Jürgen Wilke
- Gründer des Laxenburger Kultursommers (1980)
- Intendant der Stockerauer Festspiele (1971 bis 1997)
- Intendant der Perchtoldsdorfer Sommerspiele (1984)
Jürgen Wilke, * 21. November 1928 Berlin, † 27. Mai 2016, Regisseur, Intendant, Schauspieler, Kammerschauspieler, Gattin Katharina Kutschera.
Biografie
Jürgen Wilke verbrachte seine frühe Kindheit in Berlin, bevor er 1937 mit seiner Familie nach Königsberg übersiedelte, wo der Vater einen leitenden Posten in den Strebelwerken angenommen hatte. Wilke besuchte drei Jahre lang die nationalsozialistische Elite-Schule NAPOLA in Stuhm (heute Sztum in Polen), die er nach dem Selbstmord eines Freundes jedoch abbrach. Zurück in Königsberg wurde er früh als Flak-Helfer eingesetzt und erlebte im August 1944 die Bombardements der Stadt durch die britische Luftwaffe. Im Frühjahr 1945 zur Verteidigung nach Berlin beordert, floh er nach Kroppenstedt, wo sich seine Mutter und die beiden Geschwister aufhielten. Sein Vater war im Jänner 1945 im Zuge der Ardennenoffensive gefallen.
Wilkes schauspielerische Ausbildung begann mit einem zweimonatigen Privatunterricht bei Agnes Windeck, kurz darauf schaffte er die Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule in Hamburg, die er im Mai 1949 erfolgreich absolvierte. Bühnenerfahrung in kleinen Rollen konnte er ab 1948 sammeln, seine erste tragende Rolle spielte er am Oldenburgischen Staatstheater in der "Karthagischen Komödie" von Per Schwenzen, die am 29. März 1949 Premiere hatte. In Folge erhielt Wilke ein einjähriges Engagement in Oldenburg, danach in Kiel.
Seine wesentliche künstlerische Prägung erfuhr Wilke durch Gustaf Gründgens, der ihn 1951 für vier Jahre in sein Ensemble nach Düsseldorf und danach ans Schauspielhaus Hamburg holte. Wilkes große Rolle in dieser Zeit war der Max Piccolomini in "Wallensteins Tod" mit Gründgens in der Hauptrolle. Nach Auftritten in Shakespeares "Hamlet" in Passau sowie am Theater in der Josefstadt, wo er an der Seite von Oskar Werner zu sehen war, wurde er 1956 Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters. Er stand dort mit Theatergrößen wie Susanne von Almassy, Paula Wessely, Raoul Aslan oder Werner Krauß auf der Bühne, wirkte aber auch in mehreren Filmen mit, etwa in "Das Herz von St. Pauli" (1957) mit Hans Albers und Gert Fröbe, wodurch sein Bekanntheitsgrad beim Publikum stetig stieg.
Von April 1963 bis Jänner 1964 unternahm er eine große Südamerika-Tournee, die er mit seiner wichtigsten schauspielerischen Partnerin und späteren Ehefrau Katharina Kutschera bestritt. Ab Mitte der 1960er Jahre forcierte Wilke sein Engagement bei Festspielen und fungierte erstmals für zwei Jahre als Intendant der Andernacher Burgspiele. In den folgenden viereinhalb Jahrzehnten hatte er die Intendanz der Stockerauer Festspiele (1971–1997), der Perchtoldsdorfer Sommerspiele (1981–1996) sowie des Laxenburger Kultursommers (1980–2011) inne. Dort rief er im Jahr 1985 die Komödienspiele in der Franzensburg ins Leben, für die Wilke die Wiener Volksstücke Philipp Hafners oder Karl Meisls revitalisierte. In Laxenburg feierte er mit "Der listige Herr Odysserl" von Susanne Felicitas Wolf dann auch sein 40-jähriges Jubiläum als Intendant des Niederösterreichischen Sommertheaters.
Während seiner umfangreichen Intendanten-Tätigkeit erwarb er 1983 zusammen mit Otto Ander das älteste deutschsprachige Tourneeunternehmen "Der Grüne Wagen", das er schließlich von 1989 bis 2005 allein leitete. In all diesen Jahren stand er weiterhin selbst auf der Bühne, führte bei zahllosen Inszenierungen Regie und spielte immer wieder in Filmen mit, so etwa in Franz Antels Reihe "Der Bockerer".
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Dokumentation, Sammlung Josef Treitl: Jürgen Wilke (JT–1085)
Literatur
- Jürgen Wilke: „... und immer wieder von vorn“. Mein Leben. Aufgezeichnet und ergänzt von Wolff A. Greinert. Wien: Amalthea 2012
- Jürgen Wilke: „Ich hatte ein irres Leben“. Im: Kurier, 24.06.2011. URL: https://web.archive.org/web/20110624145749/http://kurier.at/kultur/3916774.php [Stand: 14.04.2015]