Türken (Begriff)
"Die Türken sind eine Ethnie, deren Hauptsiedlungsgebiete in Anatolien, Zypern und Südosteuropa liegen. In vielen Ländern der Welt existiert eine große türkische Diaspora, überwiegend in europäischen Ländern und innerhalb dieser vor allem in Deutschland. Der Großteil der Türken lebt in der seit Gründung 1923 durch Mustafa Kemal nach ihnen benannten Republik Türkei, dem Nachfolger des Osmanischen Reiches, in der sie die Mehrheit der Bevölkerung bilden."[1]
Zur Entwicklung der Begrifflichkeit
Betreffs der Verwendung der Begriffe „Türken/türkisch“ bzw. „Osmanen/osmanisch“ wird auf die Ausführungen von Bruce Masters in der „Encyclopedia of the Ottoman Empire“ verwiesen. Dort heißt es von Ferdinand Opll ins Deutsche übertragen: „Die ‚Türkei‘, das heißt die Halbinsel, die heute den größten Teil des Staates umfasst, war in der griechisch-sprechenden Welt als ‚Anadolis‘ (= der Osten) bekannt. Mit dem Sieg der seldschukischen Turkstämme über die Byzantiner in der Schlacht von Manzikert (1089) wurde dieses Gebiet nach und nach immer mehr von Türkisch sprechenden Stämmen besiedelt. Kreuzfahrer des Ersten Kreuzzuges bezeichneten diese islamische Bevölkerung als ‚Türken‘, um sie von den arabisch-sprechenden Personen, die sie ‚Sarazenen‘ nannten, zu unterscheiden. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts hatte sich in Europa die Bezeichnung ‚Türken‘ oder auch ‚Türkei‘, das Land der ‚Türken‘, weitgehend durchgesetzt; diese Bezeichnung sollte dann auch nach der Machtübernahme durch die Osmanen weiter verwendet werden, und man nannte alle osmanischen Muslime ‚Türken‘, gleich, ob sie Türkisch sprachen oder nicht. Die Osmanen dagegen behielten die alte griechische Bezeichnung als ‚Anadolu‘ für die Halbinsel bei, während das Wort ‚Türke‘ bei ihnen für die turkmenischen Stämme und die türkisch-sprechenden Bauern in Anatolien Verwendung fand. Dabei hatte der Begriff ‚Türke‘ für Osmanen eine durchaus abschätzige Bedeutung (‚Turk kafa‘ heißt so viel wie ‚türkisch-köpfig‘ bzw. ‚stur‘).“[2]
Zur Verwendung im Wien Geschichte Wiki
Konsequenterweise müsste man folglich von der „osmanischen Belagerung von Wien" im Jahre 1529 oder von der "osmanischen Einnahme von Buda" im Jahre 1541 sprechen. Dennoch: Sowohl die durchgehende Verwendung des Begriffs „Türke“ bzw. „türkisch“ in den zeitgenössischen Überlieferungen des christlichen Westens als auch der Faktor eines in der modernen Sprache seit langem verwurzelten Gebrauchs veranlassen uns dazu, im Wien Geschichte Wiki – in Fortschreibung des terminologischen Gebrauchs von Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien – weitgehend die im Westen gängigen Idiome zu verwenden.
Literatur
- Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: Facts On File, Inc. 2009; online unter: Encyclopedia of the Ottoman Empire
- Hanne Egghardt: Türken in Wien. In: Wir. Zur Geschichte und Gegenwart der Zuwanderung nach Wien. 217. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien), Wien 1996, S. 114-121.
- Hakan Gürses/Cornelia Kogoj/Sylvia Mattl (Hg.), Gastarbajteri. 40 Jahre Arbeitsmigration, Wien 2004
- Richard F. Kreutel (Bearb.): Im Reiche des Goldenen Apfels. Des türkischen Weltenbummlers Eviliya Celebi denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien anno 1665. Osmanische Geschichtsschreiber 2, 2. Auflage, Graz/Wien/Köln: Styria 1963
- Ferdinand Opll, Heike Krause, Christoph Sonnlechner: Wien als Festungsstadt im 16. Jahrhundert. Zum kartografischen Werk der Mailänder Familie Angielini. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2017, Einleitung
- Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien NF 6 1939-1942, Wien: Magistrat der Stadt Wien 1946
- Statistisches Jahrbuch der Stadt Wien 2022. Wien: Magistrat der Stadt Wien 2022
Referenzen
- ↑ Wikipedia: Lemma "Türken" (27. Februar 2017)
- ↑ Gábor Ágoston/Bruce Masters, Encyclopedia of the Ottoman Empire. New York: Facts On File, Inc. 2009, S. 574 (Lemma "Turkey")