
- Katalog: "Die Zwerge kommen", in: Schriftenreihe des Landschaftsmuseums Schloß Trautenfels (Steiermark Landesmuseum Joanneum, 4; Trautenfels). 1993, S. 93 f.
- Hubert Kaut: Wiener Gärten. 1964, S. 32
- Rudolf Spitzer: Hernals. Zwischen Gürtel und Hameau. Wien: Mohl 1991, S. 193
- Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 247 ff.