Pest

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Die große Pest in Wien im Jahre 1349.
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Art des Ereignisses Epidemie
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BildnameName des Bildes Pest 1349.jpg
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Anfänge

Die ursprünglich auf dem indischen Subkontinent endemisch verbreitete Krankheit Pest (bakteriologisch: Yersinia pestis) trat auf dem europäischen Kontinent erstmals 541 (justinianische Pest) auf. Sie raffte vermutlich ein Drittel bis die Hälfte der Bevölkerung in betroffenen Landstrichen im Mittelmeerraum, aber auch in anderen Teilen Europas, dahin. In mehreren Wellen kehrte die Pest bis etwa Mitte des 8. Jahrhunderts wieder, ehe sie in Vergessenheit geriet.

Die Pest im Mittelalter

Bei ihrer Wiederkehr, eingeschleppt aus der genuesischen Kolonie Kaffa im Schwarzmeerraum, sorgte sie neuerlich für verheerende Bevölkerungsverluste. Sie wurde nun auf Grund der von der Krankheit verursachten schwarzen Beulen der "schwarze Tod" genannt. Im Jahr 1349 erreichte die Seuche Wien und dürfte in kurzer Zeit etwa die Hälfte der Einwohner dahingerafft haben. Der Ausbruch der Pest in Wien wird in den Quellen mit drei verschiedenen Zeitpunkten angegeben: 12. April, 31. Mai, 24. Juni. Als Enddatum gilt der 20. September. Da die Friedhöfe überfüllt waren, gingen die Menschen dazu über, Tote in Gruben vor der Stadt zu begraben. Zum Verlauf der Pesterkrankung ist überliefert, dass die meisten Erkrankten innerhalb von drei Tagen, nachdem die Symptome gezeigt hatten, verstarben. Allerdings konnten jene, die den dritten Tag überlebten, auch noch mit einer Genesung rechnen. Die wirtschaftlichen Folgen der Epidemie waren enorm, da im ganzen Land Arbeitskräfte fehlten. Dies führte etwa dazu, dass die Arbeiter in den Weingärten höher entlohnt wurden. Es kam auch zu umfangreichen Imbolientransaktionen. Weitere schwere Pestepidemien sind in mittelalterlichen Quellen für die Jahre 1381, 1410/11 und 1436 dokumentiert. 1381 wurden in St. Stephan angeblich etwa 15.000 verstorbene gezählt, abermals hatte der Pestausbruch durch Arbeitskräftemangel starke wirtschaftliche Auswirkungen. 1436 musste aufgrund der Erkrankungen die Universität temporär geschlossen werden.

Die Pest in der frühen Neuzeit

Nach einer Phase längeren Ausbleibens von Epidemien ereigneten sich im 16. und 17. Jahrhundert solche nachweisbar 1506, 1521, 1541, 1563, 1570, 1586, 1654/55 und 1679. Eine Nachepidemie sorgte 1588 für das Aussterben der Nonnen im Himmelpfortkloster. Die schwerste Pestepidemie der Frühen Neuzeit fand 1679 statt (siehe: Pestepidemie 1679). Sie fand im kollektiven Gedächtnis durch die Predigten Abraham a Sancta Claras und die populäre Figur eines die Pest überlebenden populären Sackpfeifers, den "Lieben Augustin" ihren festen Platz. Kaiser Leopold I. veranlasste die Errichtung der Pestsäule am Graben.

Am Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Pest ein letztes Mal aus Ungarn eingeschleppt. Die Pestepidemie 1713 fiel weniger schwer als jene von 1679 aus. Als Dank für die Überwindung der Pest ließ Kaiser Karl VI. die Karlskirche errichten.

Gegen den Ausbruch von Pestepidemien ergriffene Maßnahmen wurden seit 1541 in landesfürstlichen "Infektionsordnungen" festgeschrieben, jedoch zumeist nur nachlässig eingehalten. Zu den Maßnahmen zählte die Kontrolle von Reisenden, die Sperrung von Häusern (Quarantäne) und die Umfunktionierung der Siechenals als Pestlazarett. Prozessionen wurden verboten, Gasthäuser geschlossen, Märkte nach "faulen Obst" durchsucht. Das Mobiliar betroffener Haushalte wurde verbrannt. Vor allem aber riefen die Kaiser die Untertanen auf, ein gottgefälliges Leben zu führen, um den Zorn Gottes nicht zu erregen. Die Seuchenabwehr scheiterte aber in der Regel vor allem an den hygienischen Defiziten, da die Pest zumeist über Ratten und Rattenflöhe übertragen wird, die Übertragung von Mensch zu Mensch (Lungenpest) ist wesentlich seltener. Mit der Epidemie von 1713 verschwand sie aus Mitteleuropa. Dazu trug auch der Bau des "Pestkordons" an der Grenze zum Osmanischen Reich bei. Dieser wurde bei Nachrichten über Seuchenausbrüche im Osmanischen Reich geschlossen und Reisende durften nur nach einer Wartezeit in Quarantäne die Grenze passieren.

Erinnerungsorte:

Der letzte Laboratoriums-Pestfall ereignete sich 1898 im Kaiser-Franz-Joseph-Spital (Hermann Franz Müller). Pestheilige waren Sebastian, Rochus und Rosalia (ab 1646 Patronin in der Diözese Wien) sowie die Heilige Dreifaltigkeit. Pestsäulen (teilweise Mariensäulen) entstanden auch in der von der Pest betroffenen niederösterreichischen Umgebung Wiens (beispielsweise Baden, Ebreichsdorf, Heiligenkreuz, Klosterneuburg-Kierling, Mödling, Perchtoldsdorf).

Literatur

  • Edmund Frieß, Gustav Gugitz: Zur Pestperiode 1679-1680 in Wien. In: Monatsblatt des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 54 (1937), 119-122.
  • Gustav Gugitz: Die Wiener Pestepidemie von 1713 und ihr Ausmaß. Ein statistischer Versuch einer Richtigstellung. In: Wiener Geschichtsblätter 14 (1959), S. 87 ff. (es ist zu bedenken, dass sicherlich viele Tote ohne Beschau begraben wurden, sodass die Totenbeschauprotokolle keine verlässliche Quelle darstellen);
  • Richard von Krafft-Ebing: Zur Geschichte der Pest in Wien 1349-1898. Leipzig/Wien: Franz Deuticke 1899
  • Ferdinand Olbort: „Vergessene" Pestjahre. Die Seuche von 1653 bis 1656 in Wien. In: Wiener Geschichtsblätter 28 (1973), S. 10 ff.
  • Ferdinand Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien. Zeitgenossen berichten, Wien/Köln/Weimar: Böhlau 1995
  • Franz Patzer (Hg.): Die Pest in Wien. 300 Jahre lieber Augustin. Wien 1979 (= 188. Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek)
  • Hans Rotter: Neubau. Ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1925, S. 113
  • Hilde Schmölzer: Die Pest in Wien. „Deß wütenden Todts Ein umbständig Beschreibung“. Berlin: Verlag der Nation 1988
  • Boris und Helga Velimirovic: Plague in Vienna. In: Reviews of Infectious Diseases 2 (1989), Nr. 5 (Sept.-Oct.), S. 808 ff.
  • Andreas Weigl: Frühneuzeitliches Bevölkerungswachstum. In: Peter Csendes, Ferdinand Opll (Hg.), Wien. Geschichte einer Stadt. Bd. 2: Die frühneuzeitliche Residenz (16. bis 18. Jahrhundert), hrsgg. v. Karl Vocelka, Anita Traninger, Wien-Köln-Weimar: Böhlau 2003, S. 109-131.
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 42 ff.