Kärntner Straße 20
1, Kärntner Straße 20 (vorher 26; Konskriptionsnummer 1053), Donnergasse 1, Neuer Markt 4.
Die erste urkundliche Nennung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt aus dem Jahr 1375. Kurz danach brannte es nieder und wurde nach 1377 wieder aufgebaut. Um 1400 tritt es im Rahmen eines gerichtlichen Streits in Erscheinung. Es ging dabei um eine Schiedmauer, die auch Margarethe, die Besitzerin des Nachbarhauses (Kärntner Straße 22, Haus A) für sich beanspruchte. Am 18. August 1400 wurde entschieden, dass die Mauer zwar Margarethe gehöre, Frau Kathrey, die Eigentümerin des hier besprochenen Hauses, aber darauf ein "gadem" hoch mauern, "ir tram legen und auch plintfenster hinein machen" dürfe.
Neben diesem Haus, das schon 1375 den Namen "Alte Mehlgrube" führte, müssen sich noch zwei weitere Gebäude auf dem Grundstück des heutigen Hauses befunden haben. Eines davon trug den Namen "Neue Mehlgrube", der 1403 zum ersten Mal urkundlich genannt wird, da ein Erbschaftsstreit um dieses Gebäude entstanden war. 1434 hatten alle drei Realitäten denselben Besitzer, kamen jedoch bald wieder in verschiedene Hände. Da für die Zeit zwischen 1450 und 1553 nur wenig Daten zu diesem Grundstück erhalten blieben, ist unklar, ab wann die Häuser zu einem zusammengeschlossen wurden. Fest steht jedoch, dass ein Gebäude in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dem Bürgerspital "anheim fiel", was jedoch von seinem damaligen Inhaber beeinsprucht wurde. Ob er sein Haus zurückbekam, geht aus dem Grundbuch nicht eindeutig hervor, später gehörte es jedoch seinen Töchtern.
Am 11. Oktober 1714 kaufte Johann Baptist Fritsch das Haus, das bis 1827 im Eigentum seiner Nachfahren blieb, wobei der Besitz stark zersplitterte. 1827 kaufte ein Händler alle Anteile des Gebäudes und ließ es demolieren. An seine Stelle trat ein vier Stockwerke hoher Neubau, der auf einer Grundfläche von 415 Quadratmetern stand.
1899 wurde auch dieses Haus abgebrochen und durch das heutige ersetzt, das nach Plänen von Alois Maria Wurm-Arnkreuz entstand. 1931 wurde es von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) erworben, die hier ein Verkehrsbüro einrichteten. Außerdem wurde die Schweizer Handelskammer in diesem Haus untergebracht.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Zuckerbäckerei Mathias Bauer
- Verkehrsbüro der "Schweizerischen Bundesbahnen" (SBB)
- Schweizer Handelskammer
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 43-46