Orientalische Handelskompagnie
Orientalische Handelscompagnie. Für die östlichen habsburgerischen Erbländer (insbesondere für die Hauptstadt Wien) war der Großhandel mit den von den Türken beherrschten Teilen Südost-Europas und Vorderasiens ab dem 16. Jahrhundert von größter Bedeutung; er wurde durch die Kriege von 1593-1606, 1663/1664, 1683-1699 und 1716-1718 nur vorübergehend beeinträchtigt und lag größtenteils in den Händen türkischen und armenischen Unternehmer. Bereits unter Leopold I. versuchte man auf Betreiben von Johann Joachim Becher, der ab 1666 Mitglied des kaiserlichen Kommerz-Kollegiums war, die heimische Kaufmannschaft stärker in diesen Handel einzuschalten. Die 1667 gegründete ältere Orientalische Handelscompagnie (Sitz in Wien) widmete sich vor allem dem Viehhandel, erlitt jedoch 1672 durch Fehlspekulationen Einbußen und erlosch 1683. Die jüngere Orientalische Handelscompagnie wurde 1719 als Aktiengesellschaft (Sitz in Wien) gegründet; jedermann konnte Aktien (1.000 Gulden) erwerben. Die Orientalische Handelscompagnie betrieb zu Wasser und zu Land Großhandel mit Waren aller Art, baute eine kleine Handelsflotte auf, errichtete in Triest und Fiume (Rijeka; Freihäfen ab 1718) Fabriken, kaufte 1722 die Linzer Schafwollzeugfabrik und errichtete 1723 in Schwechat eine Baumwollwarenfabrik. 1728 begann der allmähliche Niedergang; die Auflösung wird durch den Konkurs der Linzer Fabrik (1734) und den Verkauf der Schwechater Fabrik an ein Konsortium von Wiener Textilhändlern (1740) markiert.
Literatur
- Karl Fajkmajer: Handel, Verkehr und Münzwesen, in: Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Wien: Holzhausen. Band 4. 1910, S. 540 ff.
- Günther Chaloupek: Die Ära des Merkantilismus, in: Wagner-Chaloupek, Wirtschaftsgeschichte. 1991, S. 49 ff.
- Willibald Katzinger: Die Gründung der Wollzeugfabrik, in: Geschichte der Stadt Linz. Band 1. Linz 1990, S. 347 ff.