Adele Sandrock

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Adele Sandrock als "Christine" in Schnitzlers Liebelei, um 1895
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Sandrock, Adele
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  2191
GNDGemeindsame Normdatei 118605429
Wikidata Q75157
GeburtsdatumDatum der Geburt 19. August 1864
GeburtsortOrt der Geburt Rotterdam, Niederlande 4050739-7
SterbedatumSterbedatum 30. August 1937
SterbeortSterbeort Berlin 4005728-8
BerufBeruf Schauspielerin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwischenkriegszeit, Theater, Burgtheater (Institution), Burgtheater (Gebäude), Burgtheatergalerie, Stadttheater, Deutsches Volkstheater, Volkstheater (Institution), Schauspielerin, Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.04.2024 durch WIEN1.lanm09ua1
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Evangelischer Friedhof Matzleinsdorf
Grabstelle
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Adele Sandrock.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Adele Sandrock als "Christine" in Schnitzlers Liebelei, um 1895
  • 1., Getreidemarkt 5 (Wohnadresse)
  • 1., Rotenturmstraße 20 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Adele Sandrock, * 19. August 1864 Rotterdam (Niederlande), † 30. August 1937 Berlin, Schauspielerin.

Biografie

Ihre Eltern waren Eduard Othello Sandrock, ein ehemaliger deutscher Offizier und späterer Kaufmann, und Johanna Simonetta Sandrock, geborene ten Hagen. Sandrock hatte sieben Geschwister, darunter die Schauspielerin Wilhelmine Sandrock und den Schriftsteller und Maler Christian Sandrock. 1874 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach der Scheidung ihrer Eltern nach Berlin und erlernte ab diesem Zeitpunkt die deutsche Sprache.

Sie debütierte 1880 in Rotterdam, spielte kurz darauf in Berlin und war in den folgenden Jahren in der Provinz, aber auch am Hoftheater Meiningen tätig, bis sie 1883 am Deutschen Theater Berlin als "Minna von Barnhelm" den Durchbruch schaffte. 1884 holte sie Heinrich Laube ans Wiener Stadttheater; schlagartig berühmt wurde sie mit der Rolle der Iza in Dumas' "Der Fall Clemençeau". In den folgenden Jahren entwickelte sie sich am Deutschen Volkstheater von der jugendlichen Liebhaberin zur kraftvollen Tragödin. Ab 1895 spielte sie am Burgtheater klassische Frauengestalten (Debüt als Maria Stuart) und Rollen in Gesellschaftsstücken (nach dem Erfolg als Christine in Schnitzlers "Liebelei" folgten weitere Schnitzler-Rollen), die sie durch dämonische Leidenschaftlichkeit zur Wirkung brachte.

Doch Sandrock war nicht nur Schauspielerin in Arthur Schnitzlers Stücken, sondern war auch mit ihm liiert. Zuvor hatte sie mit Max Burckhard eine Liebesbeziehung. 1894 machte Sandrock Bekanntschaft mit Karl Kraus und gehörte gemeinsam mit Schnitzler zu Kraus' Kaffeehausrunden. Zwischen 1899 und 1904 ist ein regelmäßiger Schriftverkehr zwischen Kraus und den beiden Schwestern Sandrock belegt, der sich im Bestand der Wienbibliothek im Rathaus befindet. Sandrocks Porträt hing sogar in Kraus' Schreibzimmer.

Als im März 1898 der Vertrag ihrer Schwester Wilhelmine, die schon vor Adele Sandrock am Hofburgtheater als Schauspielerin angefangen hatte, nicht erneuert wurde, kündigte Adele Sandrock ihr Engagement. Die beiden Schwester konnten unter großer medialer Aufmerksamkeit nicht nur eine Audienz beim Kaiser erwirken, sondern auch eine Gnadenpension für Wilhelmine. Adele blieb jedoch zunächst noch weiterhin für das Hofburgtheater tätig und ging erst 1904 wegen weiterer Unstimmigkeiten aufgrund ihres Lebensstils wieder ans Volkstheater beziehungsweise zu Max Reinhardt ans Deutsche Theater in Berlin (1905–1910), gastierte aber auch an anderen Berliner Bühnen und kehrte immer wieder auch ans Volkstheater zurück.

Als sie 1911 engagementlos in Wien lebte, wechselte sie zum Film, in dem sie als skurrile Dame (später als komische Alte) brillierte und einem breiten Publikum bekannt wurde. Sie wirkte an 77 Stumm- und 83 Tonfilmen mit (darunter "Die Waise von Lowood", 1926; "Der Kongreß tanzt", 1931; "Alles hört auf mein Kommando", 1934; "Die englische Heirat", 1934; "Amphytrion", 1935; "Der Favorit der Kaiserin", 1936). Verewigt hat sie sich als herrschsüchtige Schwiegermutter und geniale Komikerin, wobei ihre dunkle, bedrohliche Stimme die Rollen prägte. Sie wohnte in Wien im 1. Bezirk und teilte sich in Berlin-Charlottenburg eine Wohnung mit ihrer Schwester, die ihre Memoiren "Mein Leben" postum ergänzt und 1940 herausgab.

Ihre Liebe zu Wien fand auch in ihrem Wunsch Ausdruck, in Wien begraben zu werden. Wilhelmine Sandrock ließ ein Familiengrab am Evangelischen Friedhof Matzleinsdorf mit einem Grabdenkmal von Carl Anselm Zinsler errichten und Adele Sandrock dort bestatten.

Sandrockgasse (später Sambeckgasse).

Quellen


Literatur

  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Paul Zsolnay 2020
  • Friedrich Pfäfflin (Hg.): Aus großer Nähe. Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen: Wallstein 2008
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Nike Wagner: Geist und Geschlecht. Karl Kraus und die Erotik der Wiener Moderne. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987
  • Herbert Holba / Günter Knorr / Peter Spiegel: Reclams Deutsches Filmlexikon. Filmkünstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Stuttgart: Reclam 1984
  • Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008) (Register)
  • Walburga Renger: Adele Sandrock. Diss. Univ. München. München 1950
  • Josef Bergauer: Auf den Spuren berühmter Menschen in Wien. Wien: Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst 1949, S. 39
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815 – 1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954 - lfd. (Rollen- und Literaturverzeichnis)
  • Rathaus-Korrespondenz, 28.08.1962; 17.09.1964; 27.08.1987
  • Wiener Zeitung, 03.08.1987


Adele Sandrock im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.