Josef Schatzl
Schatzl, Josef, * 26. April 1862 Rottenbach bei Ried in Oberösterreich, † 9. Oktober 1936 Wien, Arzt.
Biographie
Josef Schatzls Familie stammt aus dem bäuerlichen Milieu. Seine Eltern betrieben in Rottenbach eine Fleischhauerei mit angeschlossener Gastwirtschaft. Nach der Matura in Linz ging Schatzl nach Wien, mit dem Berufsziel Maler zu werden, wandte sich aber nach zwei Jahren Studium an der Akademie der bildenden Künste aus wirtschaftlichen Überlegungen 1885 dem Medizinstudium zu. 1891 promovierte er an der Universität Innsbruck zum Dr. med. Seine ärztliche Berufslaufbahn begann er als Schiffsarzt für den Österreichischen Lloyd und deutsche Reedereien, bevor er 1893 eine Stelle als Hilfsarzt im Kaiser-Franz-Joseph-Spital antrat. 1896 ließ er sich in Sievering nieder und bekam einen Vertrag als "Städtischer Arzt" sowie als Arzt der Arbeiter- und Bezirkskrankenkasse. Schatzl wurde als hervorragender Diagnostiker beschrieben. Seine Beliebtheit verdankte er aber vor allem seiner Hilfsbereitschaft, die sich unter anderem darin äußerte, dass er bedürftige Personen unentgeltlich behandelt hat. Nach seiner Pensionierung als "Städtischer Arzt" 1926 wurde Schatzl der Titel Medizinalrat verliehen. Fortan widmete er sich der Pflege seines kleinen Weingartens und war nur mehr sporadisch als Arzt tätig.
Bereits kurz nach Schatzls Tod bildete sich in Sievering eine Bürgerinitiative, die in einem Schreiben vom November 1936 die Benennung einer Verkehrsfläche nach dem beliebten Arzt anregte. Obwohl die damals für Verkehrsflächenbenennungen zuständige Magistratsabteilung 23 (Stadtregulierung- und Vermessungswesen) darauf aufmerksam machte, dass "bisher nur in außergewöhnlichen Fällen, d. h. nach Personen mit ganz besonderen Verdiensten (Staatsmänner) bereits in so kurzer Zeit nach ihrem Ableben Benennungen vorgenommen wurden“ [M. Abt. 23/3517/36], wurde mit Entschließung des Bürgermeisters vom 3. April 1937 der Fußweg zwischen Sieveringer Straße und Bellevuestraße, in dessen Nähe sich Schatzls Weingarten befand, nach dem Arzt "Schatzlsteig“ benannt.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.28832/1936: Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Schatzl Dr. Josef
- WStLA, M.Abt. 218, A1: MA 23 - 1594/1936
- WStLA, Bundespolizeidirektion Wien, Historische Meldeunterlagen
- Verlassenschaftsabhandlung nach Josef Schatzl: WStLA, Bezirksgericht Döbling, A4/1 - 1A: 545/1936
- Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger 1897: Aerzte im XIX. Bezirke (Döbling)
- Matricula online: Taufbuch der Pfarre Rottenbach (Duplikat), Sig.: 106/1862
- Matricula online: Trauungsbuch der Pfarre Sievering, Sig.: 02-11, fol. 7
- Matricula online: Sterbebuch der Pfarre Sievering, Sig.: 03-11, fol. 41
Literatur
Brigitte Trinkl: "Einen Dr. Schatzl bekommen wir nicht mehr!". In: Döblinger Museumsblätter 206/207 (2018), S. 19-26