Karl Merkatz
Karl Merkatz, * 17. November 1930 Wiener Neustadt, † 4. Dezember 2022 Irrsdorf (Salzburg-Land), Schauspieler.
Biografie
Karl Merkatz absolvierte nach der Pflichtschule von 1946 bis 1949 eine Tischlerlehre. Das schauspielerische Handwerk erlernte er zunächst in Wien bei Milo Schreiber, in Zürich und vor allem in Salzburg, wo er das Mozarteum besuchte und 1955 abschloss. Sein erstes Engagement erhielt Merkatz am Kleinen Theater in Heilbronn. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Martha Metz kennen, mit der er zwei Töchter hat.
Ab 1958 folgten Engagements am Landestheater Salzburg, am Schauspielhaus der Städtischen Bühnen Nürnberg-Fürth, in Hamburg am Deutschen Schauspielhaus und am Thalia Theater sowie an den Münchner Kammerspielen. Er feierte Erfolge in Nestroy-Stücken genauso wie in modernen Klassikern wie "Der blaue Vogel" von Maurice Maeterlinck oder Samuel Becketts "Warten auf Godot". 1976 entschied sich Merkatz für eine Karriere als freier Schauspieler, die ihn unter anderem ans Wiener Volkstheater, zu den Kammerspielen des Theaters in der Josefstadt, an die Wiener Volksoper sowie ans Stadttheater Klagenfurt führte.
Mitte der 1970er Jahre entstanden auch die ersten Filme, in denen Merkatz mitwirkte: Unter der Regie von Axel Corti war er in "Der Sohn eines Landarbeiters wird Bauarbeiter und baut sich ein Haus" (1974), in "Jakob der Letzte" und "Der junge Freund" (beide 1976) zu sehen. Berühmt wurde Merkatz mit der Verkörperung des ebenso jähzornigen wie gutmütigen Mundl Sackbauer in Ernst Hinterbergers "Ein echter Wiener geht nicht unter" in der Regie von Reinhard Schwabenitzky (1975). Aus dem Film entwickelte sich bis 1979 eine überaus erfolgreiche ORF-Serie mit insgesamt 24 Folgen. 2008 und 2010 kamen mit "Echte Wiener – Die Sackbauer Saga" und "Echte Wiener 2 – Die Deppat'n und die Gspritzt'n" zwei Fortsetzungen in die Kinos.
Internationale Bekanntheit und Anerkennung erspielte sich Merkatz als Titelfigur in den "Bockerer"-Filmen von Franz Antel: In vier Teilen (1981–2003) wird der Wiener Fleischhauer Karl Bockerer an neuralgischen Punkten der österreichischen Zeitgeschichte gezeigt: während der NS-Zeit, im besetzten Wien bis zum Staatsvertrag sowie zur Zeit des Ungarn-Aufstands 1956 und des Prager Frühlings 1968.
Seine schauspielerische Vielfältigkeit bewies Merkatz weiterhin auf der Bühne: Er gestaltete ein szenisch-musikalisches Programm rund um Balladen aus François Villons "Das große Testament", spielte Charakterrollen wie den Willy Loman in Arthur Millers "Tod eines Handlungsreisenden" und erarbeitete eine Bühnenfassung von Franz Kafkas "Ein Bericht für eine Akademie". Für die Salzburger Festspiele stand er 2005 in Martin Kusejs Inszenierung von Franz Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" als Benesch von Diedicz auf der Bühne. Im selben Jahr erschien die Autobiografie des Künstlers "So bin ich" sowohl gedruckt als auch als Hörbuch. Für die "Vienna Ring Tram" hat Karl Merkatz die erklärenden Texte zu den Sehenswürdigkeiten im Wiener Dialekt eingesprochen.
Karl Merkatz erhielt 2013 – nach zahlreichen anderen nationalen und internationalen Auszeichnungen – den Österreichischen Filmpreis als bester Darsteller im Film "Anfang 80", in dem er an der Seite von Christine Ostermayer und Erni Mangold um die Selbstbestimmung alter Menschen kämpft. 2015 waren "Der Blunzenkönig" und "Kleine große Stimme" in den Kinos zu sehen, 2019 erschien mit "Otto Neururer – Hoffnungsvolle Finsternis" Merkatz' letzter Film.
Werke
- Karl Merkatz: So bin ich. Autobiografie. Wien: Styria 2005
- Meine liebsten Weihnachtsgeschichten. Ausgewählt und herausgegeben von Karl Merkatz. Innsbruck / Wien: Haymon Verlag 2008