Löwelbastei
Löwelbastei.
1) Sie wurde 1544-1547 als Erdwerk (mit gemauerter Katze) errichtet und reichte von der Hofburg bis zum späteren Franzenstor. Die Bastei wurde auch „Römische königliche Majestät Bastei" genannt, 1548 Neue Bastei, 1577 Landbastei und 1596/1597 Landschaftsbastei (da der Bau aus Mitteln der Landstände finanziert worden war). Die Löwelbastei wurde 1630 umgebaut, 1649 nach dem Stadtguardiaobristen Hans Christoph Freiherr von Löbl (1629-1638 Kommandant der Stadtguardia) „Löblbastei" genannt und 1639-1656 ummauert. Während der Zweiten Türkenbelagerung (1683) konzentrierten sich die türkischen Angriffe auf die Löwelbastei (Gedenktafel 1, Löwelstraße 20: „Dem ehrenden Gedenken der heldenmütigen Handwerksmeister und ihrer Söhne, die 1683 beim Ansturm der Türken für ihre Vaterstadt Wien und für das ehrsame Handwerk ihr Leben opferten"). Ravelin und Bastion wurden in einen Trümmerhaufen verwandelt, ein Teil der Anlagen durch türkische Minen zum Einsturz gebracht. Wegen ihrer Uneinnehmbarkeit wurde sie von den Türken „Zauberhaufen" genannt. Der Name der Bastei wandelte sich allmählich von Löblbastei in Löwelbastei (erstmals 1766). Nach der Sprengung der Löwelbastei durch die abziehende französische Besatzung (1809) wurde sie 1811-1816 wiederhergestellt, danach entstand 1817/1818 auf ihr das (jüngere) Paradeisgartel. 1863/1864 wurde der Großteil der Löwelbastei (ausgenommen das bis 1873 bestehende Paradeisgartel) demoliert, der Rest 1872/1873 (Basteien). Auf dem Areal der Bastei entstand unter anderem das neue Burgtheater, in dessen rechter Vorfahrt ein Quader der alten Löwelbastei eingemauert wurde. Der Stein trägt die Jahreszahl MDXXXXIIII (1544).
2) Im Zuge des Ausbaus der Löwelbastei wurde 1596/1597 zwischen dem heutigen Ballhausplatz und der bestehenden Löwelbastei entlang der zur Löwelstraße gerichteten Seite des heutigen Volksgartens eine Kurtine erbaut, die ab 1786 ebenfalls Löwelbastei genannt wurde. Auf ihr entstand 1755-1760 das (ältere) Paradeisgartel. Außerdem stand hier 1781-1819 das Reiterdenkmal Franz' I. (das dann in den Burggarten transferiert wurde). Als 1874/1875 Kurtine und Paradeisgartel beseitigt wurden, bezog man das Areal in den Volksgarten ein.
An der Rückseite des Burgtheaters befindet sich eine Gedenktafel zur Erinnerung an die ehemalige Bastei.
Pfarrzugehörigkeit bis 1938
Bis 1938 lag die Standesführung in Österreich in den Händen der konfessionellen Behörden. Die Geburts-, Ehe-, und Sterbematriken von katholischen Bewohnerinnen und Bewohnern wurden von der zuständigen Pfarre geführt.
- ab 1863: Orientierungsnummer (ONr.) 1: Burgpfarre; Rest: Pfarre Schotten
Literatur
- Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matrikenführer und Familienforscher. Wien: Verlag des Österreichischen Instituts für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde, 1929
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 35
- Richard Perger: Straßen, Türme und Basteien. Das Straßennetz der Wiener City in seiner Entwicklung und seinen Namen. Wien: Deuticke 1991 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 22)