Thomas-Verlag Jakob Hegner
48° 14' 44.16" N, 16° 21' 12.29" E zur Karte im Wien Kulturgut
Als Jakob Hegner 1936 in Wien einen neuen Verlag gründete, konnte er bereits auf eine vieljährige Verlegertätigkeit in Leipzig zurückblicken. Ende 1935 hatte er den 23 Jahre in seinem Eigentum stehenden und auf seinen Namen laufenden Verlag in Leipzig übergeben und war von seinem Nachfolger mit der Vertretung dieses Leipziger Verlages für das gesamte Ausland betraut worden. Am 7. Oktober 1936 meldete er beim Handelsgericht Wien die Firma "Thomas-Verlag Jakob Hegner" mit Sitz in Wien-Döbling, Scheibengasse 5, an. Der Zusatz "Thomas" sollte einerseits eine Verwechslung mit dem deutschen Unternehmen verhindern und war andererseits programmatisch. Der prononciert "katholische" Hegner plante unter anderem sämtliche Kommentare des Heiligen Thomas zu editieren.
Zum Zeitpunkt der Anmeldung im Handelsregister waren bereits sieben Werke fertiggestellt bzw. in Produktion. 70 Prozent seines Umsatzes wollte er in Deutschland machen, allerdings wurde deutschen Autorinnen und Autoren vom NS-Regime (Devisenstelle) Hürden in den Weg einer Kooperation mit österreichischen Verlagen gelegt. Brieflich informierte er auch Bundeskanzler Kurt Schuschnigg von diesen Problemen. Nach dem "Anschluss" im März 1938 befand sich Jakob Hegner vorübergehend in Haft, konnte schließlich aber Wien verlassen und nach London emigrieren.Der Verlag geriet im November 1938 offiziell unter kommissarische Verwaltung und wurde bereits im Dezember 1938 liquidiert.
Zu den in den zwei Jahren des Bestehens verlegten Büchern zählten etwa eine "Religionsphilosophie" von Alois Dempf oder Werke zu Augustinus und Anselm von Canterbury. Probleme mit dem Nationalsozialismus bereitete dem Verlag aber Schuschniggs "Dreimal Österreich", das 1937 im Thomas-Verlag herauskam. Die Aktionen der deutschen Behörden gegen Hegner lassen sich am ehesten in Zusammenhang mit dem Schuschnigg-Buch erklären.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv: Handelsgericht Wien, Registerakt A 43, 12 a