Theresia Cornelia Stackelberg
Theresia Cornelia (Minona) Stackelberg, * 8. April 1813 Wien, † 21. Februar 1897, Gesellschaftsdame, mutmaßliche Tochter Ludwig van Beethovens.
Biografie
Minona war das siebente Kind der damals in zweiter Ehe mit dem estnischen Pädagogen Christoph von Stackelberg (1777–1841) verheirateten Josephine (eigentlich Josepha), geb. Gräfin von Brunsvik (1779–1821). Einiges spricht jedoch dafür, dass ihr leiblicher Vater nicht Stackelberg, sondern Ludwig van Beethoven gewesen sein könnte. So wurde sie fast genau neun Monate nach der vermuteten Liebesnacht Beethovens und Josephines, die am 3. Juli 1812 in Prag stattgefunden hätte, geboren. Ihr Rufname Minona, verkehrt "anonim" gelesen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie – aus ebenjenem Grund? – anonym aufwachsen sollte. Die Taufmatrik, in der Stackelberg als Vater angegeben ist, weist die Vornamen Theresia Cornelia auf. Therese Brunsvik (1775–1861), die Schwester Josephines und Taufpatin Minonas (bei der nämlichen Eintragung Maria Theresia Gräfin von Brunswik) erinnert sich in ihrer Autobiographie "Mein halbes Jahrhundert": "Den achten Tag war die Taufe im Zimmer der Mutter, und der Dominikaner-Mönch hatte Mühe, die Namen herzusagen, die wir in unserer Zärtlichkeit ihm beilegten: Maria, Theresia, Selma, Arria, Cornelia, Minona." Das Mädchen verbrachte die ersten Monate ihres Lebens in der Obhut ihrer Taufpatin, ehe Stackelberg, dessen Ehe längst zerrüttet war, im Mai 1814 alle drei seiner Kinder mit Josephine, die Töchter Maria Laura (1809–1843), Theophile (1810–1828) und Minona, wegen angeblicher Verwahrlosung mithilfe polizeilichen Einschreitens der Mutter entzog und dem Dechant Franz Leyer in Trautenau (Trutnov) zur Pflege übergab. Als sich wegen ausständiger Unterhaltszahlungen eine Rückkehr der Kinder unter mütterliche Aufsicht abzeichnete, ließ Stackelberg sie Ende 1816 durch seinen Bruder Otto in seine estnische Heimat bringen. Ende 1819 bekam die bereits von Krankheit gezeichnete Josephine anlässlich eines Besuchs ihres Gatten die gemeinsamen Töchter ein letztes Mal zu Gesicht. In Reval (Tallinn, Estland) soll Minona Klavier und Komposition studiert haben. Nach dem Tod Stackelbergs zog sie gemeinsam mit ihrer Schwester Maria Laura nach Hosszúfalu (Satulung, Rumänien) auf das Gut ihrer Tante (einer Schwester ihrer Mutter) Charlotte Teleki von Szék (1782–1843). Nach dem Tod der Schwester und der Tante übersiedelte Minona nach Wien, wo sie als Gesellschaftsdame bei der Gemahlin von Dionys Graf Bánffy von Losoncz (1780–1854), Johanna, geb. Baronin Schilling von Cannstatt, unterkam. Möglicherweise bestand eine Verwandtschaft zwischen den Familien Stackelberg und Schilling von Cannstatt. Die Bánffys waren musikliebend, traten als Mäzene hervor und führten in ihrem Heim in Stadt 281 (Graben 19) einen Salon, in dem u. a. Franz Liszt zu Gast war. Zwischen 1861 und 1864 verkleinerte Gräfin Johanna, deren Gatte inzwischen verstorben war, den Haushalt und zog an die Adresse Graben 10 um. Nach dem Tod ihrer Dienstgeberin übersiedelte Minona ins Cavrianische Haus, Habsburgergasse 5, wo sie von einer von derselben ausgesetzten Pension und einer durch ein Pfandrecht auf Immobilienbesitz ihres verstorbenen Onkels Ladislaus von Teleki in Siebenbürgen begründeten Rente lebte. Im März 1896 wegen Geistestrübung unter Kuratel gestellt starb Minona ein knappes Jahr später an den Folgen einer Lungenentzündung. Ihr Leichnam wurde in der Bánffy-Gruft am Wiener Zentralfriedhof bestattet. Ihre Lebensgeschichte erscheint in der im Jänner 2020 als Auftragswerk des Theaters Regensburg uraufgeführten Oper "Minona" des estnischen Komponisten und Librettisten Jüri Reinvere künstlerisch verarbeitet.
Angebliche Werke
Die angeblich von Minona von Stackelberg hinterlassenen Kompositionen basieren auf einer Fälschung des Vornamens der wirklichen Komponistin in der Reproduktion eines 1805 publizierten Musikdrucks. Die "Eccosoise", mit der immer wieder die komponistische Tätigkeit Minona von Stackelbergs bewiesen werden soll, stammt aus der Sammlung Variétes Lyriques pour les Dames, die 1805 im Verlag F. H. Himmel in Leipzig erschien. In einer anderen, in St. Petersburg publizierten Ausgabe zeigt sich, dass das angeblich von "Minona Stackelberg" komponierte Stück in Wirklichkeit von einer Sophie de Stackelberg komponiert wurde (Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, ÖNB, Sign. M.S. 20924)
Literatur
- La Mara (Marie Lipsius): Beethovens Unsterbliche Geliebte. Das Geheimnis der Gräfin Brunsvik und ihre Memoiren. Leipzig: Breitkopf & Härtel 1909
- Marie-Elisabeth Tellenbach: Beethoven und seine "unsterbliche Geliebte" Josephine Brunswick. Ihr Schicksal und der Einfluss auf Beethovens Werk. Zürich: Atlantis-Musikbuch-Verlag 1983
- Rita Steblin: "Auf diese Art mit A geht alles zugrunde". A New Look at Beethoven's Diary Entry and the „Immortal Beloved“. In: Bonner Beethoven-Studien, Band 6 (2007), S. 147–180
- Michael Lorenz: The Exhumation of Josephine Countess von Deym [Stand: 09.03.2021]