48° 12' 48.33" N, 16° 22' 47.39" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Zentralkino 2., Taborstraße 8 wurde 1916 gegründet. 1922 hatte es einen Fassungsraum für 1.008 Personen, 1923 für 984 Personen. 1929 wurde es in UFA Ton Kino umbenannt und Besitzer wurde die Zentral Kino GmbH. Gleichzeitig wurde auch der Tonfilm eingeführt und das Kino hatte 1934 ein Fassungsvermögen von 1.048 Personen.
Zentralkino
Vor der Einführung des Tonfilms verfügte das 1916 als Wohlfahrtsunternehmen im Zuge der Kriegsvorsorge von der Zentral Kino G.m.b.H. (in Zusammenarbeit mit der UFA) gegründete Kino über ein eigenes Orchester zur Begleitung der gezeigten Filme. Die Konzession hatte bis 1926 das "Komitee der Tagesheimstätten für Kriegerwaisen und bedürtige Kinder von Eingerückten in Wien" inne. Die Abgaben von zwei Prozent der Bruttoeinnahmen dienten der Errichung von Kindertagesheimen für Kriegswitwen.
1925 wurde für den Film "Die zehn Gebote" eine Kinoorgel eingebaut, die bis 1930 zum Einsatz kam. Nach dem Umbau in ein Tonkino wurde die Orgel der Sieveringer Kirche (19., Sieveringer Straße, Fröschelgasse; Pfarrkirche „Heiliger Severin") übergeben, wo sie bis 1962 betrieben wurde.
Ab 1926 hatte die "1. Wiener Suppen- und Teeanstalt, Zentralverein für Volksernährung in Wien IX", deren 1. Vizepräsident Vizebürgermeister Franz Hoß war und deren 2. Vizepräsident Stadtrat Julius Tandler war, die Lizenz inne.
UFA Ton Kino
Nur wenige Jahre später wurde das großzügig angelegte Kino durch die erste Präsentation des deutschen Tonfilmsystems wienweit bekannt. Ab 1929 gab man hier durchgängig Tonfilme.
Bereits 1927 wurde das Kino der deutschen UFA angeschlossen und in den folgenden Jahren, vor allem aber in den Jahren des Nationalsozialismus, zum Wiener UFA Ton Kino (auch UFA Theater; unter anderem auch zur Unterscheidung vom Zentral Kino in Wien-Simmering und als Hinweis auf die Nutzung des Tobis Klangsystems der UFA).
Das Kino war, wie auch der Name UFA Ton Kino, belegt, ähnlich wie das ebenfalls in Wien-Leopoldstadt gelegene Schwedenkino, das Filme der MGM in Wien zeigte, ebenfalls ein "Premierenfilmkino", und zwar für Filme der UFA, was das Kino nicht zuletzt in den 1930er Jahren einem starken politischen Einfluss von Berlin aussetzte; so trafen sich hier bereits vor 1933 illegale Nationalsozialisten.
Tabor Kino
Auch in den Nachkriegsjahren war das Bezirkskino als Tabor Kino beliebter Treffpunkt und zeichnete sich vor allem durch seine bequeme zweisitzige Bestuhlung aus sowie durch seine 70 mm-Projektionen. "Die Außen- und Innenarchitektur dieser frühen Großraumkinos erinnerte stark an den traditionellen Theaterbau."[1]
1996 wurde das Tabor Kino als letztes bestehendes Kino der Leopoldstadt geschlossen und an dieser Stelle ein Supermarkt errichtet.
Siehe auch: Kino
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 104, A11, 2. Zentral-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 471, A3/3: 2. Taborstraße 8a Tabor-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1 - Kinoakten: 135 UFA-Theater
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, A1 - Kinoakten: 155 Zentral-Kino
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Fachverband der Lichtspieltheater, A1 - Kinoakten: 208 Tabor-Kino
Literatur
- Karl-Heinz Bauer: Kinosterben in Wien. Eine Analyse der strukturellen Rahmenbedingungen und Darstellung der Auswirkung unter Berücksichtigung von ursächlichen Zusammenhängen. Diplomarbeit Univ. Wien, Wien 1994
- Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 192
Weblinks
- Angela Heide: KinTheTop: Taborkino [Stand: 01.04.2020]
- Alle Kinos: Wien [Stand: 01.04.2020]
Einzelnachweise
- ↑ Karl-Heinz Bauer: Kinosterben in Wien. Eine Analyse der strukturellen Rahmenbedingungen und Darstellung der Auswirkung unter Berücksichtigung von ursächlichen Zusammenhängen. Diplomarbeit Univ. Wien, Wien 1994, S. 13.