Krapfenwaldl

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Krapfenwaldl, im Hintergrund Schloß Cobenzl (1900)
Daten zum Objekt


Krapfenwaldl (19), Höhenrücken mit einem Föhrenwäldchen zwischen dem Muckental und dem Steinbergerbachtal, östlich des Cobenzl, beziehungsweise Ansiedlung auf dem Abhang des Kahlengebirges; früher Station der Kahlenbergbahn. Cobenzl und Krapfenwaldl waren wegen ihrer leichten Erreichbarkeit ein beliebtes Ausflugsziel. Der Name Krapfenwaldl geht auf den Besitzer eines Waldhauses, den Geheimen Kriegsrat Franz Joseph Krapf, zurück (erbaut 1751, im Volksmund "Krapfenhütte" genannt); Krapf war der Enkel eines Sattlermeisters, der sich 1683 während der Zweiten Türkenbelagerung durch die kostenlose Überlassung von Pferdesätteln Verdienste erworben hatte und danach zu Reichtum gelangte und Weingärten am Nußberg und in Grinzing besaß. Im 18. Jahrhundert findet sich für die Gegend die Bezeichnung "Musikantengehege", weil Karl VI., der hier gejagt hat, aus Dank für eine besondere Leistung seiner Hofmusikkapelle das Gebiet zur Jagd überlassen hatte. Nach Krapfs Tod (1784) kam das Haus in den Besitz des Grinzinger Hauers Leopold Seidl, der die Waldhütte zu einem Waldgasthaus umgestaltete; das Wäldchen wurde 1797-1801 mit Gehwegen und Ruhebänken ausgestattet.

Als Johann Fürst Liechtenstein, der bereits das Josefsdorf besaß, Anfang des 19. Jahrhunderts das Grundstück erwarb, trug er viel zur Verschönerung der Gegend bei. Unter ihm erhielt das Krapfenwaldl seine charakteristische Gestalt. 1828 komponierte Johann Strauß Vater den "Krapfenwaldl Walzer", den er dem Fürsten widmete. Später wurde das Krapfenwaldl dem Cobenzl (Gut Reisenberg genannt) einverleibt. 1867 kam es in den Besitz des Barons Sothen (Besitzer des Schlosses Am Himmel), der hier alljährlich Annenfeste abhielt. Unter dem Pächter Braunsteiner wurden Belustigungen (Kasperl, Schaukel, Ringelspiel) und ein Stand zum Scheibenschießen eingerichtet. Als 1882 die Zahnradbahn auf den Kahlenberg errichtet wurde, entstand beim Krapfenwaldl eine Station, die zum Aufschwung des Gasthauses beitrug. Das Krapfenwaldl wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von der Gemeinde Wien, die Cobenzl und Krapfenwaldl erworben hatte, zu einem Volksrestaurant umgestaltet (Eröffnung 30. April 1911); 1914 errichtet die Döblinger Familie Schönberger einen Kinopavillon. Während des Ersten Weltkriegs musste das Restaurant als Reservelazarett genutzt werden; das Kino wurde nach dem Krieg nicht wieder eröffnet. Seit 1923 besteht ein Sonnen-, Luft- und Schwimmbad gleichen Namens (Krapfenwaldlbad), in welches das Gebäude des seinerzeitigen Volksrestaurants einbezogen wurde.

Quellen

Literatur

  • Döbling. Eine Heimatkunde des 19. Wiener Bezirkes in drei Bänden. Hg. von Döblinger Lehrern. Wien: Selbstverlag der Arbeitsgemeinschaft "Heimatkunde Döbling" 1922, S. 288 ff., 530 und Register
  • Alois Springel: Das Krapfenwaldl. In: Döblinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Döbling. Band 108-109, 1992, S. 2 ff.
  • Kurt J. Apfel: Liliom im Krapfenwald. In:Döblinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Döbling. Band 44-45, 1976, S. 6 ff.
  • Godehard Schwarz: Grinzing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 28), 18 f.
  • Josef M. Olbrich: Cobenzl-Krapfenwaldl. Eine Villenstadt. 1896
  • Adolf Schmidl: Wiens Umgebungen. Band 1, 1835, S. 202 ff.
  • Gustav Gugitz: Die Sagen und Legenden der Stadt Wien. Wien: Hollinek 1952 (Österreichische Heimat, 17), S. 58
  • Neues Wiener Tagblatt, 30.04.1911
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 4: Profane Topographie nach den 21 Bezirken (2.-21. Bezirk). Wien: Jugend & Volk 1958, S. 442