Jungmann & Neffe
Die Anfänge des 1866 als Schneiderzugehörhandel angemeldeten und später zum k.u.k. Hoflieferanten aufgestiegenen Betriebs Wilhelm Jungmann & Neffe lassen sich auf eine Adresse im Textilviertel (Salvatorgasse 3) zurückführen, wo Wilhelm Jungmann gemeinsam mit Wilhelm Steiner den Schneiderzugehörhandel betrieb. Bereits 1867 wurde diese Gesellschaft wieder aufgelöst und Sigmund Reinitz trat in das Unternehmen ein, aber schon 1869 trennten sich Sigmund Reinitz und Wilhelm Jungmann wieder. Bis 1873 betrieb Wilhelm Jungmann daraufhin den Handel alleine unter seinem Namen. Im Jahr 1873 trat schließlich Wilhelm Dukes, der Neffe Wilhelm Jungmanns, dem Unternehmen bei, worauf auch der neue Geschäftsname 'Jungmann & Neffe' basiert. 1880 suchten Wilhelm Jungmann und Wilhelm Dukes um den k.u.k. Hoflieferantentitel an und zeitgleich wählten sie ein Eckhaus an der Augustinerstraße/Albertinaplatz als neues, großes Geschäftslokal. Als die Bauarbeiten bereits sehr weit fortgeschritten waren, baten Wilhelm Jungmann und Neffe erneut um eine baldige Verleihung des Hoflieferantentitels um gegebenenfalls die neu anzufertigenden Schilder, Wappen, et cetera für das neue Geschäftslokal unter Angabe des neuen Titels anfertigen zu lassen. Eine Woche später erhielten sie einen positiven Vorbescheid und im März 1881 das Dekret ausgefertigt. Kurz nach Verleihung des k.u.k. Hoflieferantentitels eröffneten Wilhelm Jungmann und Wilhelm Dukes im September 1881 ihr neues Geschäft am Albrechtsplatz 3 (heute Albertinaplatz). Unter den Kundinnen waren Vertreterinnen des europäischen Hochadels wie die Kaiserinnen Elisabeth und Auguste Victoria, Damen aus Diplomatie, aus dem internationalen Großbürgertum und der amerikanischen Geschäftswelt. Auch Kundinnen aus den wohlhabenden jüdischen Adelsfamilien und Großbürgertum, wie etwa die Baronin von Todesco finden sich unter der Stammkundschaft. In den Werkstätten im ersten Stock wurden komplette Damengarderoben gefertigt, vom Hut, Oberbekleidung, Pelzen bis zur Weißwäsche. Wilhelm Jungmann zog sich 1885 aus dem Unternehmen zurück, Wilhelm Dukes war aber bis in die Mitte der 1930er Jahre gemeinsam mit seinen Brüdern und seinen Söhnen im Unternehmen aktiv. Er starb 1938 im 90. Lebensjahr. Im Jahre 1942 wurde das Geschäft an Walter Suchy verkauft, das seitdem von dieser Familie geführt wird und nun seit 2005 von dessen Urenkel Georg Gaugusch geleitet wird.
Literatur
- Dan Fischman: Wien wird chic! Der Aufbruch in die Wiener Moderne. In: Kauft bei Juden. Geschichte einer Wiener Geschäftskultur. Hg. von Astrid Peterle. Wien: Amalthea 2017, S. 28-35
- Georg Gaugusch: Wer einmal war A–K. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938. 2 Bände. Wien: Amalthea 2011
- Georg Gaugusch: Wilhelm Jungmann & Neffe. 150 Jahre einer Wiener Firma. In: Kauft bei Juden. Geschichte einer Wiener Geschäftskultur. Hg. von Astrid Peterle. Wien: Amalthea 2017, S. 94-113
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/9: Handelsregister E 9/465, Wilhelm Jungmann
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/17: Handelsregister Ges 17/223, Wilhelm Jungmann & Neffe
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74/21: Handelsregister E 21/192, Wilhelm Jungmann & Neffe
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/39: Handelsregister Ges 39/43, Wilhelm Jungmann & Neffe
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B76/32: Handelsregister A 32/186, Jungmann Wilhelm & Neffe; Jungmann & Neffe, Wilhelm
Weblinks
- Jungmann & Neffe [Stand: 25.07.2017]