Leinwandhändler
Leinwandhändler, Straßenhändler. Außer von bodenständigen Leinwandhändlern (Lainbatern, Leinwater) wurde Leinwand (Linnen; mittelhochdeutsch Lînwât) auch auf Jahrmärkten angeboten. Zu den böhmischen und mährischen (oftmals jüdischen) Händlern kamen Anfang des 19. Jahrhunderts Schlesier nach Wien, die mit Leinwand hausieren gingen. Hausleinwand boten auch Händler aus dem Waldviertel an (Zwettler Gegend, vorwiegend Groß-Siegharts) sowie die „Leinwand-Krowoten"; oftmals wurde die Handwebe nur vorgetäuscht. Johann Christian Brand hat 1775 einen solchen kroatischen Wanderhändler im Bild festgehalten, 1800 taucht er auch auf den Mandelbögen des Verlags Mollo auf, und 1823 befindet er sich unter den Darstellungen von Ferdinand Cosandiers „Wiener Rufen". Einen (schlesischen) Leinwandmann bildete 1855 auch Anton Zampis in der Reihe „Wiener Straßengestalten" ab. Es dürfte sich daher um eine weitverbreitete Straßenhändlertype gehandelt haben.
Der mittelalterliche Leinwandhandel in Wien war von Konflikten zwischen Krämern und Leinwatern geprägt. 1432 wurde in einem Privileg der Verkauf von gefärbter und gebleichter den Kaufleuten und Krämern zugesprochen, während der Handel mit roher Leinwand den Leinwatern vorbehalten bleiben sollte. 1497 entschied der Stadtrat schließlich zugunsten der Leinwandhändler, die fortan auch gebleichtes und gefärbtes Leinen und Zwirn verkaufen durften.
Literatur
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Von Buttenweibern, Zwiefel-Krowoten und anderen Wiener Originalen. Wien: Braumüller 1983, S. 74 f.
- Oesterreichischer Volkskalender für das Jahr 1845. Wien: Sommer 1845, S. 136 ff.
- Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 79