Josef Georg Daum
Josef Georg Daum, * 1. Oktober 1789 Wien, † 12. Dezember 1854 (Cholera) Stadt 575 (1, Petersplatz 12; Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof [Waldmüllerpark]), Gastwirt, Cafétier, Gattin (26. November 1811) Marianne (Anna) List (1791-1855), Gastwirtstochter, Vater des Josef Daum (* 26. Juli 1815 Schottenfeld, † 17. September 1877 Wien).
Als Sohn eines begüterten Lebensmittelhändlers betrieb Daum bereits als junger Mann in einem der elterlichen Häuser ("Zur heiligen Anna", Neustiftgasse [7, Apollogasse]) ein Wirtsgeschäft; 1817 war er Wirt im "Krebsenkeller" am Hohen Markt (Konskriptionsnummer 524, "Zum roten Krebs"; 1, Hoher Markt 12).
Am 9. Dezember 1829 erwarb das Ehepaar Daum das ehemalige Café Milani (Kohlmarkt 6, Wallnerstraße 2) und ließ es derart prächtig ausstatten, dass es zu einer Sehenswürdigkeit wurde (siehe Kaffeehaus Daum); als Novität legte man auch englische Zeitungen zum Lesen auf.
Später übernahm Daum auch das Gasthaus "Zum Fassel" (1, Kohlmarkt 8-10), eröffnete den Dorotheerkeller am Lobkowitzplatz, eine Bierhalle in der Jordangasse und Weinhandlungen in der Spiegelgasse und Rotenturmstraße; schließlich wurde Daum Hoftraiteur im Augarten und in den Redoutensälen. Am 23. März 1823 mietete er die Kellerräume des Seitzerhofs (1, Tuchlauben 7), die schon längere Zeit als Weinschank gedient hatten.
Bis 1832 bewirtschaftete Daums Schwager Leopold Grader das Lokal; am 4. Februar 1833 eröffnete Daum selbst die (mittlerweile erstklassig ausgestatteten) Räumlichkeiten unter dem Namen Elysium und machte dieses zu einem Zentrum des vormärzlichen Unterhaltungslebens in Wien.
Josef Lanner wirkte hier als Kapellmeister. Am 18. März 1838 war das (alte) Elysium das letztemal geöffnet; der Seitzerhof wurde kurz darauf abgerissen. Inzwischen hatte Daum am 8. März 1838 den St.-Anna-Keller des alten Jesuitenklosters (zwischen Annagasse und Johannesgasse) gemietet und eröffnete dort am 1. März 1840 ein "Neues Elysium", das bald eine europäische Sehenswürdigkeit wurde; Daum schmückte die Lokalitäten ständig mit neuen Dekorationen, die auf Zeitereignisse Bedacht nahmen.
Jedem Erdteil war ein eigener Saal gewidmet, außerdem gab es eine echte Pferdeeisenbahn. In der Faschingszeit fanden im Elysium die berühmten Maskenzüge statt. Nach Daums Tod führte sein Sohn Joseph (* 1815, † 17. September 1877) das Etablissement weiter, das jedoch 1863 für immer seine Pforten schloss.
Daum besaß ab 1823 einen Fünf-Achtel-Anteil des Hauses 1, Petersplatz 9-Kühfußgasse 2 ("Zu den vier Jahreszeiten"), das 1840 zur Gänze in seinen Besitz überging; er ließ einen Neubau errichten, der bis 1849 als Miethaus diente, in dem er aber auch seine Weinhandlung "Zum Reichstag" unterbrachte.
Danach erfolgte die Umwandlung des Hauses in ein Hotel, das Daum zunächst selbst führte; es wurde am 25. September 1852 dem Publikum zur Besichtigung freigegeben und am 22. Jänner 1853 eröffnet.
In seinen letzten Lebensjahren erlitt Daum schwere finanzielle Rückschläge, fiel in die Hände von Wucherern und musste das Hotel zum Verkauf anbieten (seit 1854 Hotel Wandl); der neue Besitzer, der Gastwirt Johann Wandl, setzte Daum eine ausreichende Leibrente aus.
Quelle
Literatur
- Alt-Wien. Monatsschrift für Wiener Art und Sprache 4 (1895), S. 87 ff.
- Franz Ritschel: Das gab es nur im "Elysium". In: Wiener Monatshefte 1 (1966), S. 28 ff.
- Josef Musil: Der Maitre de plaisir des vormärzlichen Wien. In: Neues Österreich, 12.12.1954, S. 11
- Siegfried Weyr: Im roten Kleid mit geringeltem Haar. In: Neues Österreich, 23.12.1956, S. 15
- Ludwig Eldersch: Zweimal Elysium. In: Neues Österreich, 03.01.1966, S. 17
- Hans Pemmer, Ninni Lackner: Ein Shakespeare der Volksbelustigungen und König der Arrangeure. Josef Georg Daum und seine Etablissements im Urteil zeitgenössischer Pressestimmen. In: Stadt Wien. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt, 15.02.1969, S. 14 ff.
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. Band 1. München: G. Müller 1918 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 13), S. 437 f.