Franz Antel
Franz Antel (Pseudonym: Francois Legrande), * 28. Juni 1913 Wien, † 12. August 2007 Wien, Regisseur, Filmproduzent, Autor.
Biografie
Franz Antel besuchte nach Volksschule und Realgymnasium, das er nach der vierten Klasse verließ, von 1929 bis 1931 das Technologische Gewerbemuseum und 1931/1932 die Filmakademie. Von 1931 bis 1936 war er Kameraassistent und Produktionsleiter. Sein erster Film als Produktionsleiter war "Unsterbliche Melodie" mit Leo Slezak. In dieser Zeit drehte er auch seinen ersten eigenen Kurztonfilm "Vagabunden", ein Sportlustspiel (1933).
1936 ging Antel nach Berlin zur Terra-Film als Produktionsleiter, später zur Tobis-Film. 1939 holte ihn Regisseur Karl Hartl zurück zur Wien-Film. 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, kam zu einer Propagandakompanie und agierte in Fronttheatern. 1944 geriet er in russische Gefangenschaft, konnte aber bereits 1945 nach Wien zurückkehren. Die Historikerin Hanja Dämon machte im Herbst 2021 publik, dass Antel, als er 1936 nach Berlin ging, angab, vom "Ständestaat" aufgrund seiner seit 1933 bestehenden Mitgliedschaft in der NSDAP verfolgt zu werden. Offenkundig hegte er Sympathien für das NS-Regime und begrüßte den "Anschluss" 1938. Bereits 1937 hatte er um die deutsche Staatsbürgerschaft angesucht, die er erst 1960 zurücklegte.
Nach Kriegsende gliederte sich Antel in das aufstrebende österreichische Kinowesen ein, konnte zunächst jedoch nur in der sowjetischen Besatzungszone arbeiten, da er den westlichen Besatzern suspekt war. Erfolge feierte er mit einem preisgekrönten Kulturfilm ("Österreich ruft die Welt") und zwei Spielfilmversuchen ("Das singende Haus" und "Kleiner Schwindel am Wolfgangsee").1952 entstand Antels "Hallo Dienstmann" mit Paul Hörbiger und Hans Moser, deren hervorragendes komödiantisches Zusammenspiel diesen frühen Antel-Film zu einem Klassiker der österreichischen Filmkomödie machte. Der Nostalgie verpflichtet waren "Kaisermanöver" (1954) und "Der Kongreß tanzt" (1955). In diesen operettenhaften Bewältigungsversuchen der letzten Jahrzehnte der Monarchie stand vor allem die junge Johanna Matz im Mittelpunkt.
In weiterer Folge drehte er 1955 den Film "Spionage" mit Ewald Balser als Oberst Redl und Oskar Werner als dessen Freund. Der kühle Realismus dieses Streifens unterschied sich wesentlich von anderen Filmen Antels. Mitte der 1950er Jahre wechselte Antel auch von den nostalgischen zu musikalischen Ausstattungsfilmen wie "Roter Mohn" (1956), "... und du mein Schatz bleibst hier" (1961) oder "Die große Kür" (1964). Antel drehte seine Eisrevuefilme unter anderem auch mit dem deutschen Eislaufpaar Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler. 1967 erfand Antel die "Wirtinnen"-Filme mit Terry Torday in der Titelrolle und internationaler Besetzung, etwa "Susanne – die Wirtin von der Lahn" (1967) und "Frau Wirtin hat auch einen Grafen" (1968).
1972 begab sich Antel mit "Außer Rand und Band am Wolfgangsee" wieder ins Salzkammergut. 1977 drehte er mit Tony Curtis in der Titelrolle "Casanova und Co". 1981 entstand Antels künstlerisch vielleicht bedeutsamster Film "Der Bockerer". Der Fleischhauer Karl Bockerer, gespielt von Karl Merkatz, entpuppt sich als eine Art österreichischer Schwejk und meistert mit Humor und Menschlichkeit Probleme in der NS-Zeit. Der Film erhielt internationale Auszeichnungen. 1996 kam "Der Bockerer II". Inhaltlich behandelt der Streifen das Nachkriegsösterreich von 1945 bis 1955. 2000 kam "Der Bockerer III – Die Brücke von Andau" und 2003 "Der Bockerer IV – Prager Frühling" ins Kino.
Neben seiner Filmtätigkeit galt die Leidenschaft Antels dem Fußball; so fungierte er zeitweise als Präsident des Fussballklubs Vienna. Der mehrfach geehrte Filmemacher starb 2007; nach ihm wurde der Antelweg in Wien-Döbling benannt.
Antel war mehrmals verheiratet: 1. Ehe 1938-1948 mit der Berlinerin Hilde Louise Wittke, 1949 Verlobung mit der Schauspielerin Maria Andergast, jedoch keine Hochzeit, 2. Ehe 1953-1958 mit der Schauspielerin Hannelore Bollmann, 3. Ehe 1970-1976 Elisabeth Freifrau von Ettingshausen († 7. Oktober 1976 Bergunfall im Bezirk Bludenz), 4. Ehe 1978-1989 sowie 5. Ehe 1995-2007 Sibylla Thin, einer ehemaligen Sekretärin von Curd Jürgens.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, Historische Meldeunterlagen, K11: Meldezettel von Franz Antel
- Wienbibliothek im Rathaus, Sammlung Josef Treitl: Franz Antel (2 Mappen) [Sign.: JT-1486]
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Antel, Franz [Sign.: TP-001203]
Literatur
- Hanja Dämon: Franz Antel: „Alter Kämpfer“, Widerstandskämpfer, Nazi-Opfer? Vom Karrierebeginn im nationalsozialistischen Deutschland zum „Antifaschisten“ nach 1945, in: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 77 (2021), S. 7-24.
- Franziska Tschinderle: "Franz Antel ist kein Einzelfall". In: profil online, 19.09.2021 [Stand: 21.09.2021]
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, Hintergrundinformation frühere Bezeichnung(en). Wien: Pichler-Verlag 92014, S. 35
- Bernd Buttinger: Franz Antel - ein Leben für den Film. Berndorf: Kral 2011 [Filmografie S. 203-205]
- Servus Franz, grüß dich! Anekdoten aus 75 Jahren Filmschaffen von Franz Antel. Bearbeitet und nach Tonbandprotokollen aufgezeichnet von Ingrid Pachmann. Wien: Molden 2006
- Franz Antel: Verdreht, verliebt, mein Leben. Nach Aufzeichnungen des Autors bearbeitet von Peter Orthofer. Wien [u.a.]: Amalthea 2001
- Alles Leinwand. Franz Antel und der österreichische Film. 7. Juni bis 16. September 2001, Historisches Museum der Stadt Wien. Wien: Historisches Museum der Stadt Wien 2001(Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 274)
- Michael Töteberg [Hg.]: Metzler-Film-Lexikon. Stuttgart : J.B. Metzler 1995
Franz Antel im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.