Stephan Koren, * 14. November 1919 Wiener Neustadt, † 26. Jänner 1988 Wien, Bankfachmann, Politiker.
Biografie
Stephan Koren stammte aus einfachen Verhältnissen; sein Vater war Gelegenheitsarbeiter, seine Mutter kam aus einer Waldviertler Bauernfamilie. Er besuchte die Oberrealschule in Wiener Neustadt, wo er 1938 die Matura ablegte. Noch im gleichen Jahr zog man ihn zum Reichsarbeitsdienst und 1939 in die deutsche Wehrmacht ein. Bei einem Aufklärungsflug im Zuge des Russland-Feldzugs 1941 wurde sein Flugzeug abgeschossen und er selbst so schwer verletzt, dass eine Hand amputiert werden musste.
Koren begann nunmehr ein Studium der Volkswirtschaft an der Universität Wien, das er 1945 mit dem Diplom und ein Jahr später mit der Promotion zum Doktor der Wirtschaftswissenschaften beendete. 1945 trat er in den wissenschaftlichen Dienst des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo), an dem er bis 1965 tätig war. Schwerpunkte seiner empirischen Wirtschaftsforschung galten der Energiewirtschaft und der österreichischen Industrie. 1965 wurde der Wirtschaftswissenschaftler, der sich ein Jahr zuvor in Wien für das Fach Wirtschaftspolitik habilitiert hatte, an die Universität Innsbruck berufen und avancierte 1966 zum Vorstand des Instituts für Wirtschafts- und Sozialpolitik. Daneben fungierte er als Mitglied zahlreicher Fachgremien und blieb Konsulent des Wifo.
Im März 1967 berief Bundeskanzler Josef Klaus den Wissenschaftler, den er aus der von ihm initiierten Zukunftswerkstatt "Aktion 20" kannte, zum Staatssekretär für Wirtschaftsfragen in seine Regierung. Im Zuge der Regierungsumbildung im Jänner 1968 löste Koren Wolfgang Schmitz als Finanzminister ab. Bald kündigte er in einem "Paukenschlag" eine Reihe von Maßnahmen zur Konjunkturbelebung an; mit dem "Koren-Plan" wurden wirtschaftspolitische Maßnahmen gegen das Budgetdefizit ergriffen. Außerdem begründete Koren die Hartwährungspolitik und sicherte die Stabilität der Währung. Ab 1968 war er außerdem ordentlicher Professor für Weltwirtschafts- und Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien.
Ab der Nationalratswahl 1970, bei der eine SPÖ-Minderheitsregierung die ÖVP-Alleinregierung ablöste, gehörte Koren dem Nationalrat an und wurde im Herbst 1970 zum Klubobmann der ÖVP-Fraktion gewählt. Nach dem Rückzug von Hermann Withalm gehörte er zu den aussichtsreichsten Kandidaten für das Amt des ÖVP-Bundesparteiobmanns, das jedoch Karl Schleinzer erhielt. Als Fraktionssprecher sowie Finanz- und Wirtschaftssprecher seiner Partei gehörte Koren zu den entschiedensten Gegnern des von Bruno Kreisky forcierten Austrokeynesianismus, was ihm den Beinamen "Kassandra" eintrug.
1978 wurde der Wirtschaftsfachmann zum Präsidenten der Oesterreichischen Nationalbank bestellt. In dieser Funktion, die er bis zu seinem Tod im Jänner 1988 ausübte, vertrat er eine Stabilitäts- und Hartwährungspolitik. Nebenbei war Stephan Koren Autor zahlreicher Fachbeiträge zu wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen.
Koren fungierte außerdem von 1969 bis 1991 als Präsident des ÖVP-nahen Österreichischen Akademikerbundes. In Anerkennung seiner Verdienste verleiht die Wirtschaftsuniversität Wien jährlich einen "Stephan-Koren-Preis" für ausgezeichnete Dissertationen. In Wiener Neustadt wurde eine Straße nach Stephan Koren benannt.
Quellen
Literatur
- Oesterreichische Nationalbank: Erinnerung an Stephan Koren. Symposium am 13. November 2009 [Stand: 18.04.2018]
- Geistreiche Spötter liebt man nicht. In: Die Presse, 16.05.2009
- Gabriele Pfeifer: Stephan Koren. Wirtschaft im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik. 1967 bis 1970. Salzburg: IT-Verlag 1993 (Veröffentlichung der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, 1)
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
- Werner Clement / Karl Socher [Hg.]: Stephan Koren. 1919−1988. Wirtschaftsforscher und Wirtschaftspolitiker in Österreich. Wien: Orac 1989
Stephan Koren im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.