Sparkassen
Gründungphase
Im Gegensatz zu den westeuropäischen Staaten wurde der Sparkassengedanke relativ spät in der österreichische Monarchie umgesetzt und vor allem durch Übersetzungen ausländischer Fachartikeln durch Adam Müller von Nitterdorf und Johann Baptist Rupprecht im Österreichischen Beobachter[1] und im Conversationsblatt[2] bekannt gemacht. Franz Josef Graf Saurau, einer der wichtigsten Berater von Kaiser Franz I., beauftragte daraufhin eine Gruppe um Bernhard von Eskeles, Ignaz Ritter von Schönfeld und den Leopoldstädter Pfarrer Johann Baptist Weber eine solche Sparkasse zu gründen. Er sah dies als Teil einer umfangreichen Kampagne zur Bekämpfung der Armut in Wien.[3] Weber brachte das Gründungskapital in seiner Vorstadt auf, das von den Bürgern unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurde. Am 4. Oktober 1819 wurde die Erste österreichische Spar-Casse in der Pfarrkanzlei der Kirche St. Leopold eröffnet. Von Wien gingen in den nächsten Jahren Impulse in alle Kronländer der Monarchie (außer Ungarn und Galizien) zur Gründung weiterer Sparkassen aus (Innsbruck, Graz. Laibach, Prag, Mailand, Venedig). Die Rechtsordnung wurde1844 mit dem Sparkassen-Regulativ gelegt.[4]
Entwicklung in Wien
Die Erste österreichische Spar-Casse übersiedelte 1825 in die Innenstadt auf den Graben 21 und blieb bis in die späteren 1850er Jahre neben der Nationalbank und den Privatbankiers das einzige Kreditinstitut Wiens. Ab 1881 kam es in den Vorstädten Hernals, Döbling, Währing, Sechshaus-Rudolfsheim sowie in Floridsdorf zur Gründung von Gemeindesparkassen, ab 1890 Kommunal-Sparkassen der Stadt Wien. Erst 1907 gelang es der Gemeinde Wien eine Zentralsparkasse mit einem Wirkungskreis im gesamten Stadtgebiet zu gründen, die nach 1922 die Kommunalsparkassen fusionierte.[5] 1925 führten die Sparkassen den Weltspartag am letzten Arbeitstag des Oktobers ein, der zu einer neuen Spargesinnung führte. Ab 1927 eröffnete auch die Erste österreichische Spar-Casse Filialen in Wien, so dass ab den 1930er Jahren jeder Bezirk neben Bank- auch Sparkassenfilialen besaß. Nach dem „Anschluss“ wurden die Sparkassen der eingemeindeten Umlandstädte mit der Ersten österreichischen Spar-Casse und der Zentralsparkasse fusioniert. 1938 wurde in Wien auch die Girozentrale der Sparkasse gegründet. Ihr Vorgängerinstitut, die Centralbank der Sparkassen war 1926 in den Konkurs gegangen.
Blütezeit in der Zweiten Republik
Nach den währungspolitischen Maßnahmen der Nachkriegszeit und der Konsolidierung des Schilling wurde 1952 der Weltspartag nach einer Unterbrechung ab 1938 wiedereingeführt. Das war auch der Startschuss für die größte Blütezeit der Sparkassen in ihrer bisherigen Geschichte. Die Erste österreichische Spar-Casse und die Zentralsparkasse erweiterten ihr Zweigstellennetz in Wien beträchtlich und gingen ab den 1980er Jahren auch mit Standorten und Fusionen regionaler Sparkassen in alle Bundesländer. 1991 bzw. 1997 fusionierte die Zentralsparkasse mit der Österreichischen Länderbank und der Creditanstalt-Bankverein und verließ den Sparkassensektor. Die Erste österreichische Spar-Casse schloss sich mit der Girozentrale 1997 zur Erste Bank der oesterreichischen Sparkassen zusammen und ist seitdem Spitzeninstitut des Sparkassensektors.
Sparkassen:
- GiroCredit;
- Kommunalsparkassen;
- Erste österreichische Spar-Casse;
- Sparefrohgasse;
- Sparkassaplatz;
- Sparkasse Inzersdorf;
- Sparkasse Liesing;
- Sparkassenmuseum;
- Zentralsparkasse der Gemeinde Wien
Literatur
- Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon. 1995
- Rudolf Bogensperger: Eine Sparkasse (nicht nur) für die Wiener. Verlag Bibliothek der Provinz Weitra 2016
- René Alfons Haiden: Die Z-Eine Wiener Erfolgsgeschichte. Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte Nr. 48. Studienverlag WieInsbruck-Wien-Bozen-2007, S.15-24.
- Hauptverband der österreichischen Sparkassen (Herausgeber): 150 Jahre Sparkassen in Österreich, 5 Bände. Wien: Sparkassenverlag 1970
- 150 Jahre Sparkasse in Österreich. Bd. 1-5, Wien: 1972
- Friedrich Thausing: Hundert Jahre Sparkasse. Selbstverlag der Ersten österreichischen österreichischen Spar-Casse. Wien 1919
- Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. Vom Österreichischen Sparkassenverband Wien 2005
Einzelnachweise
- ↑ Österreichischer Beobachter Nr. 242 vom 30.August 1818, S. 1273, Nr.151 vom 31. Mai 1818, S. 822 und Nr. 262 vom 19.September 1818, S. 1376.
- ↑ Conversationsblatt vom 9. und 12. Februar 1819.
- ↑ 150 Jahre Sparkassen in Österreich, Band 1, S.20-80.
- ↑ Die Sparkassen – Verantwortung für Wirtschaft und Gesellschaft, hrsg. Vom Österreichischen Sparkassenverband Wien 2005, S. 40-42.
- ↑ Alfred Paleczny: Von Lueger zu Seitz: Die schwierigen Anfangsjahre der Zentralsparasse. In: Die Z-Eine Wiener Erfolgsgeschichte.Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte Nr. 48. Studienverlag WieInsbruck-Wien-Bozen-2007, S.15-24; Rudolf Bogensperger: Eine Sparkasse (nicht nur) für die Wiener. Weitra: Verlag Bibliothek der Provinz 2016.