Karl Landsteiner (Arzt)

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Karl Landsteiner)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Karl Landsteiner
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Landsteiner, Karl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. med. univ., ao. Univ.-Prof.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  28388
GNDGemeindsame Normdatei 118726226
Wikidata Q84405
GeburtsdatumDatum der Geburt 14. Juni 1868
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 26. Juni 1943
SterbeortSterbeort New York
BerufBeruf Pathologe, Immunologe
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.11.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle
BildnameName des Bildes Karllandsteiner.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Karl Landsteiner

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Nobelpreis für Medizin (Verleihung: 1930)

Landsteiner Karl, * 14. Juni 1868 Wien, † 26. Juni 1943 New York, pathologischer Anatom, Immunologe.

Biografie

Der Sohn des Journalisten Leopold Landsteiner leistete während seines Medizinstudiums, das er bereits im Alter von 17 Jahren an der Universität Wien begonnen hatte, seinen Militärdienst in Sanitätsabteilungen. 1890 konvertierte er gemeinsam mit seiner Mutter vom jüdischen zum katholischen Glauben. Nach seiner Promotion zum Dr. med. univ. am 21. Februar 1891 hospitierte Landsteiner an der II. Medizinischen Universitätsklinik am Allgemeinen Krankenhaus unter Otto Kalcher und war nach einem Studienaufenthalt in Würzburg und Zürich 1894/1895 Operationszögling an der von Eduard Albert geleiteten I. Chirurgischen Universitätsklinik, 1895/1896 Assistent am Hygieneinstitut bei Max von Gruber und arbeitete danach unter Anton Weichselbaum im pathologisch-anatomischen Institut, an dem er neben ausgedehnter Forschungstätigkeit bis 1908 3.639 Obduktionen vornahm.

Unter einfachen Bedingungen gelang Landsteiner die Entdeckung der klassischen Blutgruppen. Im November 1901 wurde die Festlegung der Blutgruppen A, B, AB und 0 in der "Wiener klinischen Wochenschrift" publiziert ("Ueber Agglutinationserscheinungen normalen menschlichen Blutes"). 1902 fand Landsteiner gemeinsam mit dem Münchner Gerichtsmediziner Max Richter eine Methode zur Bestimmung der Blutgruppen aus Blutflecken.

Durch die praktische Anwendung dieser Entdeckung der Blutgruppen wurden sowohl Operationen als auch Bluttransfusionen sicherer, da erst jetzt geeignete Blutspender ausgewählt werden konnten. Relevanz erhielt sie auch bei der Vaterschaftsfeststellung und in der Forensik. 1903 habilitierte sich Landsteiner für pathologische Anatomie und wurde 1911 außerordentlicher Professor.

1916 heiratete Karl Landsteiner Leopoldine Helene Wlasto, 1917 kam der gemeinsame Sohn Ernst Karl zur Welt.

Zwischen 1903 und 1906 gelang ihm (mit J. Donath) die Aufklärung des Mechanismus der Entstehung der Kälteagglutininbildung und 1905/1906 mit dem Dermatologen Ernst Finger erstmals die Übertragung von Syphilis auf Affen sowie mit Viktor Mucha der Nachweis von Syphiliserregern durch die eigens von ihnen entwickelte Dunkelfeldmikroskopie. 1908 bis 1920 war Landsteiner Prosektor am Wilhelminenspital; dort konnte er unter anderem eine serodiagnostische Methode zum Nachweis der Poliomyelitis-Viren erarbeiten. Als er nach dem Ersten Weltkrieg keine adäquate Forschungsmöglichkeit mehr fand, wirkte er 1919 bis 1922 als Prosektor am R. K. Ziekenhuis in Den Haag, wo ihm 1921 die Identifizierung eines bestimmten Antigenteils gelang (von ihm als "Hapten" bezeichnet); damit erbrachte er eine pionierhafte Forschungsleistung auf serologischem Gebiet, beflügelte aber auch entscheidend die damals im Entstehen begriffene immunologische Forschung. 1922 wurde Landsteiner an das New Yorker Rockefeller-Institut berufen (1939 emeritiert, aber lebenslanges Mitglied), wo er 1926/1927 (mit Philip Levine) weitere menschliche Blutfaktoren beschrieb (beispielsweise M, N und P). 1940 krönte er (gemeinsam mit Alexander Wiener) seine wissenschaftliche Laufbahn mit der Entdeckung des Rhesusfaktors (1941 gemeinsame Entwicklung eines Testsystems zu dessen Bestimmung). Damit war endgültig möglich geworden, den Mechanismus der "Neugeborenengelbsucht" zu klären und eine taugliche Verhütung dieses oftmals zum Tod führenden Krankheitsbilds (dem eine Rhesusinkompabilität zwischen Mutter und Kind zugrunde liegt) zu erarbeiten. Da seine Frau an Schilddrüsenkrebs erkrankt war, beschäftigte sich Landsteiner in seinen letzten Lebensjahren mit Onkologie, starb aber 1943, nachdem er an seinem Arbeitsplatz eine Herzattacke erlitten hatte. Seine Frau überlebte ihn nur einige Monate.

Karl Landsteiner verfasste in New York rund 160 wissenschaftliche Arbeiten, darunter 1933 die Monographie "Die Spezifizität der serologischen Reaktionen", die bis heute zu den Klassikern der immunologischen Fachliteratur zählt.

Für die Entdeckung der Blutgruppen wurde Karl Landsteiner 1930 mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet. 1931 wurde er Ehrenmitglied der Gesellschaft der Ärzte Wien. 1933 erhielt der Wissenschaftler die Goldene Medaille der Niederländischen Gesellschaft vom Roten Kreuz und 1938 den Cameron-Preis der Universität Edinburgh. Die Universitäten Chicago, Brüssel, Harvard und Cambridge verliehen ihm Ehrendoktorate. 1961 wurde im Arkadenhof der Universität Wien sein Denkmal enthüllt. Die letzte, am 20. Oktober 1997 herausgegebene 1.000-Schilling-Banknote zeigte das Porträt Karl Landsteiners.

1000-Schilling-Banknote mit dem Porträt von Karl Landsteiner, 1997

Quellen

Literatur

  • Daniela Angetter: Die österreichischen Medizinnobelpreisträger. Wien: Institut Österreichisches Biographisches Lexikon 2003
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Klaus Lohrmann [Hg.]: 1000 Jahre österreichisches Judentum. Ausstellungskatalog. Eisenstadt: Edition Roetzer 1982 (Studia Judaica Austriaca, 9)
  • Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag, 22.07.1982
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 3: Der Parlamentarismus und die modernen Republiken. Wien / München: Jugend & Volk 1974, S. 399 ff.
  • Hans Hartmann: Lexikon der Nobelpreisträger. Frankfurt am Main: Ullstein 1967
  • Isidor Fischer [Hg.]: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte der letzten fünfzig Jahre. Band 2: Kon-Zweig. Nachträge und Berichtigungen. München: Urban & Schwarzenberg 1963
  • Paul Speiser: Karl Landsteiner, Entdecker der Blutgruppen. Wien: Brüder Hollinek 1961
  • Fritz Knoll: Österreichische Naturforscher, Ärzte und Techniker. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Gesellschaft für Natur und Technik 1957, S. 99 ff.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 23.06.1953, 12.06.1968, 21.07.1982
  • Wiener medizinische Wochenschrift. Wien: Springer 1851 - lfd. 81 (1931), S. 309 f.; 98 (1948), S. 378 f.
  • Wiener klinische Wochenschrift. Wien / New York: Springer 1888 - lfd. 60 (1948), S. 557; 95 (1983), S. 696 f.; 103 (1991), S. 130 ff. (G. Schmidt, Karl Landsteiner zum Gedenken)
  • Gesellschaft der Ärzte: Karl Landsteiner [Stand: 09.06.2017]
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften: Karl Landsteiner (Biographie des Monats Juni 2017) [Stand: 12.06.2017]

Weblinks