Kammerhof (1)
Kammerhof (1.), früherer Name des Wildpretmarkts (seit 1912).
Unter dem Kammerhof ist ein aus mehreren Häusern bestehender Komplex zu verstehen, der sich um einen hofförmigen Platz gruppierte. Der Platz wird erstmals 1302 erwähnt, dürfte aber älter sein. Bis ins 13. Jahrhundert war dort wahrscheinlich der Sitz der landesfürstlichen Finanzverwaltung. Der Kammerhof hieß auch Neuer Kienmarkt und einige Jahre Alter Heringmarkt.
Später wurde der Platz, dessen unterer Teil die Landskrongasse und das Wintergassel einschloss, wegen des dort betriebenen Handels mit Wildpret, den die Familie Exinger begründet hatte, Wildpretmarkt genannt.
Zu den bekanntesten Häusern, die hier standen, zählen das Haus "Zum roten Igel", der Bellegardehof und das vierstöckige Haus "Zum Palatin von Ungarn", das eine Seite der Kammerhofgasse, zugleich den Abschluss des Wildpretmarkts bildete und seinen Eingang vom Bauernmarkt her hatte.
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 489
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 113
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 751
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 550 ff.