Schulinventare
Bei Schulinventaren handelt es sich um Auflistungen von für den Schulunterricht benötigten Gegenständen und Instrumentarien. Diese Inventare galten als schulisches Amtsschriftgut und für dessen Führung war entsprechend der Schulordnung von 1870 (RGBl. 105/1870)[1] der jeweilige Schulleiter bzw. die Schulleiterin verantwortlich. In den Schulbeständen des Wiener Stadt- und Landesarchivs finden sich die synonymen Begriffe Sachinventar als auch Lehrmittelinventar.
In der Praxis können solche historische Inventare eine größere Bandbreite einnehmen. Beispielsweise gibt es Inventare über Gerätschaften, welche für den mathematischen, physikalischen und chemischen Unterricht benötigt werden, etwa geometrische Modelle aus Holz, Draht und Blech. Solchen Lehrmittelinventaren liegen manchmal auch Gebrauchsanweisungen für die Verwendung der aufgelisteten Geräte bei. Inventare von Klassenräumen wiederum fungieren gleichsam als Protokoll sämtlicher vorhandener Einrichtungsgegenstände und vermitteln einen guten Eindruck über die Ausstattung eines historischen Klassenraumes. Während ein Kruzifix zur Grundausstattung eines Lehrsaales gehörte, konnte es in manchen Fällen auch ein Spucknapf sein.
Bücherinventare von Lehrer- und Schülerbibliotheken erlauben einen präzisen Blick auf die jeweils verfügbare Literatur. Eine besondere Einsicht betreffend die zeitgenössischen Lehrinhalte und Lehrmethoden erlauben Inventarien für den Geographie- und Biologieunterricht. Aufgelistet waren die einzelnen Objekte der Landkartensammlung oder eben der Bestand an ausgestopften Tieren und Tierskeletten. Auch die für den Geschichtsunterricht herangezogenen Abbildungen von historischen Herrschern, die einen näheren Bezug zum Lehrfach erzeugen können sollten, wurden inventarisiert.
Im Primärgebrauch für die jeweilige Schulanstalt dienten Inventare dazu, jederzeit einen Überblick über die vorhandenen Gegenstände zu haben, auch im Hinblick auf Neuerwerbungen, Verbrauchserscheinungen oder Diebstähle. Preise, Bezugsquellen und Quittungen wurden penibel notiert, da sie in die Etatrechnung der Schule einzufließen hatten. Ankauf war nur eine Variante des Erwerbs neuer Unterrichtsmaterialien. Die vorgedruckten Rubriken der Inventarbücher zeigen, dass diese oftmals auch Geschenke von Spenderinnen oder Spendern waren. In manchen Fällen wurde diesen Personen im Inventar namentlich gedankt. Letzteres lässt sich in detaillierter Weise oftmals auch in Schulchroniken nachlesen.
Einzelnachweise
- ↑ Siehe RGBl. 105/1870