Richard Eybner
Richard Eybner, * 17. März 1896 St. Pölten, Kremser Gasse 24, † 20. Juni 1986 Wien 19, Billrothstraße 78 (Rudolfinerhaus; Döblinger Friedhof, Ehrengrab), Schauspieler, Sohn des Postmeisters und Bürgermeisters von St. Pölten Otto Eybner (1856-1917), Gattin (9. August 1923 Bad Aussee) Else Becht († 13. Juni 1974 Wien).
Biografie
Nach dem Ersten Weltkrieg (1916 russische Kriegsgefangenschaft, Rückkehr 1922) zunächst im Bankfach tätig, legte Eybner 1927 die Artistenprüfung ab und wandte sich dem Kabarett (Debüt 1926 in der „Hölle"). Nach Engagements in Deutschland und in der Schweiz besuchte er 1929/1930 das Max Reinhardt Seminar, spielte im „Jedermann" (Salzburg 1930), wurde 1931 von Anton Wildgans ans Burgtheater engagiert und gehörte dem Ensemble bis 1972 an (fast 7.000 Vorstellungen in mehr als 300 Rollen und 281 Inszenierungen), war danach aber weiterhin in Gastrollen zu sehen. Sein besonderes Sprechtalent und die Fähigkeit, sich auch in verschiedenen Dialekten auszudrücken, machten ihn für komödiantische Charakterrollen zur idealen Besetzung; er beherrschte alle akzentuiert grotesken Rollen, brillierte aber auch in Lustspielen Nestroys und in klassischen Komödien der Weltliteratur sowie als Operettendarsteller (ab 1947 Auftreten in der Volksoper, ab 1961 in der Staatsoper; Glanzrolle der „Frosch" in der „Fledermaus") sowie in verschiedenen Filmrollen. Als Vortragskünstler wurde Eybner infolge seiner Rezitationskunst zum Begriff (besonders gerne las er aus Weinhebers „Wien wörtlich"). Außerdem betätigte er sich als Volksbildner und vermittelte bei Führungen wertvolles Kulturgut; Mitglied der Schlaraffia. Kammerschauspieler (1960), Ehrenmedaille der Stadt Wien in Silber (1966), Prandtauer-Preis der Stadt St. Pölten (1969), Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (1971), Silbernes Ehrenzeichen des Landes Wien (1971).
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Richard Eybner ab 1940 (eigenen Angaben zufolge bereits ab 1933) Mitglied der NSDAP und hatte auch Auftritte bei parteinahen Veranstaltungen (zum Beispiel Ausstellung „Unser Heer“, 1944). Nach Kriegsende wurde Eybner bis 1946 am Burgtheater außer Dienst gestellt.
Siehe auch: Eybner-Gedenkstein, Richard-Eybner-Park
Quellen
Literatur
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 254 f.
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 15.03.1971,
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 12.03.1976
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945 - lfd., 13.03.1981
- Josef Reitl: Richard Eybner. "Ich möcht so leben können wie ich leb'". Erinnerungen ans Burgtheater und anderes. Wien [u.a.]: Amalthea 1986
- Josef Reitl: Richard Eybner als Schauspieler und Künstler. Diss. Univ. Wien. Wien 1968
- Heinz Schöny: Von den Vorfahren des Schauspielers Richard Eybner. In: Adler. Zeitschrift für Genealogie und Heraldik 14 (1986), S. 44 ff.