Kindertheater
Kindertheater. Die Form des Papiertheaters entstand in Wien um 1825, als das Theater in den Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens rückte, die Theaterbesessenheit der Erwachsenen sich auf die Kinder übertrug und zur Produktion von Miniaturtheatern führte (die in gewisser Weise im Guckkasten und im Krippenspiel Vorläufer hatten). 1825-1830 besaß die Kunsthandlung J. Trentsensky eine Vormachtstellung. Das 1825 auf den Markt gebrachte „Große Theater" (kein vollständiges Exemplar erhalten, sehr umfangreiches Bruchstück im Historischen Museum der Stadt Wien) bestand aus 44 Dekorationen mit den dazugehörigen Kulissen, Soffitten und Versatzstücken in 120 Großfolioblättern nach Zeichnungen des Theatermalers Theodor Jachimovicz und 96 Blättern Figurinen nach Zeichnungen von Josef Schmutzer), das ab 1830 erscheinende kleinere „Mignon-Theater" besaß um 1860 in 16 Abteilungen mit den kompletten 16 Theaterstücken bereits 168 Blätter (das „Große Theater" hatte damals 41 Theaterstücke mit 196 Dekorationen und 243 Figurinenblättern erreicht). Nach dem Tod Trentsenskys (1868) lebte sein Kindertheater noch einige Jahrzehnte weiter, doch gaben daneben auch andere Verlage (beispielsweise J. Bermann) einzelne Bogen heraus; um 1900 erschien im Verlag A. Pichlers Witwe & Sohn das sogenannte Schreibersche Theater, gleichzeitig gab auch der Maler Ladislaus Eugen Petrovits ein Kindertheater heraus, nach dem Ersten Weltkrieg der Verlag Jugend & Volk ein Kindertheater von Franz Wacik, doch blieb der Wiederbelebung des Kindertheater-Gedankens der Erfolg versagt.
Literatur
- Hubert Kaut: Alt-Wiener Spielzeugschachtel. Wiener Kinderspielzeug aus drei Jahrhunderten. Wien: Deutsch 1961, S. 81 ff.