Ludwig von Janikowski

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Janikowski, Ludwig von
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Ritter
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  368581
GNDGemeindsame Normdatei 1023793687
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 24. Juli 1868
GeburtsortOrt der Geburt Krakau, Polen 4073760-3
SterbedatumSterbedatum 18. Juli 1911
SterbeortSterbeort Warschau 4079048-4
BerufBeruf Jurist, Beamter
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 6.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung  23. September 1911
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Krakau
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Ludwig von Janikowski, * 24. Juli 1868 Krakau, † 18. Juli 1911 Warschau, Jurist, Beamter.

Biografie

Ludwig von Janikowski stammte einer verarmten galizisch-polnischen Adelsfamilie ab. Über seine Eltern und Geschwister ist nichts bekannt. Er begann zunächst in Krakau Rechtswissenschaften zu studieren, musste sein Studium aber unterbrechen, weil er in Studentenunruhen verwickelt war. Gemeinsam mit sieben anderen Studenten wurde er 1891 wegen "Geheimbündelei" und der Herausgabe der Studentenzeitschrift "Ognisko", worin sich Hinweise auf Versammlungen und Verbindungen mit Sozialisten fanden, angeklagt. Vermutlich damit in Zusammenhang stand, dass er im selben Jahr als untauglich befunden und vom Militärdienst befreit wurde. Der Prozess resultierte darin, dass er für ein Jahr von der Jagellonen-Universität ausgeschlossen wurde. Er setzte sein Studium daraufhin in Graz fort und promovierte, wahrscheinlich wieder in Krakau, zum Doktor juris. Er sprach Polnisch, Deutsch, Französisch und Russisch. Nach seinem Studium arbeitete er in der Krakauer Rechtsanwaltskanzlei eines Freundes und Anwalts der Familie, dem späteren Reichsratsabgeordneten Adolf Gross. Dieser soll Janikowski bereits als Jugendlichen geistig, politisch-ideologisch in einem radikal-revolutionären Sinn beeinflusst haben. Janikowski löste sich am Ende des Studiums von dieser Ideologie.

Zunächst als "Beamtenaspirant" beim Bahnbetriebsamt Salzburg begann er am 16. Februar 1895 seine Beamtenlaufbahn. Am 11. März 1895 trat er im Alter von 27 Jahren als Beamter seinen Dienst bei den Eisenbahnen an und legte am 23. März seinen Diensteid ab. Am 1. Juli 1895 wurde er "Concipist" und am 2. November 1895 in derselben Stellung nach Kitzbühel ins "Bahnstationsamt" versetzt. Ab 25. August desselben Jahres arbeitete er weiterhin als Concipist im "kommerziellen Büro" in Innsbruck mit entsprechend höheren Bezügen. Bereits am 22. Juni und am 4. Oktober 1895 konnte er seine Dienstprüfungen für "Telegrafen und Verkehr" und "Kommerzielles" mit gut und sehr gut ablegen. 1899/1900 kehrte er von Innsbruck nach Krakau in die k.k. Staatsbahndirection, Abteilung für Rechts- und allgemeine Verwaltungsangelegenheiten, zurück. 1901 kam er nach Wien und wurde für das k.k. Eisenbahn-Ministerium tätig, 1902 bis 1904 in der Funktion des Bahnkommisionärs. 1905/06 wurde er schließlich mit der Leitung der Amtsbibliothek betraut, was seine letzte Stellung in seiner Beamtenlaufbahn werden sollte.

Bereits 1904 hatte er durch Adolf Loos und Peter Altenberg Karl Kraus kennengelernt. Sein Beamtendasein schien ihn, wie aus dem umfassenden Schriftverkehr mit Karl Kraus hervorgeht, außerordentlich unglücklich gemacht zu haben. Erst Wien und der Künstlerkreis mit seinen Freunden Loos, Altenberg und vor allem Kraus sollen ihn vor einer "Bureaukretinisierung" gerettet haben. Janikowski führte im Sinne des damaligen Weltbildes zwei widersprüchliche Leben: tagsüber als Beamter des Eisenbahnministeriums, nachts unterwegs in Künstlerkreisen, intellektuell, musisch und literarisch interessiert. Er war zudem nicht nur ein enger Freund Kraus', sondern arbeitete mit ihm an der Redaktion von "Die Fackel" und an Übersetzungen aus und in das Polnische.

Nichtsdestotrotz konnten die Freundschaften und das Wiener Gesellschaftsleben nicht über seine Depressionen und seinen Lebensunwillen hinwegtäuschen, vermutlich litt Janikowski auch an Syphilis. 1909 wurde er nach einem Suizidversuch in die Krankenanstalt Am Steinhof eingeliefert. Dies spricht auch für seine prekären finanziellen Verhältnisse, die eine Einlieferung in das für wohlhabendere Patienten vorgesehene Sanatorium in Purkersdorf verhinderten. So finden sich in seinen Briefen aus Steinhof an Karl Kraus häufig Bitten um Geld, mit denen er nicht nur Kleinigkeiten finanzierte, sondern auch Aufenthalte in anderen Sanatorien wie Rekawinkel und Abano. Während seines Aufenthaltes erteilte Adolf Loos zudem an Oskar Kokoschka den Auftrag, Janikowski zu porträtieren.

Da Janikowski Steinhof als Aufenthaltsort zunehmend ablehnte und sich dort eingesperrt und schlecht behandelt fühlte, wurde er zunächst mithilfe seiner Freunde nach Rekawinkel umgesiedelt und von dort 1911 aufgrund der hohen Kosten, die überwiegend von seiner Mutter und seinen Schwestern getragen wurden, in ein Sanatorium in Warschau überstellt. Vermutlich nach seinem dritten Suizidversuch starb er am 18. Juli 1911. Am 23. September 1911 wurde er in Krakau feierlich bestattet.

Quellen

Literatur


Ludwig von Janikowski im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks