Sackträger (Dienstleisungsgewerbe)
Sackträger, Dienstleistungsgewerbe, das es bereits in ältesten Zeiten gegeben hat und deshalb eine bedeutende Rolle spielte, weil die meisten Waren in Jutesäcken verpackt und ausgeliefert wurden und es noch keine mechanischen Hilfsmittel (wie Stapler) gab. Die Sackträger bildeten schon frühzeitig eine Bruderschaft. Dem zugehörigen Bruderschaftsbuch ist (beispielsweise 1725) zu entnehmen, dass sie von jedem Sack einen festgelegten Betrag in die Bruderschaftslade einzuzahlen hatten; aus diesem Kapital wurden erkrankte Mitglieder unterstützt beziehungsweise erhielten im Todesfall die Hinterbliebenen eine Unterstützung (eine frühe, wenn auch einfache Form der Krankenversicherung und Hinterbliebenenunterstützung). Wohl werden auch heute noch bestimmte Handelswaren (besonders im Baugewerbe und in der Landwirtschaft) in (Plastik-)Säcken ausgeliefert (beispielsweise Zement, Düngemittel, Streusalz), doch wurden die Arbeiten inzwischen von Transport- oder Hilfsarbeitern übernommen, sodass die Sackträger im Stadtbild als "Volkstype" keine Rolle mehr spielen (für Heimwerker werden Säcke mit geringerem Gewicht gewählt [maximal 20 Kilogramm]).
Noch in der Ersten Republik und eine Zeitlang nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Kohle in die Haushalte in Jutesäcken ausgeliefert und in die damals in jedem Haushalt befindliche "Kohlenkiste" geleert beziehungsweise in den Keller abgetragen. In den meisten "Gemischtwarenhandlungen" (Greisler) standen offene Säcke, denen bestimmte Waren (Erdäpfel, Zwiebeln, Bohnen, gelbe Erbsen und so weiter.) zur Abwaage entnommen wurden.
Literatur
- Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Von Buttenweibern, Zwiefel-Krowoten und anderen Wiener Originalen. Wien: Braumüller 1983, S. 112