Kapsch
48° 10' 11.64" N, 16° 19' 42.77" E zur Karte im Wien Kulturgut
Kapsch, Firma.
Gegründet von Johann Kapsch († 28. September 1921) am 31. Oktober 1892 in 7, Schottenfeldgasse 53, am 3. Juni 1894 zur Offenen Handelsgesellschaft (OHG) "Kapsch & Söhne" erweitert und 1912 nach 12, Johann-Hoffmann-Platz 9, verlegt ("Werk I", Fabriks- und Verwaltungsgebäude) und am 18. August 1916 als "Telefon- und Telegrafen-Fabriks-AG Kapsch & Söhne" in Wien ins Handelsregister eingetragen (seit 1894 waren alle privaten Telefonnetze verstaatlicht). Nach mehrfacher Produkterweiterung stieg Kapsch 1923 auch in die Radioproduktion ein, die 1924 im Werk II (12, Altmannsdorf, Kranichberggasse; 1936 Erweiterung bis zur Lehrbachgasse) konzentriert wurde.
1930 stellte Kapsch auf der Wiener Messe das Fernsehen vor und realisierte 1932 die Vollautomatisierung des Telefonnetzes (1937 rund 135.000 Anschlüsse). 1946 erhielt Kapsch Aufträge der Post zur Wiederherstellung von automatischen Zentralen. Ab 1950 wurden Transistor-Portables erzeugt, 1955 gehörte Kapsch zu den ersten Unternehmen, die selbst entwickelte Schwarz-Weiß-TV-Geräte anboten, 1961 wurden (Höchststand in der Unternehmensgeschichte) 42.700 Radios ausgeliefert. 1960 wurde "Werk 3" für den Batterie- und Elementenbau gekauft, 1966 "Werk 4" in Gänserndorf für die Produktion von Tischtelefonen in Betrieb genommen.
1973 wurde die Radioproduktion eingestellt, 1978 die hauseigene Leiterplattenfertigung aufgenommen und die betriebliche elektronische Datenverarbeitung eingeführt, am 9. Oktober 1978 die Österreichische Fernmeldetechnische Entwicklungs- und Förderungsgesellschaft mbH (ÖFEG) (PTV, ITT, Schrack, Siemens, Kapsch) gegründet und 1979 der Firmenname auf "Kapsch AG" geändert. 1977 wurde die 1-Milliarden-Schilling-Umsatzgrenze überschritten, 1983 die 2-Milliarden-Schilling-Grenze.
Mit 31. Dezember 1985 erfolgte der Ausstieg aus der Unterhaltungselektronik, 1986 wurde das erste digitale OES-D-Wählamt Österreichs in 6, Lehargasse, errichtet, 1987 die "Data 100 GmbH" in die AG eingegliedert, 1990 ging das Mobiltelefonnetz-D ("D-Netz") in Betrieb. In den 1990er Jahren kam es zur Gründung von Tochtergesellschaften in den Staaten des ehemaligen "Ostblocks" (einschließlich Russlands und der Ukraine).
Dr. Karl Kapsch, der 1989 aus dem Vorstand ausgeschieden war, verstarb am 10. April 2001 im 79. Lebensjahr. Am 8. Oktober 2001 kam es zur Grundsteinlegung für den von der "Kapsch Immobilien GmbH" geplanten "Euro-Plaza Office Park" auf dem ehemaligen Kapsch-Areal am Wienerberg (10, Wienerberggasse - Kranichberggasse - Lehrbachgasse), der 2007 fertiggstellt wurde.
Im Jahr 1999 erhielt Kapsch einen ersten Auftrag für ein LKW-Mautsystem in der Schweiz. Im folgenden wurden in Europa und Übersee in zahlreichen Ländern landesweite Mautsysteme installiert, teilweise in Kooperation mit einheimischen Partnern. Daraus entwickelte sich der Teilkonzern Kapsch-TrafficCom der bereits in 44 Ländern (2014) tätig ist. Zu diesem Zeitpunkt entfielen mehr als die Hälfte des Umsatzes der Kapsch-Gruppe auf Mautsysteme, gefolgt von den Bereichen Telefonie und Bahnkommunikation.[1]
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/58: Handelsregister Ges 58/48, Kapsch u. Söhne
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/6: Handelsregister B 6/111, Telephon- und Telegraphen-Fabriks-Aktiengesellschaft Kapsch & Söhne in Wien
Literatur
- Reinhard Engel: Wien global. Unternehmen im weltweiten Wettbewerb. Wien: echomedia 2015, S. 64-67
- Meidling. Blätter Bezirksmuseums 56 (2002), S. 66 ff. (Zeittafel)
Einzelnachweise
- ↑ Reinhard Engel: Wien global. Unternehmen im weltweiten Wettbewerb. Wien: echomedia 2015, S. 66.