Maronibrater

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Maronibraterin, Kupferstich 1775
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Letzte Änderung am 5.05.2023 durch WIEN1.lanm08gat
BildnameName des Bildes Kästenweib.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Maronibraterin, Kupferstich 1775


Maronibrater, Wiener Straßenverkäufer, die im Winter auf transportablen eisernen Öfen, die vor einfachen Holzverschlägen stehen, Edelkastanien („Maroni") und Erdäpfel braten und an Passanten verkaufen.

Die Gottscheer

Im Jahr 1509 siedelte Kaiser Maximilian I., der „letzte Ritter“ etwa dreihundert kriegsgefangene Familien aus Franken und Thüringen im Gottscheer Land im Herzogtum Krain an. Das Land erwies sich aber als sehr karg. Das veranlasste die Bevölkerung sich als Wanderhändler mit Südfrüchten zu betätigen. Eines der begehrten Produkte waren die Maroni (Edelkastanie).

Offizielle Zulassung

Nachdem sie bereits Anfang des 17. Jahrhunderts Wanderhändlerprivilegien erhalten hatten, erlaubte Mitte des 18. Jahrhunderts Kaiserin Maria Theresia ganz offiziell den „Gottscheern“ per Dekret, Esskastanien aus ihrer Heimat als Wanderhändler zu verkaufen. Ausgestattet mit einem transportablen, holzkohlebefeuerten Eisenofen, wurden die Maronibrater zu populären Figuren des Wiener Straßenlebens.

Die „Kästenweiber“

Während in der Gegenwart zumeist Maronibrater gegenüber ihren weiblichen Pendants in der Mehrzahl sind, war das im barocken Wien anders: Typisch für das Wiener Straßenbild waren die zahlreichen Maronibraterinnen, die sogenannten „Kästenweiber“. Eine zeitgenössische Abbildung aus dem Jahr 1775 zeigt sie bei einer Kiste sitzend, auf der sie auf einem Tablett, mit einem Tuch bedeckt, die zu röstenden Kastanien (Kästen) darboten. Daneben stand der mit Holzscheitern befeuerte Bratofen.[1] Die Braterinnen und Brater priesen ihre Ware mit dem Ruf: „Brennhaße Kästen! Große wällische Kästen! Ossa hassa hob i do!“ an.[2]

Populäres Kleingewerbe

Im 19. Jahrhundert popularisierte sich die nun männlich konnotierte Figur des Maronibraters. Auch in der Literatur und in Satireblättern tauchten immer wieder Maronibrater auf, die Kommentare zu Politik und Gesellschaft abgaben. Das Leben der Braterinnen und Brater war jedoch zumeist durch Armut geprägt. Um 1900 gab es rund 300 Maronistände in Wien, um 2020 etwa 250 Stände.

Das Angebot

Das Angebot an den Ständen hat sich im Lauf der Zeit um Bratäpfel, Braterdäpfel, neuerdings auch „Wedges“ und auch Kartoffelpuffer mit Knoblauch erweitert. Allein in Wien erwirtschaften Maronibrater um 2020 jährlich an die 19 Millionen Euro.



Quellen

Literatur

  • Hubert Kaut: Kaufrufe aus Wien. Volkstypen und Straßenszenen in der Wiener Graphik von 1775 bis 1914. Wien-München: Jugend & Volk 1970.
  • Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Geschichte und Geschichten, Wien: Amalthea 2006

Einzelnachweise:

  1. Hubert Kaut: Kaufrufe aus Wien. Volkstypen und Straßenszenen in der Wiener Graphik von 1775 bis 1914. Wien-München: Jugend & Volk 1970.
  2. Helga Maria Wolf: Die Märkte Alt-Wiens. Geschichte und Geschichten, Wien: Amalthea 2006, S. 48.