48° 12' 9.56" N, 16° 21' 41.77" E zur Karte im Wien Kulturgut
Martinspital (Martinsspital, Spital „Zum heiligen Martin"; 6., ungefähr an der heutigen Einmündung der Babenbergerstraße in den Getreidemarkt), ehemals Alters- und Pflegeheim für Hofbedienstete, gestiftet von Herzog Otto dem Fröhlichen (* 1301 Wien, † 16. Februar 1339 Neuberg an der Mürz), vermutlich durch letztwillige Verfügung (nachweisbar ab 1342).
Das Martinspital war ursprünglich den Heiligen Urban und Martin geweiht, doch blieb nur Martin als Patron in Gebrauch. 1343 kam es zur Einverleibung der Güter des aufgelassenen Spitals vor dem Werdertor (Erhöhung der Pfründnerplätze von 17 auf 30 [20 Männer, zehn Frauen]). Die Kirche besaß fünf Altäre, das Spitalsgebäude umfasste mehrere Trakte; Leiter war ein Pfleger oder Verweser, für die Wirtschaft war ein Schaffer, für die Seelsorge waren vier Kapläne zuständig. 1471 übergab Friedrich III. das Spital dem St.-Georgs-Ritterorden, der es weiterführte. Von den Osmanen in der Ersten Türkenbelagerung (1529) niedergebrannt, wurden die Ruinen bis 1533 abgebrochen. Für alte Hofbedienstete stand ab 1537 das Hofspital in der Stadt zur Verfügung. Die Güter des ehemaligen Martinspitals wurden nach dem Tod des letzten Hochmeisters des Georgsordens (1541) von König Ferdinand I. eingezogen, 1542-1560 an die Grafen von Salamanca-Ortenburg verpfändet und 1564 dem Hofspital einverleibt.
Literatur
- Karl Lind: Beiträge zur Kunde der älteren Gemeinde-Siegel und Wappen in Nieder-Oesterreich. In: Mitteilungen und Beiträge des Alterthums-Vereins zu Wien XV, 1875, S. 41 f.
- Richard Perger: Das St. Martinspital vor dem Widmertor zu Wien (1339-1529). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 44/45. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1988/1989, S. 7 ff.
- Richard Perger / Walther Brauneis: Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1977 (Wiener Geschichtsbücher, 19/20), S. 250 ff.