Jungferngasse

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Die Jungferngasse vom Graben aus mit der Peterskirche im Hintergrund (1973)
Daten zum Objekt
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48° 12' 32.37" N, 16° 22' 9.14" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Jungferngasse (1.; auch Jungferngäßchen), benannt (1862) nach einem Hausschild.

1414 urkundlich "daz lückelin" beziehungsweise "das luckel", seit 1701 (Bezug nehmend auf die Sage von einem Stelldichein mit tödlichem Ausgang für den Galan) Jungfau-Gässel, ab 1862 Jungferngasse genannt.

1., Jungferngasse 2, um 1940

Die Sage

In dem damaligen Haus (Stadt 612) wohnte ein bildhübsches, aber leichtfertiges Mädchen namens Frowiza. Ihr gegenüber (Stadt 571) hatte der Stadtrat Stephan Kogler seine Behausung, dessen Sohn, ein schmucker Bursche, die Schwibbögen, welche die beiden Häuser miteinander verbanden, als Brücke benützte, um seiner Nachbarin Besuch abzustatten. Als ihn dabei der Vater einmal erwischte, erschrak der Bub darüber so sehr, dass er das Gleichgewicht verlor und sich beim Sturz das Genick brach. Der Vater machte hierauf der Dirne den Prozess und sie musste öffentlich Kirchenbuße leisten, das heißt, mit einem Strohkranz auf dem Kopf vor der Kirchentüre stehen.

Eine andere Überlieferung besagt: Seit ältester Zeit waren die beiden Häuser, welche die Gassen bildeten, wie auch noch heute, von dieser Gasse aus ohne Eingang, also unzugänglich wie eine Jungfrau, was biederen Bürgern Anlass genug schien, dem Gässchen den Namen Jungferngasse beizulegen.

Die Verbreiterung des Jungferngäßchens

Der in den Jahren 1876 bis 1878 durchgeführten Verbreiterung der Gasse fielen nicht nur die Häuser mit den Konskriptionsnummern Stadt 612 und 613 zum Opfer, sondern es wurden auch die anschließenden Häuser Stadt 614, 611, 615 und 616 abgerissen und statt diesen sechs drei neue Häuser ausgebaut, welche die Nummern 26 bis 28 tragen. Demnach fielen am Graben die Nummern 23 bis 25 aus.

Pfarrzugehörigkeit bis 1938

Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.

Quellen

Literatur

  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
  • Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 1. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 119 f.
  • Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)