Paradeisspiel
Paradeisspiel. Das Paradeisspiel (worunter man alle Formen von Schauspielen um Adam und Eva und den Sündenfall verstand) tritt ab dem Hochmittelalter in verschiedenen Formen auf, bleibt im Spätmittelalter (als szenisches Glied) fast ganz im Gefolge der Prozessionsdramen und nimmt erst im 16. Jahrhundert größere Selbständigkeit an, die aber nicht mit der Fülle der Passionsspiele und Weihnachtsspiele zu vergleichen ist Beim Paradeisspiel handelt es sich um das Vorspiel der Erlösungsgeschichte, wodurch eine enge Beziehung zu Weihnachten gegeben ist. Um 1700 wurde überall, wo das Brauchtum spielmäßig begangen wurde, auch das Paradiesgeschehen schauspielerisch dargestellt. Aus dem Jahr 1700 stammt das Oratorium "Adam aus den irdischen Paradeiß verstossen“ (von Thomas Astolsi und Giuseppe Torelli). Die Ordensbühnen nahmen sich des Stoffs wohl aus darstellen Gründen nicht sehr stark an, brachten ihn aber doch immer wieder; schon 1561 ist für Wien ein Jesuitenspiel mit diesem Thema bezeugt. Die Jesuiten spielten auch in der Umgebung Wiens derartige Stücke (berspielsweise Krems 1621); daneben finden sich Nachrichten über das Paradeisspiel in Graz (Anfang 17. Jahrhundert), St. Pölten (1647) und Eggenburg (1712). Die Belege für das Paradeisspiel in Wien sind selten. 1712 griff es Johann Valentin Neiner in Wien auf, 1719 ist es in einer Verordnung (Druck 1739 in der Chronik des Matthias Fuhrmann) belegt. Letztmalig wird das Paradeisspiel bei seinem Verbot 1751 erwähnt.
Literatur
- Leopold Schmidt: Paradeisspiel in Wien um 1700. In: Nachrichtenblatt des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 5 (1943), S. 1 ff.