Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf
48° 10' 42.52" N, 16° 21' 36.92" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Evangelische Friedhof Matzleinsdorf (10., Triester Straße 1; auch Alter Evangelischer Friedhof) ist ein seit 1858 bestehender konfessioneller Friedhof.
Geschichte
Bis zum Jahr 1783 wurden evangelische Verstorbene beider Bekenntnisse auf dem Mariazeller Gottesacker in einem separaten Teil bestattet. Mit dessen Auflösung im Rahmen der josephinischen Reformen ging auch eine Neuregelung des Begräbniswesens für Katholiken als auch Protestanten einher. Protestanten war nun die Beisetzung auf katholischen Friedhöfen erlaubt.
Seit den Konkordatsverhandlungen 1855 ergab sich die Zweckmäßigkeit, für evangelische Begräbnisse einen eigenen Friedhof zu errichten. Seit der Auflösung des Mariazeller Gottesackers 1783, wo ein evangelischer Teil vorhanden war, gab es keine eigene evangelische Begräbnisstätte. Am 25. Juli 1856 wurden die erforderlichen Schritte zur Einrichtung eines Evangelischen Friedhofs eingeleitet, und zwar vor der Matzleinsdorfer Linie. 1857 erfolgte der Grundankauf, am 7. April 1858 fand die Einweihung statt. 1858 bis 1860 wurde vom Architekten Theophil Hansen und vom Baumeister Franz Halmschläger um eine Bausumme von 36.156 Gulden die nach Motiven byzantinischen Stils erbaute Friedhofskirche errichtet (Evangelische Friedhofskirche).
Bis 1861 gehörte der Friedhof zur Wieden, mit der Abtrennung Margaretens wurde dieser dem neuen 5. Bezirk zugeschlagen, seit 1874 liegt dieser im 10. Bezirk Favoriten.
Die Belegung des Friedhofs wurde mit 15. November 1904 (die Grüfte mit 30. September 1909) befristet, weshalb beim Zentralfriedhof ein (zweiter) evangelischer Friedhof angelegt wurde (Evangelischer Friedhof Simmering). Mehrfach wurde eine Sperre beziehungsweise Auflassung des Friedhofs erörtert, doch wurde 1987 sein Weiterbestand auf unbestimmte Zeit genehmigt. Eine Erweiterung ist aus topografischen Gründen nicht möglich.
Hier ruhen nicht nur österreichische Protestanten, sondern auch viele evangelische Ungarn, Italiener, Hugenotten, Angelsachsen, Deutsche und einige konvertierte Wiener Juden.
Künstlerische Ausstattung
Trotz der unmittelbaren Nähe zu vielbefahrenen Straßen wie dem Gürtels und der Triester Straße sowie vieler neuer, schmuckloser Gräber, zählt dieser Friedhof zu den stimmungsvollsten Begräbnisstätten. Nächst der Kirche befinden sich die sehenswertesten Gräber und Grüfte. Auffällig sind der weitgehende Verzicht auf Prunk und die Neigung zu nüchterner Bescheidenheit.
Siehe auch: Mariazeller Gottesacker, Evangelischer Friedhof Simmering, Friedhöfe.
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 125 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Paul Albrecht | Chirurg | 28 Januar 1873 | 23 November 1928 | ||
Alexander Anschütz | Sänger (Bariton) | 6 Februar 1816 | 20 Februar 1868 | ||
Emilie Anschütz | Hofschauspielerin | 1795 | 15 Juni 1866 | ||
Heinrich Anschütz | Schauspieler Regisseur Bühnenschriftsteller Übersetzer | 8 Februar 1785 | 29 Dezember 1865 | ||
Roderich Anschütz | Beamter Schriftsteller | 24 Juli 1818 | 26 Mai 1888 | ||
Friedrich Ludwig Arnsburg | Schauspieler | 16 Oktober 1816 | 23 August 1891 | ||
Rudolf von Arthaber | Industrieller Kunstsammler Mäzen | 4 September 1795 | 9 Dezember 1867 | Gruppe 5, Nummer 27-30 | |
Johann Arzberger | Techniker Maschinenbauer | 10 April 1778 | 28 Dezember 1835 | ||
Hugo Astl-Leonhard | Redakteur Schriftsteller | 9 Juni 1870 | 31 März 1900 | ||
Anton Baldacci | Politiker | 14 Oktober 1762 | 9 Juli 1841 | ||
… weitere Ergebnisse |
Quellen
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 127f.
- Franz Knispel: Die Aufbahrungshalle für den evangelischen Friedhof Matzleinsdorf. In: Der österreichische Bestatter 32. Heft 6. 1990, S. 196 ff.
- Gustav Reingrabner: Der Evangelische Friedhof in Wien-Matzleinsdorf. In: Wiener Geschichtsblätter. Nummer 21. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1966, S. 115 ff.
- Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, S. 222 ff.
- Herbert Tschulk: X. Favoriten. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1985 (Wiener Bezirkskulturführer, 10), S. 62 f.