Trautson-Codex
(Österreichische Nationalbibliothek, Codex series nova 12.781), ein kurz nach 1630 angelegtes handschriftliches Verzeichnis von 1068 Inschriften, die damals in Wien erhalten waren, größtenteils auf Grabdenkmälern und anderen sakralen Objekten in Kirchen und Klöstern, vereinzelt auch von Profanbauten, mit vielen abgezeichneten Wappen. Die Handschrift befand sich 1751-1775 in der Familienbibliothek der Fürsten Trautson; die Überlieferung, dass sie von Ernst Graf Trautson (1685-1702 Bischof von Wien) in Auftrag gegeben worden sei, trifft nicht zu, weil nach den verzeichneten Jahreszahlen der Codex den Stand von 1630 festhält. Teilabschriften wurden vom Dorotheerkloster (1751), vom Minoritenkloster (1771) und vom Schottenstift (1774) hergestellt, auch Leopold Fischer (1770) wertete die Handschriften aus. Eine vollständige Abschrift (ergänzt um 112 Inschriften, die bis 1785 reichen) fertigte der Wiener Domherr Franz von Smitmer an (sie ist in der Österreichischen Nationalbibliothek erhalten geblieben). Hingegen ist das Original, das nach dem Aussterben der Familie Trautson (1775) und dem Verkauf ihrer Bibliothek von Franz Freiherr von Prandau († 1811) erworben wurde, seither verschollen. Da der Trautson-Codex zum weitaus größten Teil Inschriften verzeichnet, die nicht mehr erhalten sind (beispielsweise 441 von St. Stephan, von denen es nur noch knapp 100 gibt), ist er von hohem genealogischen, sozial- und kunstgeschichtlichen Wert.
Literatur
- Richard Perger: Der Codex Trautsonianus. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 27 (1971), S. 31 ff.
- Renate Kohn: Wiener Inschriftensammler vom 17. bis zum beginnenden 19. Jahrhundert. Geisteswissenschaftliche Diss. Univ. Wien. Wien. 1993, S. 94 ff.