Heinrich Laube
Laube Heinrich, * 18. September 1806 Sprottau, Schlesien, † 1. August 1884 Wien 1, Operngasse 8 (Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof, Gruft 186), Dichter, Schriftsteller, Burgtheaterdirektor (1849-1867), Gattin Iduna Budens (Iduna Laube).
Biographie
Er studierte ab 1826 in Halle/Saale und ab 1828 an der Universität Breslau evangelische Theologie, interessierte sich aber weit mehr für die illegal arbeitende Burschenschaftsbewegung, mit der seine Entwicklung zum politischen Schriftsteller zusammenhängt. Bereits während der Universitätszeit begann seine kritische Tätigkeit, bei der er polemisches Talent und Mut bewies. Ab 1829 arbeitete er bei verschiedenen Zeitschriften und Zeitungen. Nach seiner Tätigkeit als Privatlehrer auf Gutshöfen (1830/1831) wurde er 1832 Mitarbeiter des Brockhaus-Verlags und Theaterkritiker des "Leipziger Tagblatts". 1833 übernahm er die Leitung der Leipziger "Zeitung für die elegante Welt", wo er zum Wortführer der literarisch-politischen Richtung "Junges Deutschland" wurde; diese trat für die Ideen der Freiheit und Demokratie ein. Die Polizei erzwang Laubes Ausweisung aus Leipzig und verhaftete ihn in Berlin.
Nach Abbüßung einer Festungshaft (1837-1839) begab sich Laube auf Reisen nach Frankreich und Algerien, redigierte 1842-1844 in Leipzig wieder die "Zeitung für die elegante Welt", arbeitete jedoch vornehmlich als Bühnendichter. 1848/1849 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung, erfolgte 1849 seine Berufung als Direktor ans Hofburgtheater, das er bis 1867 leitete. Durch ihn wurde diese Bühne grundlegend umgestaltet und auf ein hohes Niveau gebracht. Als künstlerischer Leiter hatte Laube volle Freiheit bei der Auswahl der Stücke (er förderte besonders Franz Grillparzer), der Rollenbesetzung, der Probenzahl und beim Engagement neuer Kräfte. Er baute einen neuen Spielplan auf und ließ sich beim Durchsetzen seiner Ziele nicht allein vom Publikumsgeschmack, sondern von seinem künstlerischen Verantwortungsgefühl leiten. Unter seiner Direktion konnten große Schauspielerinnen und Schauspieler (unter anderem Charlotte Wolter, Baudius, Baumeister, Gabillon, Lewinsky, Sonnenthal) ans Burgtheater verpflichtet werden.
In seinem privaten Salon (1., Stoß im Himmel 3, 4. Stock) versammelte er täglich vor der Abendvorstellung im Burgtheater die geistige Elite der Stadt; in den 1850er und 1860er Jahren bildete dieser einen kulturellen Mittelpunkt der Gesellschaft der Ringstraßenära. Laube war wohl der bedeutendste Dramaturg des 19. Jahrhunderts. Nach Einsetzung Friedrich Halms als Generalintendant der kaiserlichen Bühnen weigerte sich Laube seine Arbeit fortzusetzen, nahm Abschied und kehrte nach Leipzig zurück, wo er 1869 die Leitung des Stadttheaters übernahm. Seine Erfahrungen legte Laube in der Schrift "Das Burgtheater" (1868) nieder. 1872 folgte er jedoch dem Ruf, die Leitung des neuerbauten Stadttheaters in Wien zu übernehmen, dessen Direktion er bis 1880 innehatte. Dieses Haus, das er zu einer der wesentlichen künstlerischen Einrichtungen Wiens machte, eröffnete am 15. November 1872 mit Schillers "Demetrius" die erste Spielzeit; besondere Verdienste erwarb er sich durch die Aufführung der in Grillparzers Nachlass aufgefundenen Dramen.
Daneben entfaltete Laube selbst eine fruchtbare schriftstellerische Tätigkeit (Reisenovellen, 1834-1837; Erinnerungen, 1875 und 1882; Die Ergänzungen von Schillers Demetrius, 1872 und andere); Gesammelte Schriften erschienen in 16 Bänden 1845-1873. Am 5. September 1876 erhielt er taxfrei das Bürgerrecht. Laube wohnte später 1., Opernring 8; mit dem Bankier Friedrich Freiherr Schey von Koromla war er befreundet (Unterstützung bei der Finanzierung des Stadttheaters). Nach Laubes Tod gab H. H. Houben 1908-1910 eine 50-bändige Ausgabe seiner "Gesammelten Werke", A. Weilen 1906 seine "Theaterkritiken und dramatischen Aufsätze" heraus; Laubes Bibliothek wurde 1885/1886 vom Antiquariat Gottlieb (Wien) verkauft. Laubeplatz.
Quellen
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zu Heinrich Laube
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Heinrich Laube
- Wienbibliothek Digital: Heinrich Laube
Literatur
- Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
- Fred Hennings: Die Ringstraße. Symbol einer Epoche. Wien: Amalthea 1977, Bd. 1, S. 23
- Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
- F. G. Körner [Hg.]: Heinrich Laube, Selbstbiographie: Reise durch das Biedermeier. Wien 1965
- Neue Freie Presse, 2. und 10. 08. 1884
- Österreichische Rundschau, 8 (1906), S. 291 ff., 333 ff.; 11 (1907), S. 308 ff.; 28 (1911), S. 207 ff.
- Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
- Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
- Adalbert Schmidt: Dichtung und Dichter Österreichs im 19. und 20. Jahrhundert. 2 Bände. Salzburg: Bergland-Buch 1964. Band 2, S. 399
- Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856-1891
Heinrich Laube im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.