Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof

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Katholischer Matzleinsdorfer Friedhof, 1904/05
Daten zum Objekt
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48° 10' 50.90" N, 16° 21' 55.75" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof am Generalstadtplan von 1904

Der Matzleinsdorfer Katholischer Friedhof (10., Landgutgasse, Herzgasse, Dampfgasse, Karmarschgasse) war einer der fünf im Jahr 1784 außerhalb des Linienwalls eröffneten Kommunalfriedhöfe, nachdem Kaiser Joseph II. ein Verbot für die Beisetzung in Kirchen und innerstädtischen Friedhöfen erlassen hatte. Die Kommunalfriedhöfe wurden mit der Eröffnung des Zentralfriedhofs 1874 gesperrt und geschlossen sowie in den 1920er-Jahren in Parkanlagen umgewandelt. Der ehemalige Friedhof besteht seit 1923 als Waldmüllerpark, eine Besonderheit ist der Grabmalhain mit dem Grab des Malers Ferdinand Georg Waldmüller.

Geschichte

Anlegung des Friedhofs

Als Joseph II. 1783 aus sanitären Gründen die Schließung der Friedhöfe innerhalb des Linienwalls anordnete, entstanden 1784 vor den Linien fünf "communale Leichenhöfe". Bei der Anlage desjenigen vor der Matzleinsdorfer Linie griff man auf den bereits bestehenden (aber bedeutungslos gewordenen) Nikolsdorfer Friedhof zurück, jener bestand als Teil des neuen Friedhofs fort. Dessen Areal wurde für die Anlage des nunmehrigen Matzleinsdorfer Friedhofs entsprechend vergrößert, Teile der alten Mauern wurden entfernt und alte Grabstellen aufgelassen. Die alte Einsiedelei am Nikolsdorfer Friedhof wurde zum Totengräberhaus umgebaut. Die Arbeiten an diesem und den anderen Kommunalfriedhöfen waren im Jänner 1784 abgeschlossen.

Die Bestattungen fanden ab Jänner 1784 bis 1874 für Verstorbene aus den Pfarren Matzleinsdorf, Zu den heiligen Schutzengeln, St. Michael und Am Hof statt, die erste Beisetzung auf diesem Friedhof wurde im Sterbebuch der Pfarre Matzleinsdorf am 4. Mai 1784 vermerkt[1].

10., Matzleinsdorfer Friedhof, 1854.

Östlich des Matzleinsdorfer Friedhofs wurde auch ein Friedhof für osmanische Angehörige eingerichtet, der ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als trapezförmiger Raum unter der Bezeichung "Türkischer Friedhof" auf den Karten aufscheint. Im Rahmen des Durchbruchs der Landgutgasse zum Margaretengürtel im Jahr 1909 wurde dieser Friedhof gemeinsam mit den westlich angrenzenden Teilen des Katholischen Friedhofs abgeräumt.

Erweiterungen des Friedhofs

Der Zeitpunkt der ersten Erweiterung ist in den Quellen nicht direkt belegt. Die in der Literatur angegebene geringfügige Erweiterung 1787 war laut Anton Lang eine im Grundbuch erwähnte Erweiterung des alten Nikolsdorfer Friedhofs zum neuen Kommunalfriedhof[2].

Im Jahr 1824 hatte der Friedhof laut dem im Wiener Stadt- und Landesarchiv verwahrten Grundverzeichnis von Anton Behsel eine Größe von 16.214 m²[3], von seiner ursprünglichen Größe von 15.120 m² im Jahr 1784 war dieser nur um 1.094 m² angewachsen.

Die Erweiterung des Jahres 1829 nach Süden in Richtung Dampfgasse auf 25.920 m² lässt sich aus der Chronik der Pfarre Matzleinsdorf belegen, die wahrscheinlich bei einem Bombenangriff 1945 vernichtet wurde. Die Erweiterungspläne des Jahres 1846 sehen eine erneute Vergrößerung nach Süden vor, wobei nur die "Gevaysche Familiengruft" realisiert wurde, deren handkolorierten Pläne im Wiener Stadt- und Landesarchiv erhalten sind[4]. Diese auf Testamentsanordnung des 1845 verstorbenen Anton Gevay erbaute Kapelle war als Teil der Gesamtanlage gedacht und blieb bis zur Schließung in den Jahren 1874/1879 die einzige Begräbnisstätte mit Grufthaus, erst im Jahr 1923 wurde diese abgerissen.

Im August 1852 begannen Planungen für eine neuerliche Erweiterung, vorläufig nur in Richtung Alxinger-- und Herzgasse, danach gen Westen zur Südbahn. Die Einweihung des 1854 ebenfalls vergrößerten Friedhofs fand am 17. März 1854 statt. Seit 1853/1854 einen trapezförmigen Grundriss und verblieb in dieser Form bis zur Schließung.

1856 wurde gemäß der neuen kirchlichen Bestimmungen, die Protestanten die Beisetzung auf katholischen Friedhöfen untersagte, die Anlage eines neuen evangelischen Friedhofs notwendig. Hierfür wurde ein der Stadt gehörender Acker vor der Matzleinsdorfer Linie von circa 30.000 m² der evangelischen Gemeinde überlassen und 1858 der Evangelische Friedhof Matzleinsdorf eingeweiht.

Sperre und Auflassung des Friedhofs

Am 10. Oktober 1874 ordnete der Magistrat wegen dem neuen Zentralfriedhof die Schließung an, wogegen Beschwerde erhoben wurde. Die Niederösterreichische Statthalterei bestätigte zwar am 22. Dezember 1874 den Beschluss, ließ jedoch für einen Zeitraum von fünf Jahren Beisetzungen für bestehende Grüfte zu. Anlässlich der Sperre begannen begüterte Familien mit der Überführung ihrer Verstorbenen auf andere Friedhöfe. Am 2. Mai 1884 beschloss der Gemeinderat die Überführung von historisch bedeutenden Persönlichkeiten auf den Zentralfriedhof, wofür der damalige Stadtarchivdirektor Karl Weiß ein "Gräberbuch über die Friedhöfe Wiens und der Vororte" anlegte[5].

Nichtsdestoweniger kam es jahrzehntelang zu keiner Räumung des Friedhofs, so war laut Verwaltungsbericht der Stadt Wien 1888 kein Anlass für eine gänzliche Auflassung vorhanden, weil nach wie vor viele Gräber und Grüfte von den Angehörigen gepflegt wurden. 1900 beschloss der Stadtrat die Umwandlung des Friedhofs in eine Parkanlage sowie die Errichtung eines Gräberhains.

1909 wurde der östlich des katholischen Teils gelegene "Türkische Friedhof" anlässlich des Durchbruchs der Landgutgasse zum Margaretengürtel gemeinsam mit dem westlich an ihn anschließenden Teil des katholischen Friedhofs geräumt. Erst am 9. Mai 1923 beschloss der Gemeinderat die endgültige Räumung.

Waldmüllerpark

Am 3. Oktober 1923 wurde die in eine Gartenanlage umgewandelte ehemalige Begräbnisstätte eröffnet (Waldmüllerpark; die Benennung erfolgte nach dem 1865 hier bestatteten Ferdinand Georg Waldmüller). Bedeutende Grabdenkmäler berühmter Persönlichkeiten, die seinerzeit auf diesem Friedhof bestattet worden waren, wurden in einem Grabmalhain (100 historische Grabsteine) am Rand der Parkanlage vereinigt. Der Grabstein Waldmüllers wurde 1991 restauriert.

Siehe auch: Kommunalfriedhöfe, Waldmüllerpark, Grabmalhain Waldmüllerpark, Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof.

Bestattete Personen

Im Wien Geschichte Wiki gibt es 52 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.

BildName des BildesPersonennameBerufBerufGeburtsdatumDatum der GeburtSterbedatumSterbedatumGrabstelle
Georg AltmütterTechnologe6 Oktober 17872 Januar 1858Gräberhain Waldmüllerpark, Nummer 98
Sophie BaumannSchauspielerin177614 Juli 1840
Johann van BeethovenApotheker2 Oktober 176612 Januar 1848Gräberhain Waldmüllerpark, Nummer 90
Bartholomäus BondraSänger
Schauspieler
Regisseur
Komponist
18 August 175821 September 1829
Therese BrockmannSchauspielerin173820 September 1793
Joseph Daniel BöhmBildhauer
Medailleur
15 März 179415 August 1865Gräberhain Waldmüllerpark, Nummer 11
Josef CachéSchauspieler
Sänger
Bühnenautor
26 August 177026 Januar 1841
Johanna CostenobleSängerin
Schauspielerin
10 September 177716 Juli 1828
Josef Georg DaumGastwirt
Cafétier
1 Oktober 178912 Dezember 1854
Jacob DeutschmannOrgelbauer179511 März 1853Gräberhain Waldmüllerpark, Nummer 53
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Quellen

Literatur

  • Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992, Band 2, S. 124 ff.
  • Anton Lang: Vom Nikolsdorfer Friedhof zum Waldmüllerpark. Ein Beitrag zur Geschichte des katholischen Matzleindorfer Friedhofs in Wien-Favoriten. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 44/45. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1988/1989, S. 92 ff. (auch als SA)
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register

Referenzen

  1. Pfarre Matzleinsdorf, Sterbbuch ab 1784, fol. 3
  2. Anton Lang: Vom Nikolsdorfer Friedhof zum Waldmüllerpark. Ein Beitrag zur Geschichte des katholischen Matzleindorfer Friedhofs in Wien-Favoriten. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, 44/45. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1988/1989, S. 140.
  3. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Hs. 24/6, Anton Behsel, Häuserverzeichnisse, Wien 1824, fol. 10r.
  4. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartografische Sammlung, Sammelbestand, P1.359.1 Matzleinsdorfer Friedhof 1846
  5. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handschriften, A 111.1 - Gräberbuch über die Friedhöfe Wiens, 1877-1884