Schreiber (Beruf)

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Siegel der Schreiberzeche mit Darstellung von Maria Magdalena, Patronin der Schreiber (Nachzeichnung nach einer Urkunde von 1479).
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Art des Begriffs Berufsbezeichnung
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Letzte Änderung am 18.12.2020 durch WIEN1.lanm08swa
BildnameName des Bildes Siegel_Schreiberzeche.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Siegel der Schreiberzeche mit Darstellung von Maria Magdalena, Patronin der Schreiber (Nachzeichnung nach einer Urkunde von 1479).


Schreiber, im Mittelalter und in der frühen Neuzeit Berufsbezeichnung für jeden, der seine Kenntnisse im Schreiben und Lesen hauptberuflich verwertete (meist in einem Angestelltenverhältnis). Die selbstständig tätigen Schreiber, die mit der Ausfertigung von Urkunden und Verträgen sowie der Herstellung und Beglaubigung von Abschriften befasst waren, nannte man Notare (die vereidigt waren). Bei den unselbstständigen Schreibern entwickelte sich eine an der Eignung orientierte berufliche Schichtung: die unterste Kategorie beschränkte sich auf Schreiben nach Vorlage oder Diktat, die obere Kategorie erstellte Konzepte und registrierte die ein- und ausgehende Korrespondenz, die oberste versah auch Verwaltungsaufgaben. Die für den Landesfürsten tätigen Schreiber unterstanden dem Kanzler, die Schreiber der Gemeinde Wien dem Stadtschreiber. Verschiedene landesfürstliche und städtische Ämter wurden von einem nur auf Zeit bestellten Vorsteher ("Meister") und einem besoldeten Schreiber (später Gegenschreiber), dem die Kanzlei unterstand, geleitet (beispielsweise Münzmeister/Münzschreiber, Kellermeister/Kellerschreiber, Kirchmeister/Kirchschreiber).

Die in Wien tätigen Schreiber aller Kategorien bildeten eine Bruderschaft (Schreiberzeche), die in der Maria-Magdalena-Kapelle über dem neuen Karner auf dem Stephansfreithof ihre Versammlungs- und Andachtsstätte hatte. Ab dem 17. Jahrhundert beschränkte sich die Bezeichnung "Schreiber" allmählich auf die unterste Kategorie, wogegen für die gehobenen Ränge die Bezeichnung "Sekretär" oder "Secretario" in Gebrauch kam. Der Wiener Stadtschreiber führte ab Mitte des 17. Jahrhunderts den Titel "Syndicus" (seit 1870 Magistratsdirektor). Auch einzelne Bürger, Adelige und Klöster beschäftigten ab dem Mittelalter Schreiber für die Güterverwaltung.

Literatur

  • Ivo Luntz: I. Die allgemeine Entwicklung der Wiener Privaturkunde bis zum Jahre 1360. II. Beiträge zur Geschichte der Wiener Ratsurkunde. Wien: Verlag des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 1917 (Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien, 1/2)
  • Gerlinde Sanford: Wörterbuch von Berufsbezeichnungen aus dem siebzehnten Jahrhundert. Gesammelt aus den Wiener Totenprotokollen der Jahre 1648-1668 und einigen weiteren Quellen. Bern / Frankfurt am Main: Lang 1975 (Europäische Hochschulschriften. Reihe 1: Deutsche Sprache und Literatur, 136), S. 94 (Notar), 120 (Schreiber), 122 (Secretario)
  • Karl Lind: Beiträge zur Kunde der älteren Gemeinde-Siegel und Wappen in Nieder-Oesterreich. In: Mitteilungen und Beiträge des Alterthums-Vereins zu Wien XV, 1875, S. 45