Thomas Macho

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Daten zur Person
Personenname Macho, Thomas
Abweichende Namensform Hartmann, Thomas
Titel Prof. Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 49627
GND 118068490
Wikidata Q114674
Geburtsdatum 2. Juli 1952
Geburtsort Wien
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Kulturwissenschaftler, Philosoph
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Letzte Änderung am 5.08.2021 durch DYN.rabus


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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Preis der Aby-Warburg-Stiftung (Verleihung: 2001)
  • Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa (Verleihung: 2019)
  • Österreichischer Staatspreis für Kulturpublizistik (Verleihung: 2020)


  • Direktor des Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften (2016)

Thomas Macho, * 2. Juli 1952 Wien, Kulturwissenschaftler, Philosoph. Thomas Macho, * 2. Juli 1952 Wien, Kulturwissenschaftler und Philosoph.

Biografie

Thomas Macho studierte von 1970 bis 1975 an der Universität Wien Musikwissenschaft, Philosophie und Pädagogik. Mit einer Dissertation "Zur Dialektik des musikalischen Kunstwerks" promovierte er 1976 zum Doktor der Philosophie. Ab 1979 war er Mitherausgeber der "Zeitschrift für Didaktik Philosophie" und der "Klagenfurter Beiträge zur Philosophie". Nach einem kurzen Auslandsaufenthalt von 1980 bis 1981 in Frankfurt am Main wurde er 1982 Universitätsassistent in Klagenfurt. Im selben Jahr begründete er in Bergisch Gladbach die "Gesellschaft für Philosophische Praxis" mit, dessen Vorstandsmitglied er auch lange war. Macho habilitierte sich 1983 im Fach Philosophie an der Universität Klagenfurt – "Von den Metaphern des Todes. Eine Phänomenologie der Grenzerfahrung" lautete der Titel seiner Habilitationsschrift, die eine aus der philosophischen Praxis entstandene, ästhetische Perspektivierung von Grenzerfahrung und Körperwahrnehmung als Elemente kultureller Sinnstiftung zum Inhalt hatte.

Bevor er 1993 erstmals als Gastprofessor nach Linz an die Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung berufen wurde, war er 1987 Leiter des "Studienzentrums für Friedensforschung" am interuniversitären Forschungsinstitut für Fernstudien in Stadtschlaining und 1992 Leiter des Programmbereichs Anthropologie am Institut für Soziale Ökologie in Wien. Im selben Jahr, 1993, erfolgte dann die Berufung als ordentlicher Professor für Kulturgeschichte an die Humboldt-Universität zu Berlin. Aus dieser Position heraus sollte er sein wissenschaftliches Œuvre äußerst vielfältig entwickeln. Seine Schwerpunkte waren dabei die Verbindung von Ästhetik und Wissen, die Geschichte der Zeitrechnung und Chronologie, die Kulturgeschichte der Tiere und des Todes sowie der Themenkomplex Schulden und Religion.

1999 leistete er als Mitbegründer des "Hermann von Helmholtz-Zentrums für Kulturtechnik" an der Humboldt-Universität einen richtungweisenden Beitrag zur institutionellen Verankerung der Kulturwissenschaften. Seine diesbezüglichen Bemühungen setzten sich zunächst in der Funktion als Geschäftsführender Direktor des Instituts für Kultur- und Kunstwissenschaften im Jahr 2003 fort und mündeten knapp zehn Jahre später in der Direktion des 2009 neugegründeten Instituts für Kulturwissenschaft an selbiger Universität, welches Macho in der Folge bis 2011 leitete. Diese Institutionen wurden vielfach zu Trägern seiner Vision einer Kulturwissenschaft, die sich stets sehr pragmatisch an der Analyse konkreter kultureller Praktiken der Menschen in der Erzeugung, Transformation und Vermittlung von Wissen orientieren sollte.

Nach einem Aufenthalt in Wien als Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften (IFK) im Jahr 2000 mit dem Projekt "Bild und Tod. Zur Geschichte des Repräsentationsbegriffs" verstärkte sich seine Beschäftigung mit der Medialität kultureller Figurationen. Mit der Verleihung des Hans Reimer-Preises der Aby-Warburg-Stiftung in Hamburg an ihn wurde 2001 sein Beitrag zur Entwicklung der Kultur- und Geisteswissenschaft gewürdigt. An der Humboldt-Universität in Berlin übernahm er in den folgenden Jahren zentrale Steuerungsaufgaben und war 2004 Prodekan und von 2006 bis 2008 Dekan der Philosophischen Fakultät III.

Ein weiteres zentrales Thema seines Denkens präsentierte Macho 2004 mit seinem Buch "Das zeremonielle Tier. Rituale, Feste, Zeiten zwischen den Zeiten." Mit dem Titel zitierte er im ersten Teil Ludwig Wittgenstein, der den Menschen einmal als "zeremonielles Tier" bezeichnet hatte, und verwies im zweiten Teil auf eine zentrale Frage, welche die analytische Philosophie auch der Kulturwissenschaft neu stellt, nämlich, was es heißt, einer Regel zu folgen. Sowohl die Rituale als auch das Tier-Mensch-Verhältnis standen in den kommenden Jahren im Zentrum von Machos Aufmerksamkeit. Nebst seiner regen Veröffentlichungstätigkeit nahm er auch weiterhin wichtige Positionen in der akademischen Landschaft ein. So wurde er 2010 Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste und 2012 Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats des "Minerva-Center for Interdisciplinary Study of End of Life" an der Universität Tel Aviv.

Im März 2016 verließ Macho seine Wahlheimat Berlin, um in Wien Direktor des IFK Internationalen Forschungszentrums Kulturwissenschaften an der Kunstuniversität Linz zu werden. Mit dem Thema "Kulturen des Übersetzens" legte er dort einen neuen Forschungsschwerpunkt im Brennpunkt der großen Herausforderungen der Gegenwart fest.

Werke (Auswahl)

  • Thomas Macho: Zur Dialektik des musikalischen Kunstwerkes. Dissertation. Universität Wien. Wien 1976
  • Thomas Macho: Von den Metaphern des Todes. Eine Phänomenologie der Grenzerfahrung. Habilitationsschrift. Universität Klagenfurt. Klagenfurt: 1983
  • Thomas Macho / Peter Heintel: Zeit und Arbeit. 100 Jahre nach Marx. Wien: Verl. d. Verb. d. Wiss. Ges. Österreichs 1985
  • Thomas Macho / Gerd Achenbach: Das Prinzip Heilung. Medizin, Psychoanalyse, philosophische Praxis. Köln: Dinter 1985
  • Thomas Macho: Todesmetaphern. Zur Logik der Grenzerfahrung. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987
  • Thomas Macho: Leerzeichen. Neuere Texte zur Anthropologie. Wien: IFF 1993
  • Thomas Macho: Sartre. Jean-Paul Sartre, 1905–1980. München: Diederichs 1995
  • Thomas Macho: Wittgenstein. Ludwig Wittgenstein, 1889–1951. München: Diederichs 1996
  • Thomas Macho / Friedrich Kittler / Sigrid Weigel [Hg.]: Zwischen Rauschen und Offenbarung. Zur Kultur- und Mediengeschichte der Stimme. Berlin / Boston: De Gruyter 2002
  • Thomas Macho: Weihnachten. München: Fink 2003
  • Thomas Macho: Das zeremonielle Tier. Rituale, Feste, Zeiten zwischen den Zeiten. Wien: Styria 2004
  • Thomas Macho: Science & Fiction. Über Gedankenexperimente in Wissenschaft, Philosophie und Literatur. Frankfurt am Main: Fischer 2004
  • Thomas Macho: Rituale. Zürich: Vontobel-Stiftung 2006
  • Thomas Macho [Hg.]: Die neue Sichtbarkeit des Todes. München: Fink 2007
  • Thomas Macho: Tiere, Menschen, Maschinen. Zur Kritik der Anthropologie. Frankfurt am Main: Fischer 2009
  • Thomas Macho: Der Entscheidungszwang. Wie Freiheit und Selbstverantwortung zur Last werden. München: Diederichs 2011
  • Thomas Macho: Vorbilder. München: Fink 2011
  • Thomas Macho / Niels Schröder: Keimfrei. Zürich: Vontobel-Stiftung 2013
  • Thomas Macho / Manfred Osten / Peter Sloterdijk: Gespräche über Gott, Geist und Geld. Wien: Herder 2014
  • Thomas Macho / Iris Därmann [Hg.]: Unter die Haut. Tätowierungen als Logo- und Piktogramme. Paderborn: Fink 2015
  • Thomas Macho: Schweine. Ein Portrait. Berlin: Matthes & Seitz 2015
  • Thomas Macho: Anmerkungen zur Oper. Paderborn: Fink 2015
  • Thomas Macho: Das Leben nehmen. Suizid in der Moderne. Berlin: Suhrkamp 2017


Literatur von und über Thomas Macho im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus finden Sie hier.

Literatur

  • Homepage von Thomas Macho: Vita. [Stand 21.03.2017]
  • Zentrum für Literatur und Kulturforschung Berlin: Thomas Macho. [Stand 21.03.2017]
  • Thomas Macho wird neuer Leiter des IFK. In: ORF-Science. 26.08.2015 [Stand 21.03.2017]
  • Eva Obermüller: Die Kulturwissenschaft entdeckt das Leben. In: ORF-Science. 29.02.2016 [Stand 21.03.2017]