1, Singerstraße 2 (Konskriptionsnummer 901), Kärntner Straße 1-3.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1367, als zwei Haushälften um je 136 Pfund Wiener Pfennig verkauft wurden. 1372 erwarb einer der Käufer, der Apotheker Mathias Bonus, auch den zweiten Teil um nur 40 Pfund! Ab 1475 gehörte es dem späteren Bürgermeister Lienhard Radauner, der es von seiner ersten Gattin Anna geerbt hatte. Nach Radauners Tod scheint es zu einem Rechtsstreit gekommen sein, infolge dessen Kaiser Friedrich III. dem Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Wien befahl, das Haus der Witwe Dorothea zu überlassen, die Radauner nach dem Tod von Anna geheiratet hatte. 1633 stand das Haus erneut im Mittelpunkt eines Erbschaftsstreits.
1806 wurde ein vierstöckiger Neubau auf einer Grundfläche von 982 Quadratmetern errichtet. Dieser gehörte ab 1822 verschiedenen Mitgliedern der Familie Liebenberg (Nachfahren des Bürgermeisters Johann Andreas von Liebenberg). 1901 wurde das Gebäude abgetragen und durch ein drei Stockwerke hohes Haus ersetzt. Da man gleichzeitig die Kärntner Straße verbreiterte, verringerte sich dessen Grundfläche auf 717 Quadratmeter. Ab 1926 stand es im Eigentum der "Salamander Schuhgesellschaft Ges.m.b.H.", die es durch den Übertragungsvertrag vom 22. Dezember 1939 der "Leder- und Schuh A.G." überließ. Im Zweiten Weltkrieg blieb das Gebäude vorerst ohne Schäden, fiel jedoch am 13. April 1945, als die Stadt bereits von den Sowjets besetzt war, einem Brand zum Opfer.
Das heutige siebengeschossige Haus entstand 1952 nach Plänen von Oswald Haerdtl und wurde 1953 von der "Immobilien Verwertungs A.G." erworben.
Siehe auch: Café Ducati
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 1. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 1-4