Susanne Kirchmayr

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Susanne Kirchmayr, 2015
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Kirchmayr, Susanne
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Indigo, Electric
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  70049
GNDGemeindsame Normdatei 1037230167
Wikidata Q1325867
GeburtsdatumDatum der Geburt 15. Dezember 1965
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Musikproduzentin, DJ
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Popgeschichte
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 22.03.2024 durch WIEN1.lanm09kka
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BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Susanne Kirchmayr, 2015

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Susanne Kirchmayr, * 15. Dezember 1965 Wien, Musikproduzentin, DJ.

Biografie

Electric Indigo, mit bürgerlichem Namen Susanne Kirchmayr, wurde 1965 in Wien geboren. Sie verbrachte ihre Jugend in Wels (Oberösterreich) und maturierte in Wien. Sie hat zwei ältere Brüder und beschreibt ihre Familie als musik-affin. Sie selbst nahm Klavierstunden. Mit Pop- und Undergroundmusik kam sie in späteren Jahren über ihren Freundeskreis in Berührung. Anfänglich beschäftigte sich Electric Indigo mit Jazz- und Funk-Hip Hop, der in den 1980er-Jahren in Wien verbreitet war.

Funk steht für eine Variante von afroamerikanischer Musik, die sich Ende der 1960er Jahre aus verschiedenen Einflüssen des Soul, Rhythm and Blues und Jazz entwickelt hat. Funk verwendet jedes Instrument für den Rythmus, das Schlagzeug tritt eher minimalistisch in Erscheinung. Funk, den man an der sich wiederholenden Rythmik und am Offbeat sowie an an synkopischen Basslinien erkennt, prägte weitere musikalische Richtungen, wie beispielsweise Hip-Hop und House. Berühmte Vertreter dieser Richtung sind James Brown und Sly Stone.

Die kulturelle Bewegung Hip-Hop ist ursprünglich eine urbane Subkultur und entstand in den Ghettos von New York Citys in den 1970er-Jahren. Es war die Kultur der Straße und will man sie an typischen Elementen festmachen, so ist das der schnelle Sprechgesang (Rap), DJ-Sets, Breakdance und die Graffiti-Bewegung.

In Wien eröffnete 1990 ein legendäres Plattengeschäft in der 1., Gonzagagasse im ersten Bezirk, das "Black Market" - das neben den Tonträgern der Black-Music Szene, auch Mode und damit ein internationales Lebensgefühl verkaufte. Im Umkreis von Black Market kam Electric Indigo mit Produktionen beispielsweise von DJ Rush in Berührung, von dessen Musik sie begeistert war. DJ Rush war der amerikanischen Techno-DJ und Musikproduzenten aus Chicago, der selbst Teil der aufblühenden House-Szene der 1980er Jahre war. House, die elektonischen Tanzmusik, verwendete entweder elektronischer Instrumente wie Synthesizer und Sampler und später Softwaresynthesizer und Softwaresampler. Der Begriff "Techno" wurde Anfang der 1980er-Jahre für Synthiepop (auch Synthie-Pop, Synth-Pop, Synthpop oder selten Technopop), sowie New-Wave- und Electro-Funk-orientierten Musikproduktionen verwendet. Im Gegensatz zur Rockmusik spielten hier alle akustischen Instrumente, wie Gitarre oder Schlagzeug nur eine untergeordnete Rolle - es ging vorrangig um die synthetischer Klangerzeugung.

Electro Indigo legte einmal pro Woche House und Techno im Wiener Trabant, einem Lokal in der 4., Schleifmühlgasse, auf. Dieser Ort war eine gelungene Mischung aus Bar, Galerie und Bildungseinrichtung und es war der Treffpunkt der Wiener Avantgarde der beginnenden 1990er-Jahre. Zeitgleich arbeitete sie auch für den ORF und erarbeitete Reportagen für die Sendung Musicbox auf Ö3. Dort war sie mit Kollegen konfrontiert, die ihr erklärten, dass Techno längst abgehandelt und vorbei wäre. Dabei war das Schlüsselereignis für die Wiener Technoszene der Liveauftritt der Technoformation "Underground Resistance" aus Detroit bei der von Konrad Becker kuratierten 300-Jahr-Feier der Akademie der Bildenden Künste 1992.

Electric Indigo ging im selben Jahr nach München und 1993 nach Berlin. Sie befreundete sich mit der deutschen Techno-Szene und begann im legendären Plattengeschäft Hardwax in Kreuzberg, im Vertrieb, zu arbeiten. Hardwax war so etwas wie das Mekka der elektronischen Musik und der Techno-Community und verknüpfte damals die musikalische Produktion aus Detroit mit Europa. Electric Indigo hatte Zugriff auf jeden raren Tonträger und wurde weltweit für sehr große Raves, beispielsweise in Zürich "Energy" gemeinsam mit dem Vertreter des Detroit-Techno, Jeff Mills, gebucht. Dazwischen reiste sie an den Wochenenden für Gigs nach Wien, flog einmal pro Monat in die USA, wechselte ununterbrochen die Zeitzonen und kaufte jede Woche neue Platten. Anfangs hatte Electric Indigo kein eigenes Studio, sie arbeitete bei Freunden mit digitale Audiotapes.

Sie gründete 1998 als talentierte Netzwerkerin das Elektronikkünstlerinnen-Netzwerk "female pressure", um die Sichtbarkeit der Künstlerinnen im Bereich der elektronischen Musik zu erhöhen. Mittlerweile finden sich 2.000 Künstlerinnen aus 74 Ländern auf dieser Plattform. Es werden Termine angekündigt, neue Tracks vorgestellt und Künstlerinnen der zeitgenössisch, elektronisch experimentellen Musikszene miteinander vernetzt.

Für Electric Indigo ist zeitgenössische experimentelle Musik die Essenz dessen, was sie im Hip Hop und Funk mochte: keine Songstrukturen mehr, der Bass, die Rhythmik, die Beats, die sozusagen zu einer Essenz reduziert werden. In dieser Club-Athmosphäre und in ihren legendären DJ-Sets kann sie Raum und Zeit auflösen und einen scheinbar endlosen Strom an Klang und Rythmik schaffen. Anfangs war Electric Indigo von der Detroiter und Berliner Techno-Szene inspiriert und mit der Zeit entstand in der Auseinandersetzung mit historischer Klangkunst, eine sehr eigenständige komponierte Elektroakustik.

Wichtige Werke sind Mehrkanalkompositionen wie "Structuring Contours" - Premiere beim Klangspuren Festival 2011, "Chiffres" - Premiere beim e_may / Wien Modern 2012, "109,47 Grad" - Premiere beim Dunkle Zeiten Festival 2014, "MORPHEME" - Premiere als audiovisuelles Mehrkanalkonzert zusammen mit Thomas Wagensommerer beim CTM Festival 2015, "Hierarchy Glitch" ein Auftragswerk für das Klangforum Wien, zusammen mit Vessela Dantcheva .

Sie leitete Kurse der Red Bull Music Academy (RBMA), 2018 war sie Kuratorin der Serie "Atelier Elektronik" der Internationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt und präsentierte 2018 ihr erstes Soloalbum "5 1 1 5 9 3" auf Imbalance Computer Music. Beim Eclat Festival, Stuttgart, 2019 hatte ihr Album "Ferrum" Premiere. Die Langfassung "Ferrum H" präsentierte sie bei Electric Frühlingsfest, Huddersfield, 2019. "Ferrum" ist die Essenz einer Konzeptserie zu Klangbearbeitungen verschiedenster Eisen- und Metallobjekte. Während einige Stücke Dancefloor-Charakter haben, präsentiert dieses Album überwiegend Prozessierungen elektroakustischer Musik. Es ist akusmatische Musik, die Klangerzeugungsmittel sind nicht sichtbar. Angeregt wurde diese Beschäftigung ursprünglich von Ö1 "Radiokunst-Kunstradio", das Electric Indigo 2019 zum "Art's Birthday" eingeladen hatte.

2020 wurde Electric Indigo mit dem Österreichischen Kunstpreis in der Sparte Musik ausgezeichnet.

Quellen

Literatur


Susanne Kirchmayr/Electric Indigo im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.