Michael Denis
Johann Michael Cosmas Denis SJ , * 27. September 1729 Schärding, Oberösterreich, † 29. September 1800 Stadt 1100 (Bürgerspitalzinshaus), Jesuit, Dichter, Bibliograf.
Biografie
Johann Michael Cosmas Denis kam als Sohn des Gerichtsprokurators Johann Rudolph Denis und der Maria Anna Josepha zur Welt und erhielt seine Schulausbildung bei den Jesuiten in Passau. Er trat 1747 in Wien in den Jesuitenorden ein und wurde 1756 zum Priester geweiht. Nach Ordenstätigkeit in Graz und Klagenfurt wurde Denis 1759 Professor der schönen Wissenschaften sowie der Literatur und Bücherkunde an dem von den Jesuiten geleiteten Theresianum beziehungsweise 1773 (nach der Ordensaufhebung) Vorsteher der mit dem Theresianum verbundenen Garellischen Bibliothek.
1784 (nach Auflösung der Theresianischen Akademie) ernannte ihn Joseph II. zum Kustos an der Hofbibliothek, Leopold II. zum wirklichen Hofrat. Denis war bestrebt, das geistige Leben wiederzuerwecken, indem er seine Schüler mit den zeitgenössischen Schriftstellern bekannt machte, so etwa mit dem von ihm bewunderten Friedrich Gottlieb Klopstock.
Johann Michael Cosmas Denis (Pseudonym Sined der Barde) wurde auch als Lyriker (Bardendichtung) und Dramatiker bekannt. Unter anderem wirkte er als erster Übersetzer der "Gesänge des Ossian" in die deutsche Sprache (1768/69), die sich später allerdings als Fälschung des zeitgenössischen schottischen Schriftstellers James Macpherson (1736−1796) herausstellen sollten. Er verfasste zudem Inschriften (AKH, Josephinum, Josefsdenkmal) und schrieb bibliothekswissenschaftliche und bibliografische Werke. Von ihm stammt der Text des Kirchenliedes "Tauet, Himmel, den Gerechten".
Denis war Mitglied einer Freimaurerloge und wurde auf dem alten Hütteldorfer Friedhof begraben (ab 1883 neue Hütteldorfer Kirche). Eine Gedenktafel an der Hütteldorfer Kirche erinnert ebenso an ihn wie heute im 20. Wiener Gemeindebezirk liegende Denisgasse.
Literatur
- Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790−1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 55
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 84
- Gerhard Schmölze: Michael Denis Barde und Abbe. In: Österreich in Geschichte und Literatur. Band 24. Wien: Institut für Österreichkunde / Graz: Stiasny 1980, S. 160 ff.
- Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
- Felicitas Reisinger: Die dramatische Dichtungen des Michael Denis. Diss. Univ. Wien. Wien 1962
- E. Ehrmann von Falkenau: Michael Denis Wesenskern und geistesgeschichtliche Stellung seiner deutsche Dichtung. Diss. Univ. Innsbruck. Innsbruck 1949
- Alphons Lhotsky: Die Baugeschichte der Museen und der neuen Burg. Wien: F. Berger 1941 (Festschrift des Kunsthistorischen Museums zur Feier des fünfzigjährigen Bestandes, 1), S. 25
- Josef C. Teschitel: Denis und die deutsche Literaturgeschichte seiner Zeit. Diss. Univ. Wien. Wien 1934
- Hietzing. Ein Heimatbuch für den 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1925, S. 286, 376
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. Enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. 60 Bände. Wien: Verlag der typografisch-literarisch-artistischen Anstalt 1856−1891. Register 1923
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren und Wiener Dosenstücke. In Auswahl hg. von Anton Schlossar unter Mitwirkung von Gustav Gugitz. Band 2. München: G. Müller 1922 (Denkwürdigkeiten aus Alt-Österreich, 14), S. 337
- Paul von Hofmann-Wellenhof: Michael Denis. Ein Beitrag zur deutsch-oesterreichischen Literaturgeschichte des XVIII. Jahrhunderts. Innsbruck: Wagner 1881