Societas
Societas, 1922 gegründeter Verein zur sozialen Unterstützung von Arbeitern.
Der Verein „Societas“ steht in der Tradition öffentlicher Ausspeisungen für hungernde Kinder während des Ersten Weltkriegs, die von sozialdemokratischen Frauen organisiert wurden. Daneben organisierten sie auch Landaufenthalte für Wiener Kinder.
Nach 1918 griff die SDAP-Funktionärin Marie Ott die Initiative auf und baute sie zu einer umfassenden Hilfsaktion aus, die sich insbesondere auf Hilfeleistungen aus der Schweiz stützen konnte. Parallel dazu entwickelte sich eine Aktion der Eisenbahner zur Verschickung von Kindern aus Wien und anderen Bundesländern zu Erholungsaufenthalten ins Ausland. Im Jahr 1922 wurden diese unterschiedlichen Aktionen in dem zu diesem Zweck errichteten Verein „Societas – Sozialistische Arbeiterhilfe“ gebündelt.
Das Haupttätigkeitsfeld lag in der Folge auf der Unterstützung von Arbeitslosen und deren Familien. Als Folge des österreichischen Bürgerkriegs 1934 (Februarkämpfe) wurde die Societas wie alle Vorfeldorganisationen der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) vom austrofaschistischen Regime aufgelöst und verboten. In der nun einsetzenden Illegalität entwickelte sich die Sozialistische Arbeiterhilfe (SAH), die sich v.a. für die Familien von politisch Verfolgten einsetzte. Dieses Engagement wurde von vielen Aktivisten auch während der NS-Diktatur in Österreich aufrecht erhalten.
Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs liefen die Hilfsaktionen wieder an, und im Herbst 1945 setzte auch die Unterstützung aus dem Ausland ein, bei der österreichische Emigranten aus den Reihen der Sozialdemokratie eine wichtige Rolle spielten. In der SPÖ bildeten Rudolfine Muhr, Marie Matzner und Frieda Nödl ein erstes Zentrum zur Koordinierung der mannigfaltigen Bemühungen um die Re-Etablierung einer organisierten Arbeiterhilfe. Vor diesem Hintergrund kam es in institutioneller Hinsicht zu Bestrebungen, die „Societas“ neu zu konstituieren. Schon bald setzte sich jedoch die Auffassung durch, unter den geänderten politischen Bedingungen auch eine neue Organisationsform zu etablieren. Dies führte 1947 zur Gründung der „Volkshilfe“.