Margit Czernetz
Margit Czernetz, * 25. September 1910 Wien, † 2. Jänner 1996 Wien, Krankenpflegerin, Kommunalpolitikerin, Widerstandskämpferin.
Biografie
Als Margit Kohn wurde sie in Wien in eine aus Ungarn stammende kinderreiche, jüdische Familie geboren. Sie erlernte den Beruf einer Näherin, absolvierte aber auch Fortbildungskurse und trat 1926 der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Leopoldstadt bei und engagierte sich als Bildungsreferentin unter anderem in der Sozialistischen Arbeiterjugend. Von 1932 bis 1933 fungierte sie als Heimleiterin für die Wohltätigkeitsorganisation "Jugend in Not". Im Mautner Markhofschen Kinderspital zur Kinderkrankenpflegerin ausgebildet, fand sie nach ihrer Ausbildung im Rothschild-Spital Anstellung.
Im Februar 1934 beseitigte sie Materialien, die ihren späteren Ehemann, Karl Czernetz, belastet hätten, wodurch sie verhinderte, dass er wegen Hochverrats angeklagt wurde. Während der Zeit des Dollfuß-Schuschnigg-Regimes war sie zunächst in der "Gruppe Funke", dann bei den Revolutionären Sozialisten aktiv und stellte als Kontaktperson Verbindungen zum Auslandsbüro der österreichischen Sozialdemokraten (ALÖS) in Brünn her.
Im Oktober 1938 flüchtete sie nach England, wo sie sich ihren Lebensunterhalt als Maschinistin verdiente und im Klub der österreichischen Sozialisten (Austrian Labour Club) arbeitete. Im März 1939 heiratete sie in London Karl Czernetz. Als "enemy alien" wurden beide interniert. Margit Czernetz wurde im Sommer 1940 im Rushen Camp auf der Isle of Man festgehalten, dem einzigen unter ziviler Leitung stehendem Camp für Frauen und Kinder.
Im November 1945 kehrt sie mir ihrem Ehemann, der als wichtiger Parteiideologe galt, nach Österreich zurück. Während Karl Czernetz als Bundes- und Europapolitiker Karriere machte, engagierte sich Margit Czernetz auf Bezirksebene in der SPÖ Neubau. Gemeinsam mit Robert Rauscher revitalisierte sie 1948 den Kulturverein "Morgenröte", der 1953 in "Kulturgemeinde Neubau" umbenannt wurde. Sie war 1949 Vorsitzendes des Bildungsausschusses, 1951 Mitglied des Bezirksvorstandes und 1960 Vorsitzende der Frauenorganisation. Von 1968 bis 1972 war sie im Frauenzentralkomitee aktiv.
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 1. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 538 f.
- Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie: Czernetz, Margit [Stand: 08.11.2021]
- Isle of Man Museum [Stand: 08.11.2021]
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Margit Czernetz: Jugendliche Arbeitslose [Stand: 08.11.2021]
- Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes: Margit Czernetz: Eine katastrophale Nacht [Stand: 08.11.2021]