Thomas Kozich
Thomas Kozich, * 24. März 1900, † 10. November 1983 Wien, Bankangestellter, Politiker.
Biografie
Thomas Kozich stammte aus christlichsozialem Milieu und besuchte die Schule im Stiftsgymnasium Seitenstetten (Niederösterreich). 1918 rückte er freiwillig zum Regiment der Hoch- und Deutschmeister ein. Nach Kriegsende begann er ein Studium des Welthandels in Wien, schloss dieses aber nicht ab und trat Anfang der 1920er Jahre in den Dienst der Niederösterreichischen Eskompte-Gesellschaft. Außerdem engagierte er sich sportlich beim Fußballklub "Vienna" sowie als Langstreckenläufer und Schwimmer.
Ende der 1920er Jahre trat er dem Steirischen Heimatschutz bei, der für seine deutschnationale Ausrichtung bekannt war. Später schloss sich Kozich der NSDAP an und wurde Mitglied der Schutzabteilung (SA). 1934 übernahm er die örtliche Leitung der SA-Gruppe Wien, 1935 avancierte er zum SA-Brigadeführer. 1935/1936 verbrachte er wegen nationalsozialistischer Betätigung zehn Monate in Haft und verlor seine Stellung in der Bank. In Folge arbeitete er in der Knopffabrik seines Vaters mit.
Nach dem "Anschluss" Österreichs wurde Kozich zu einem der drei Vizebürgermeister, hauptverantwortlich für die Bereiche Wohnen und Sport, bestellt. In seine Verantwortung fiel die Kündigung jüdischer Mieterinnen und Wiener in städtischen Wohnhäusern. Nach der Neugestaltung der Stadtverwaltung im Zuge des "Ostmarkgesetzes" wirkte er ab 1939 als Beigeordneter und betreute die Ressorts Jugend und Sport. Zeitweise amtierte er auch als "Sportgauführer" von Wien.
Im Sommer 1942 wurde Thomas Kozich zur Wehrmacht eingezogen, behielt aber seine Position als Beigeordneter. 1945 setzte er sich nach Oberzeiring (Obersteiermark) ab, wo er im Juli 1945 verhaftet wurde. 1946 nach Wien überstellt, verurteilte ihn ein Volksgericht im März 1947 zu zehn Jahren Kerker und Vermögensverfall. Er verbrachte vier Jahre davon in der Haftanstalt Garsten und wurde 1951 begnadigt. Er übersiedelte nach Bad Ischl und arbeitete bei der Donaukraftwerk Jochenstein AG. 1953 trat er dem Bund Sozialistischer Akademiker (BSA) bei.
Quellen
Literatur
- Brigitte Rigele: Wiener Stadtpolitiker vor dem Volksgericht 1945-1957. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 67/68 (2011/2012), S. 73-92