Karl Pschorn
Pschorn Karl, * 17. Juli 1885, † 30. Mai 1945, Mundartdichter
Im Auftrag der Stadt Wien hat eine HistorikerInnen-Kommission die historische Bedeutung jener Persönlichkeiten, nach denen Wiener Straßen benannt sind, von 2011 bis 2013 untersucht sowie eine zeithistorische Kontextualisierung vorgenommen. Laut Abschlussbericht dieser Forschungsgruppe war Karl Pschorn ab 1932 Mitglied in der NSDAP sowie (trotz seiner Pensionierung im Jahr 1936) ab 1939 im NS-Lehrerbund. Anlässlich der Volksabstimmung 1938 bejahte er freudig den „Anschluss“ und veröffentlichte das Gedicht „D’Bruck is baut“. Pschorns Gedichte, so die Kommission, beinhalten allerdings keine bedenklichen Stellen. Als Leiter der Wiener Anzengruber-Gesellschaft gliederte er diese in das NS-Volkskulturwerk ein, darüber hinaus stand er dem „Reichsbund deutscher Mundartdichter“ vor (1915–1924 sowie ab 1931). Diese betrieb laut Satzung „kulturelle Mitarbeit im völkischen Sinne durch die Pflege deutschen Geistesgutes“. Pschorn war zudem Fachberater für das Mundartschrifttum der Landesleitung Wien der Reichsschrifttumskammer und erhielt 1944 das „Kriegsverdienstkreuz II. Klasse“. Nach Kriegsende wurde der bereits sehr kränkliche Pschorn zum Arbeitseinsatz verpflichtet, sämtliche schriftliche Unterlagen (Bücher, Manuskripte, Korrespondenzen) übergab er noch vor seinem Tod den Flammen.
Literatur
- Peter Autengruber: Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 237 f.
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 200 f.
- Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013