Schulkino Hütteldorfer Straße 126

Aus Wien Geschichte Wiki
(Weitergeleitet von Kino, Kendlerstraße 1)
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kino
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1922
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  61070
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 13.04.2021 durch DYN.krabina
  • 14., Hütteldorfer Straße 126
  • 14., Kendlerstraße 1

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.

Die Karte wird geladen …

48° 11' 58.46" N, 16° 18' 25.47" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Das Schulkino Hütteldorfer Straße 126 war ein Kino in Wien. Das Schulkino in der 13., Hütteldorfer Straße 126, Ecke Kendlerstraße 1 (heute: 14.), wurde im Jahr 1919 beantragt, jedoch erst im Jahr 1921 erbaut, 1922 in Betrieb genommen und von da an bis 1938 betrieben.

Der Bau des Schulkinos

Das Gebäude im Neorenaissance-Stil wurde 1897-1898 von Paul Acham als Offizierswohnhaus der Breitenseer Kaserne erbaut. 1898 wurde hier die k. k. Infanterie-Kadettenschule untergebracht. Ab 1919 wurde das Gebäude von der Bundeserziehungsanstalt für Knaben benutzt, für die das Schulkino auch errichtet werden sollte.

Das Schulkino befand sich im Turnsaal der Schule im Untergeschoß des Gebäudes, das daneben befindliche einstige „Musikzimmer“ wurde im Zuge des Kinoeinbaus zur „Bildwerferzelle“ umfunktioniert. Zum Zeitpunkt der Eröffnung bot der Kinosaal 200 Stehplätze.

Der erste Umbau fand in Jahr 1925−1926 statt. Dabei wurden feste Sitzplätze für die Besucherinnen und Besucher installiert, sodass der Platz auf 190 Zuschauerinnen und Zuschauer im Kinosaal begrenzt wurde. 1927 erfolgte der Umbau der Bildwerferzelle. Nach den neuersten bau- und feuerpolizeilichen Vorschriften für Schulkinos wurden dabei die Wände mit Eisenbeton verstärkt. Ebenso erfolgte der Einbau einer selbstschließenden Türe, um bei einer Explosion die Ausbreitung des Feuers zu minimieren. Die Treppe zur „Zelle“ erhielt eine Mittelplatte aus Stahl.

Im Jahr 1932 wurde der Bildwerfer auf eine Tonfilmanlage der Firma „Selenephon“ umgerüstet. 1935 wurde der Gebläsemotor unterhalb der Bildwerferzelle verlegt. Die letzte technische Anpassung fand aufgrund der gesetzlichen Anpassungen im Zuge einer Konzessionserweiterung 1936 statt.

Leitung des Schulkinos

Johann Becha war ab 1921 verantwortlich für die Vorführung der Laufbilder. Die Geschäftsführung des Schulkinos in der Hütteldorfer Straße 126 lag von 1921 bis 1930 beim Direktor der Bundeserziehungsanstalt für Knaben Wien 13., Hütteldorfer Straße 126. Von 1930 bis 1933 übernahm Ing. Heinrich Mederer die Leitung des Tagesbetriebs. Mederer übergab die Leitung an Lehrer Heinrich Melicher, der das Kino nur ein Jahr leitete. 1934 wurde die Aufsicht an Professor Karl Gindera Vady übergeben. Die letzte Übergabe des Schulkinos erfolgte im Jahr 1937: Hauptschullehrer Lasdislaus David war von da an für Schülerlehrfilmvorstellungen am Montagvormittag verantwortlich, Professor Emil Ptak für sämtliche andere Schülervorstellungen.

Die Konzession

Die erste Lizenz für den Betrieb des Schulkinos Hütteldorfer Straße 126 erhielt die Schule im Jahre 1922. Im Bescheid hieß es, dass der „Schulkinobund“ die Lizenz für die öffentliche Vorführung von Laufbildern mit wissenschaftlichem oder belehrendem Inhalt an der Schule erhalte. Der Vorführungen durften nur Schüler und ihre Lehrpersonen zur Ergänzung des Unterrichts beiwohnen. Kinovorstellungen außerhalb des Betriebs erforderten hingegen eine besondere Lizenz der Polizeidirektion.

In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Beschwerden, da die Schule gegen die Bestimmungen verstieß. So wurden etwa am 23. November 1932 die Verfilmung des Bruno-Frank-Bestsellers „Sturm im Wasserglas“ und am 1. Dezember 1932 „Emil und die Detektive“ nach dem gleichnamigen Roman von Erich Kästner gezeigt, wofür das Schulkino Hütteldorfer Straße 126 je eine Anzeige vom Bund der Wiener Lichtspieltheater erhielt.

Der Schulkinobund versuchte in der Folge, eine Konzessionserweiterung für seine Schulkinos zu bekommen. Im Ansuchen wurde festgehalten, dass die Ausweitung der Konzession auf Spielfilme notwendig sei, um Kinder auf das Schauen zeitgenössischer Spielfilmen vorzubereiten, was nur möglich sei, wenn die Wiener Schulkinos auch Filme zeigen könnten, die für Kinder kulturell „wertvoll“ wären. Zudem wurde deutlich gemacht, dass es auch aus finanziellen Gründen nötig wäre, Spielfilme zeigen zu dürfen. Das Ansuchen um die neue Konzession wurde mehrere Male geändert. Die schließlich erteilte neue Konzession durch das Besondere Stadtamt II/3 am 26. Oktober 1936 hielt folgende Punkte fest:

  • Es durften nur Filme gezeigt werden, die schon in den regulären Kinos gelaufen waren und daher keinen Gewinn mehr einbrachten.
  • Die gezeigten Filme mussten vom Bundesministerium für Unterricht als geeignet erklärt werden.
  • Der Vorführung durften auch weiterhin nur Kinder und deren Lehrpersonen beiwohnen.
  • Die erweiterte Konzession galt nur für ausgewählte Schulkinos, zu denen auch das „Schulkino der Bundeserziehungsanstalt. XIII. Kendlerstraße 1, 190 Sitzplätze, Kinosaal“ zählte.
  • In den Schulkinos sollten die bau- und feuerpolizeilichen Vorschriften der II. Kinodurchführungsverordnung gelten.
  • Und die Vorführungen mussten dem Besonderen Stadtamt II/3 gemeldet werden.

Spielplan

Durch die verpflichtende Bekanntgabe der Vorführungen an der Schule lässt sich folgender Spielplan für die Jahre 1936 bis 1938 nachzeichnen:

1936

{| class="table-condensed table-responsive sortable" |- ! Datum !! Titel des Films |- | 11. Dezember 1935 || Männer von Aron |- | 22. Jänner 1936 || 100 Tage |- | 5. Februar 1936 || Abenteuer am Meeresgrund |- | 12. Februar 1936 || Bunter Regenbogen |- | 4. April 1936 || Hermine und die sieben Aufrechten |- | 15. April 1936 || Tote Wasser |- | 18. April 1936 || Wolkenrausch |- | 27. April 1936 || Bosambo |- | 29. April 1936 || Golgatha |- | 27. Mai 1936 || Die Jüngern von der Paulgasse |- | 10. Juni 1936 || Torosile (Schwarze Schwestern) |}

Erstes Schulhalbjahr 1937/1938

Spielzeiten: Samstag um 16.30 Uhr und Montag jeweils um 8.15, 9.45, 11.15 Uhr

{| class="table-condensed table-responsive sortable" |- ! Datum !! Titel des Films |- | 22. September 1937 || Rind und Milchwirtschaft |- | 11. Oktober 1937 || Lebende Werkzeuge |- | 18. Oktober 1937 || Was ist die Welt |- | 25. Oktober 1937 || Großstadtverkehr |- | 8. November 1937 || Nordland |- | 12. November 1937 || Stahl und Eisen |- | 12. November 1937 || Wien |- | 17. November 1937 || Kaiser von Kalifornien |- | 29. November 1937 || Mittelmeereise |- | 6. Dezember 1937 || Wirtschaftsfilm I. Teil |- | 13. Dezember 1937 || Kohle |- | 22. Dezember 1937 || Winter in der Stadt und Land |- | 10. Jänner 1938 || Holzweg |- | 17. Jänner 1938 || Feuerwehr |- | 24. Jänner 1938 || Eisen und Stahl |- | 31. Jänner 1938 || Tiere auf freier Wildbahn |- | 7. Februar 1938 || Wirtschaftsfilm II. Teil |- | 14. Februar 1938 || Männer von Aran |- | 21. Februar 1938 || Hochwild in Eis und Schnee |}

Zweites Schulhalbjahr 1937/38

Spielzeiten: Samstag um 16.30 Uhr und Montag jeweils um 8.15, 9.45, 11.15 Uhr

{| class="table-condensed table-responsive sortable" |- ! Datum !! Titel des Films |- | 28. Februar 1938 || Die Männer von Aran |- | 7. März 1938 || Papiererzeugung |- | 14. März 1938 || Lebendes Tierbilderbuch |- | 21. März 1938 || Aus der Vogelwelt |- | 26. März 1938 || Das grosse Eis oder zum Pol |- | 4. April 1938 || Osterhase |- | 11. April 1938 || Brauchtum in Österreich |- | 25. April 1938 || Ungarn |- | 2. Mai 1938 || Ostafrika, Ziegelfabrikation |- | 9. Mai 1938 || Konb. Biene und Ameise |- | 16. Mai 1938 || Tirol |- | 23. Mai 1938 || Dornröschen oder schöne Heimat |- | 30. Mai 1938 || Vom Alpenkamm zum Niederheim oder Bäuerliches Leben |- | 13. Juni 1938 || Südamerika III |- | 20. Juni 1938 || Die Welt der gelben Rasse |- | 27. Juni 1938 || Von werfen und Geschehen |}

Sondervorführungen im Schuljahr 1937/38

{| class="table-condensed table-responsive sortable" |- ! Datum !! Uhrzeit !! Titel des Films |- | 5. November 1937 || 17 Uhr || Filmseminar der Firma Selenofongesellschaft |- | 15. Dezember 1937 || 16.30 Uhr || Das große Eis |- | 18. Dezember 1937 || 14.30 Uhr, 16.30 Uhr, 19.30 Uhr || Toomal, der Elefant |- | 19. Dezember 1937 || 14.30 Uhr, 16.30 Uhr, 19.30 Uhr || So ist Mexiko |- | 13. Jänner 1938 || 14.30 Uhr, 16.30 Uhr, 19.30 Uhr || Das große Eis |- | 19. Jänner 1938 || 15.30 Uhr || Filmseminar der Firma Selenofongesellschaft |- | 2. Februar 1938 || 14.30 Uhr, 16.30 Uhr, 19.30 Uhr || Eine Folge Sally-Micky-Film (nicht gestattet) |}

Am 2. März 1938 wurde in der Urania eine Schulkinovorstellung von „Kennen Sie England?“ geboten, am 16. März 1938 „Kinderarzt Dr. Engel“ und am 30. März 1938 „Helden von Heute“.

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland wurden die Wiener Schulkinos geschlossen.

Das Gebäude wurde ab 1939 von der nationalsozialistischen Napola (Nationalpolitische Erziehungsanstalt). Heute findet sich an dieser Adresse das Kommandogebäude „General Körner“ („Breitenseer Kommandogebäude“).

Quellen