Louis Nathaniel Rothschild
Rothschild Louis Nathaniel, * 5. März 1882 Wien, † 15. Jänner 1955 (Badeunfall) Jamaika, Montigo Bay (Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, 1. Tor, Gruft 6/29/49-51), Bankier. Stand ab 1911 an der Spitze des Wiener Bankhauses der Familie Rothschild. (Herrenhausmitglied, Präsident des Verwaltungsrats der CA-BV [1922-31] und Generalrat der Nationalbank). 1929 nötigte ihn Bundeskanzler Schober, die ins Wanken geratene Österreichische Bodencreditanstalt zu übernehmen, was in weiterer Folge zum Zusammenbruch der CA führte. Rothschild besaß neben Bankanteilen zahlreiche Industriebetriebe; sein Vermögen wurde auf zwei Milliarden Schilling geschätzt. 1938 wurde er auf dem Flughafen verhaftet und verlor seinen gesamten Wiener Besitz (einschließlich der Kunstschätze) durch Enteignung; mit einem „Lösegeld" von 21 Millionen US-Dollar erkaufte er sich die Ausreise. In sein Palais zog das „Amt Eichmann" ein. Rothschild hielt sich bis 1946 in den USA auf. Seine Besitzungen in Waidhofen/Ybbs und Göstling erhielt er zurück, schenkte sie aber der Republik Österreich mit der Auflage, seinen ehemaligen Angestellten lebenslang Pensionen zu zahlen. Er wurde auf eigenen Wunsch in Wien bestattet.
Literatur
- Roman Sandgruber: Rothschild. Glanz und Untergang des Wiener Welthauses. Wien: Molden 2018
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Gustav Otruba: Die Wiener Rothschilds. Aufstieg und Untergang einer Familie. In: Wiener Geschichtsblätter 41. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1986, S. 149 ff.
- Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 178 f.