Volksoper (Institution)
48° 13' 28.06" N, 16° 21' 0.36" E zur Karte im Wien Kulturgut
Volksoper (Institution) (9., Währinger Straße 78). Das Theater wurde am 14. Dezember 1898 unter der Direktion von Adam Müller-Guttenbrunn (Bildnis im rechten Rangaufgang) mit Kleists "Hermannsschlacht" eröffnet ( Gedenktafel im Foyer).
Anfangs ausschließlich Sprechbühne (mit prominenten Gastschauspielerinnen, wie Hansi Niese und Adele Sandrock), wurde das Repertoire unter Direktor Rainer Simons (1903-1917), der das verschuldete Theater in ein blühendes Unternehmen verwandelte, durch Singspiele und Opern erweitert. Unter ihm und seinen Nachfolgern Raoul Mader (1917-1919) und Felix Weingartner (1919-1924) entwickelte sich die Volksoper zum zweiten repräsentativen Opernhaus Wiens, an dem auch Wiener Erstaufführungen stattfanden (beispielsweise Tosca, Salome, Kuhreigen).
1929 erfolgte die Umbenennung in "Neues Wiener Schauspielhaus", 1929-1931 stand sie unter der Leitung von Otto Ludwig Preminger und Jakob Feldhammer (Eröffnung am 5. November 1929). Danach übernahm am 3. Dezember 1931 der Dirigent Leo Kraus das Haus und gestaltete wieder als "Volksoper" einen Spielplan der Operetten und Opern beinhaltete. Auf Leo Kraus folgte Karl Lustig-Prean und der Sänger Jean Ernest (1. September 1934). 1935 schied Lustig-Prean aus und neuer Partner von Ernest wurde Alexander Kowalewsky, der bis zum Anschluß durch die Nationalsozialisten 1938 das Haus als Direktor führte. Zu den Prominenten dieser Zeit gehörten Mizzi Zwerenz, Hilde Güden, Lizzi Holzschuh, und Alfred Piccaver, Leo Slezak, Kurt Preger, Fritz Imhoff, Hans Moser, Hans Jaray und Johannes Heesters. Dirigenten bis 1938 : Kurt Herbert Adler, Walter Herbert, Karl Hudez, Oskar Jascha, Robert Kolisko, Heinrich Krips, Max Schönherr, Kurt Pahlen, Rudolf Moralt, Robert Stolz, Oscar Straus und Walter Taussig. 1938 wurde die Volksoper nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten von der Stadt Wien als "Staatliche Volksoper" übernommen (Intendant Anton Baumann). Der Eigentümerverein wurde aufgelöst, die jüdischen Mitglieder und Künstler wurden entlassen und zur Flucht gezwungen, viele wurden in Konzentrationslager gebracht und ermordet. Ab Juli 1938 wurde die Volksoper umgebaut und am 28. Oktober 1938 mit "Fidelio" wiedereröffnet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg diente die Volksoper, die keine Kriegsschäden erlitt (jedoch einen Großteil ihres Fundus verloren) hatte, neben dem Theater an der Wien der Staatsoper (deren Gebäude nach Kriegszerstörungen [1945] unbenutzbar war) als Ausweichbühne (Wiedereröffnung mit dem Staatsoperngastspiel "Die Hochzeit des Figaro" bereits am 1. Mai 1945).
Unter Direktor Hermann Juch (1945-1955) wurden auch Stücke zeitgenössische Komponisten (beispielsweise Carl Orff) ins Repertoire genommen.
Nach der Wiedereröffnung der Staatsoper (26. Oktober 1955) begann unter den Direktoren Franz Salmhofer (1956-1963), Albert Moser (1963-1973), Carl Dönch (1973-1987) und Eberhard Waechter (gemeinsam mit Joan Holender; 1987-1992 beziehungsweise 1996) wieder eine eigene Spielplangestaltung mit den Schwerpunkten Operette und Musical, jedoch unter Berücksichtigung von Oper und Ballett.
Das Teilarchiv 1892-1914 und das Musikalische Archiv der Volksoper befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.
Gebäude
Siehe auch Volksoper (Gebäude)
Direktionen
- Adam Müller-Guttenbrunn (1898-1903)
- Rainer Simons (1903-1917)
- Raoul Mader (1917-1919)
- Felix Weingartner (1919-1924)
- August Maria Markowsky / Fritz Stiedry (1924)
- Hugo Gruder-Guntram / Leo Blech (1925)
- Hermann Frischler (1925-1928)
- Jakob Feldhammer / Otto Preminger (1929-1931)
- Leo Kraus (1931-1933)
- Karl Lustig-Prean / Jean Ernest (1934-1935)
- Alexander Kowalewsky (1935-1938)
- Anton Baumann (1938-1941)
- Oskar Joelli (1941-1944)
- Hermann Juch (1946-1955)
- Franz Salmhofer (1956-1963)
- Albert Moser (1963-1973)
- Karl Dönch (1973-1986)
- Eberhard Waechter (1987-1992)
- Ioan Holender (1992-1996)
- Klaus Bachler (1996-1999)
- Dominique Mentha (1999-2003)
- Rudolf Berger (2003-2007)
- Robert Meyer (2007-2022)
- Lotte de Beer (seit 2022)
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 55 Einträge von Personen, die in der Volksoper (Institution) engagiert waren.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
---|---|---|---|---|
Anita Ammersfeld | Sängerin Schauspielerin Intendantin Produzentin Theaterdirektorin | 19 August 1950 | ||
Leon Askin | Schauspieler Regisseur | 18 September 1907 | 3 Juni 2005 | |
Erich Auer | Schauspieler | 14 April 1923 | 16 Dezember 2004 | |
Nikolaus Bachler | Schauspieler Theaterdirektor | 29 März 1951 | ||
Hermann Benke | Schauspieler | 7 Juni 1866 | 25 März 1937 | |
Alfred Böhm | Schauspieler | 23 März 1920 | 22 September 1995 | |
Carlo Böhm | Schauspieler | 18 April 1917 | 2 April 1997 | |
Carl Dönch | Opersänger Schauspieler Regisseur Theaterdirektor | 8 Januar 1915 | 16 September 1994 | |
Elisabeth Epp | Schauspielerin | 26 Januar 1910 | 29 Oktober 2000 | |
Richard Eybner | Schauspieler | 17 März 1896 | 20 Juni 1986 | |
… weitere Ergebnisse |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A8: 45 - Volksoper
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 471, A2: Volksoper
- Wienbibliothek im Rathaus: Teilarchiv Volksoper
Literatur
- O. Fritz [Hg.]: 95 Jahre Volksoper. Wien 1993
- Erika Gieler: Die Geschichte der Volksoper in Wien von Rainer Simons bis 1945, Diss. Univ. Wien. Wien 1961
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 435 f.
- Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 751 ff. (bis 1918)
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Währing. Vom Ganserlberg zum Schafberg. Wien: Mohl 1989 , S. 197 ff.
- Olive Moorefield, Andrea Ruscher: „Ich habe mich auf den Bühnen Wiens immer fantastisch gefühlt“. Opern- und Musicalstar Olive Moorefield (Wien Museum Magazin, 2024)
- Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 592
- Alfred Wolf: 70 Jahre Volksoper. In: Heimatmuseum Alsergrund 37 (1968), S. 6 ff.
- Paul S. Ulrich: Wiener Theater (1752–1918). Dokumentation zu Topographie und Repertoire anhand von universalen Theateralmanachen und lokalen Theaterjournalen. Mit einem Überblick zu Zeitungen mit Theaterreferaten und deren Referenten. Wien: Hollitzer 2018 (= Topographie und Repertoire des Theaters 1), S. 79-81
Volksoper im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.