Schulerstraße 10
1., Schulerstraße 10 (Konskriptionsnummer 852), Domgasse 7; Zur weißen Rose, Zur Post, Zum König von Ungarn.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Hauses auf diesem Grundstück stammt vom 29. September 1349, als es zu einer Messe auf Unserer Frauen Altar zu den Himmelpforten in Wien gestiftet wurde. Der Inhaber der Stiftung durfte selbst im Haus wohnen, musste aber auch vier arme Priester gegen eine Gebühr zur Erhaltung des Hauses von je 60 Pfennig aufnehmen. Später besaß es eine andere Stiftung, zu der auch ein Weingarten gehörte und deren Stitungszweck es war, armen Jungfrauen ein Heiratsgut auszurichten. 1537 kam das Gebäude, das in dieser Zeit den Namen "Zur weißen Rose" trug, in private Hände.
Das heutige Haus entstand laut Harrer (Paul Harrer: Wien, seine Häuser) zu Beginn des 19. Jahrhunderts (zwischen 1810 und 1818), ein genaues Baujahr ist nicht bekannt. Eugen Messner nennt in seinem Buch "Die innere Stadt Wien" (1927) den Schildnamen "Zur Post", da sich im Haus Poststallungen befunden haben sollen. Für den Namen gibt es sonst keinen Beleg, doch wird bereits im 17. Jahrhundert der Name "Zum König von Ungarn" angeführt. Dieser wurde vom Hotel übernommen, das schon seit mehr als 150 Jahren besteht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war dessen Gaststätte Sitz einiger Vereinigungen von Künstlern und Literaten, denen unter anderen Anton Bruckner, Wilhelm Kienzl, Thomas Koschat, Rudolf Tyrolt, Hanns Schließmann und Eduard Pötzl angehörten. Harrer betont die durch die Einrichtung hervorgerufene stimmungsvolle und gemütliche Atmosphäre nicht nur in der Gaststätte, sondern auch in den waidmännisch geschmückten Gängen. Die 25 Hotelzimmer wurden nach alten österreichischen und ungarischen Adelsgeschlechtern benannt. Im Haus befinden sich schöne, zierlich gearbeitete Meisterstücke des Kunstgewerbes, wie zum Beispiel im ersten Stockwerk ein den Gang überspannendes Rankenwerk aus Schmiedeeisen, in das zwei die Baugeschichte des Hauses betreffende Jahreszahlen eingearbeitet sind: "gegr. 1764, renov. 1923". An der Rückseite des Hauses fällt ein vorkragendes Stockwerk sowie ein fast gotisch anmutender Erker auf.
Obwohl das Haus von schweren Schäden durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs verschont blieb, ging wertvolles Inventar durch nicht sorgfältige Behandlung der einquartierten französischen sowie sowjetischen Zivilarbeiter verloren, die unter dem Schutz ihrer nationalen Vertretung standen. Dennoch konnte seine damalige Besitzerin die alte Atmosphäre wiederherstellen.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Hotel "Zum König von Ungarn"
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 4, 3. Teil. Wien ²1955 (Manuskript im WStLA), S. 583-586